Deutschland

Banken: Neue EU-Richtlinie wird Zahl der Online-Zahlungen spürbar verringern

Lesezeit: 2 min
12.06.2019 16:29
Europas Banken sind nach eigenen Angaben nicht in der Lage, die neue EU-Richtlinie zu Online-Zahlungen bis September umzusetzen. Es drohen erhebliche Unterbrechungen.
Banken: Neue EU-Richtlinie wird Zahl der Online-Zahlungen spürbar verringern
Mehr als ein Viertel der Online-Zahlungen mit Kreditkarten werden ab September illegal, wenn die EU-Richtlinie nicht entschärft wird. (Foto: dpa)
Foto: picture alliance / Lino Mirgeler

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die großen europäischen Banken warnen, dass sie ab September mehr als ein Viertel der Online-Bezahlvorgänge nicht mehr durchführen können. Denn sie sind noch nicht ausreichend auf die dann einsetzenden neuen EU-Vorschriften vorbereitet und fordern nun dringend mehr Zeit für die Umstellung.

In einem Schreiben an die EU-Kommission und an die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) fordern die Fachverbände des Bankensektors eine EU-weite Anstrengung zur Bewältigung der durch die neuen Vorschriften verursachten Risiken.

Zu den Unterzeichnern dieses Schreibens der Bankenbranche vom Dienstag, das der Financial Times vorliegt, gehören auch die Europäische Sparkassenvereinigung und der Europäische Verband der Genossenschaftsbanken.

Neue EU-Richtlinie bringt Probleme für Online-Zahlungen

Die von der EU geplanten Änderungen sind Teil der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie. Sie erfordern, dass die meisten Online-Zahlungen über mehr als 30 Euro eine zusätzliche Verifizierungsstufe durchlaufen, wie zum Beispiel die Eingabe eines per SMS erhaltenen Codes.

Die Banken befürchten, dass die ihnen zur Vorbereitung eingeräumte Zeit nicht ausreicht. Die Verantwortlichen sagten, dass einige der neuen Systeme noch nicht im großen Maßstab getestet worden seien. Viele kleinere Unternehmen hätten noch keinen Zugang zu der notwendigen Software.

Untersuchungen des britischen Branchenverbands schätzen, dass ohne signifikante Änderungen der EU-Richtlinie zwischen 25 und 30 Prozent der Transaktionen mit E-Commerce-Karten unmöglich werden.

"Wir sind besorgt über die wahrscheinlichen negativen Auswirkungen auf den Markt, welche die Anwendung dieser Regeln verursachen könnte, da schätzungsweise 30 Prozent der Transaktionen mit E-Commerce-Karten abgelehnt werden dürften", so das Schreiben der Fachverbände vom Dienstag.

Das Schreiben besagt, dass die Regeln zu einem "massiven Umsatzverlust für Händler", zu schwerwiegenden Störungen für die Verbraucher und zu einer Flut von Beschwerden führen könnten, die "den regelmäßigen Kundendienst unserer Mitglieder überfordern würden".

Auch Online-Händler schlagen Alarm

Die Warnung der Bankenverbände, die zusammen mehr als 5.000 Kreditgeber vertreten, folgt ähnlichen Beschwerden von E-Commerce-Gruppen und Zahlungsabwicklern wie Amazon und Stripe in der letzten Woche.

Die in letzter Minute durchgeführte Verschärfung der Vorschriften wurde mit der Einführung der Allgemeinen Datenschutzverordnung im vergangenen Jahr verglichen, welche die Vorschriften für den Umgang von Unternehmen mit personenbezogenen Daten verschärft hat.

Die Verantwortung für die Durchsetzung der Vorschriften liegt bei nationalen Behörden. Einige, darunter die britische Financial Conduct Authority, haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, eine 18-monatige Übergangsfrist zu unterstützen, sagen Teilnehmer an Diskussionen mit der Regulierungsbehörde.

Die Branchenverbände wünschen sich jedoch einen EU-weiten Ansatz, um für Unternehmen in verschiedenen Ländern "gleiche Wettbewerbsbedingungen" zu schaffen und zusätzliche Komplikationen für grenzüberschreitende Gruppen zu vermeiden.

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, dass "die Branche mehr als drei Jahre Zeit hatte, sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten". Zudem habe man verschiedene Ratgeber und technische Hinweise veröffentlicht, um den Weg für das Inkrafttreten der neuen Vorschriften zu ebnen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...