Finanzen

Russland stößt Hälfte seiner US-Staatsanleihen ab

Lesezeit: 2 min
01.07.2018 01:55
Die russische Regierung hat fast die Hälfte ihres Bestandes an US-Staatsanleihen abgestoßen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die russische Regierung hat im April fast die Hälfte ihrer Bestände an US-amerikanischen Staatsanleihen verkauft. Dies berichtet Bloomberg unter Berufung auf russische Angaben. Demzufolge sank der Gesamtumfang der Bestände zwischen April und Mai von mehr als 96 Milliarden Dollar um 47,4 Milliarden Dollar auf aktuell 48,7 Milliarden Dollar.

Im März hatte Russland Anleihen im Wert von 1,6 Milliarden Dollar und im Februar von etwa 9,3 Milliarden Dollar abgestoßen. Im Jahr 2010 hatten die Reserven an US-Staatsanleihen noch etwa 176 Milliarden Dollar betragen.

Im Gegenzug stockte Russland seine Goldreserven weiter auf. Deren Umfang hat inzwischen den höchsten Wert seit mindestens 18 Jahren erreicht. Der Zentralbank zufolge verfügt das Land nun über rund 62 Millionen Feinunzen (31,1 Gramm) Gold, was einem derzeitigen Marktpreis von etwa 80 Milliarden Dollar entspricht. Im Mai sagte die Gouverneurin der russischen Zentralbank, Elwira Niabullina, dass die Goldkäufe zu einer Diversifikation der Reserven beitragen.

„Dies sind schlechte Nachrichten für Washington. Die ausländische Nachfrage ist wichtig, um die angekündigte massive Ausweitung der Neuschuldenaufnahme zu absorbieren. Das Finanzministerium muss hohe geplante Ausgaben und die Einbußen durch die Steuerreform finanzieren. Es plant, im laufenden Jahr neue Anleihen im Gesamtumfang von 1,4 Billionen Dollar zu emittieren“, schreibt Strategic Culture Foundation.

Hinter den Entwicklungen steht der Wunsch der russischen Regierung, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu senken. In seiner Ansprache zu seiner vierten Amtszeit als Präsident sagte Wladimir Putin, dass es das Ziel sei, sich vom Dollar zu lösen und die Reserven des Landes zu diversifizieren, um einen „ökonomische Souveränität“ zu erlangen.

In den vergangenen Jahren hatte die US-Regierung und die EU mehrfach Sanktionen gegen Russland erlassen. Da die Verwendung des US-Dollar im Geschäftsbetrieb zur Anwendung der US-Rechtsprechung führen kann, versucht die Regierung in Moskau offenbar, die Banken und Unternehmen des Landes vor dem Zugriff der US-Justiz zu schützen.

Russische Unternehmen zahlen bereits für etwa 15 Prozent der Importe aus China in der chinesischen Landeswährung Renminbi, während für rund 9 Prozent der russischen Importe nach China der Rubel genutzt wird. Moskau und Peking hatten in der Vergangenheit bereits mehrere Abkommen geschlossen, um den Dollar aus dem Finanz- und Handelsverkehr zu verbannen. Am 8. Juni vereinbarten sie, die Abwicklung des bilateralen Handels in den jeweiligen Landeswährungen zu intensivieren. Grundlage dafür war ein im Oktober 2017 gestartetes Abwicklungssystem. Auch die von den Chinesen in Schanghai eröffneten Terminbörsen erlauben es russischen Unternehmen, Gold und Rohöl in Renminbi zu handeln.

China gehört mit Japan zu den größten Gläubigern der US-Regierung. Beide Staaten verfügen über Forderungen von mehr als 1,1 Billionen Dollar. Während Japan im April US-Anleihen im Umfang von 12 Milliarden Dollar verkaufte, machte China Anleihen im Gesamtwert von etwa 7 Milliarden Dollar zu Geld. Insbesondere das weitere Vorgehen von China – einem Verbündeten von Russland – ist signifikant. „China könnte das selbe wie Russland machen, wenn der Handelskrieg mit den USA aus dem Ruder läuft. Das haben sich schon öfters gemacht. Russland geht es eher darum, die Unternehmen vor US-Sanktionen zu schützen“, wird ein Analyst der Danske Bank von Bloomberg zitiert.


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...