Politik

Putin vertreibt US-Spione aus dem Kreml

Lesezeit: 2 min
25.08.2018 01:52
Russland hat die jüngste Ausweisung von US-Diplomaten genützt, um Quellen der CIA im Kreml zum Schweigen zu bringen.
Putin vertreibt US-Spione aus dem Kreml

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die New York Times berichtet, dass die US-Geheimdienste offenbar den direkten Zugang zu Informationen aus dem Kreml verloren haben. Die Dienste wüssten nicht, welche Absichten Russlands Präsident Wladimir Putin verfolge, weil maßgebliche Quellen, die aus dem innersten Zirkel des Kremls berichtet hatten, plötzlich schweigen. Die Zeitung beruft sich auf anonyme „Beamte, die mit den Geheimdiensten vertraut sind“. Sie beklagen ein Versiegen der Informationen aus Putins direkter Umgebung. Die Beamten glauben nicht, dass die Quellen kompromittiert oder getötet wurden. Stattdessen seien sie zu dem Schluss gekommen, dass sie wegen einer aggressiveren Spionageabwehr aufgegeben hätten zu berichten. Offenbar fürchten die Kreml-Quellen ihre Enttarnung. Es ist allerdings nicht klar, ob die Geheimdienste diese für sie unangenehme Nachricht lanciert haben, um Quellen im Kreml zu schützen, damit diese weiterarbeiten können.

Aktive und ehemalige Beamte sagten laut NYT, dass die Ausweisung von amerikanischen Geheimdienstlern aus Moskau die Spionage-Arbeit beeinträchtigt habe. Die Beamten behaupten auch, dass die Enttarnung eines FBI-Informanten, der vom Geheimdienstkomitee des Geheimdienstes unter die Lupe genommen wurde - eine Untersuchung, die von Präsident Trump angeregt wurde - eine abschreckende Wirkung auf die Tätigkeit von Informanten gehabt habe. Die Geheimdienste geben laut NYT an, dass es wesentlicher Bestandteil für die Arbeit ihrer Informanten sei, dass ihre Identität niemals in der Öffentlich preisgegeben würden. Bei den US-Diensten herrscht eine gewisse Nervosität, nachdem US-Präsident Donald Trump dem früheren CIA-Chef John Brennan den Zugang zu geheimen Informationen entzogen hat. In den USA haben laut Angaben des Weißen Hauses etwa drei Millionen ehemaliger Mitarbeiter der Regierung eine derartige Zugangsberechtigung.

Die Beamten bestätigten die Verschlechterung der Qualität der in Russland gesammelten Informationen. Ein Sprecher der CIA lehnte eine Stellungnahme ab.

Es sei für die Dienste schwierig herauszufinden, wann eine Quelle ihre Arbeit eingestellt habe. Es dauere oft Monate, ehe die CIA erkennt, dass eine Schlüsselquelle laut ehemaligen Beamten verstummt ist. Es sei selten, dass die Agentur sofort entdeckt, dass Informanten aufgeflogen sind oder Angst haben. Erst nach einigen Treffen, zu denen die Quellen nicht mehr erschienen, könnten CIA-Offiziere und Analysten zu dem Schluss kommen, dass eine Quelle entschieden hat, dass es zu gefährlich ist, Informationen weiterzugeben.

Die Beamten glauben, dass sie nicht den gleichen Zugang zu Informationen aus dem inneren Kreis des Kremls haben wie früher. Die Spionage scheint gelitten zu haben, nachdem Russland in diesem Jahr Beamte aus amerikanischen diplomatischen Außenposten als Vergeltungsmaßnahme für die Vereinigten Staaten von 60 russischen Beamten ausgewiesen hat, sagte John Sipher, ein Veteran der CIA, der in den 1990er Jahren in Moskau diente und später das Russland-Programm der CIA leitete.

Die Anwesenheit der CIA in Moskau war nach Angaben früherer Offiziere immer klein, zumindest angesichts der Wichtigkeit des Ziels, der Schwierigkeit der Spionage und der Stärke der Spionageabwehr, die die Russen der Abwehr amerikanischer Spione widmeten. „Die Russen haben eine ganze Reihe unserer Leute rausgeschmissen“, sagte Mr. Sipher der NYT: „Unsere Station in Moskau ist jetzt vermutlich sehr klein und die Leute werden unglaublich überwacht.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Kommission unterstützt Lausitz: Auf dem Weg zum "Netto-Null-Valley"
19.05.2024

Wie kann man ohne die Freisetzung von Treibhausgasen produzieren? Das Kohlerevier in der Lausitz strebt danach, als Modellregion in Europa...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Europarat: Ein Jubiläum in turbulenten Zeiten
19.05.2024

Der einst stolze Europarat feiert sein 75-jähriges Bestehen, doch das Jubiläum findet inmitten von Krisen und Unsicherheit statt,...

DWN
Finanzen
Finanzen P2P-Kredite als alternative Geldanlage: Chancen und Risiken
19.05.2024

P2P-Kredite sind eine aufstrebende Anlageklasse, die Privatpersonen ermöglicht, direkt in den Kreditbedarf anderer Privatpersonen zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Erfolg zur Krise: Wie Adidas seine Dominanz im Sportmarkt verlor
19.05.2024

Adidas, einst ein Riese im Sportmarkt, kämpft nach katastrophalen Kooperationen und einem Börsenabsturz gegen den Aufstieg von Nike. Mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditanstalt für Wiederaufbau in der Kritik, nutzt Potenzial unzureichend
19.05.2024

Eine neue Studie der Stiftung Klimaneutralität zieht eine kritische Bilanz zur Rolle der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach...

DWN
Politik
Politik Scholz verspricht Hilfe - Überschwemmungen im Saarland zeigen Naturgewalt
19.05.2024

Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte Kleinblittersdorf im Saarland, um nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen Hilfe zu...

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...