Deutschland

Zwei Eurofighter der Bundeswehr stürzen bei Übung ab

Lesezeit: 2 min
24.06.2019 14:49
In Mecklenburg-Vorpommern sind Medienberichten zufolge zwei Eurofighter der Bundeswehr abgestürzt.

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Zwei Rauchsäulen am Himmel zeugen am Montag vom schwersten Unglück der Luftwaffe seit Jahren. Nach einer Kollision in der Luft bei einer Luftkampfübung stürzen zwei «Eurofighter» in Mecklenburg-Vorpommern ab. Ein Pilot wird von Rettern lebend aus einem Baum geborgen. Vom zweiten fehlt zunächst jede Spur, aber nahe der Absturzstelle finden Rettungsmannschaften am Nachmittag Leichenteile, berichtet die dpa.

Trümmer regnen nach dem Zusammenstoß über das Gebiet bei Plau am See, das bei Touristen beliebt ist und dessen Campingplätze zu Beginn der Sommerferien in den ersten Bundesländern gut besucht sind. Die Polizei warnt via Twitter: «Bitte nicht nähern! Bitte machen Sie den Weg für Rettungskräfte frei und umfahren Sie den Bereich». Immerhin: «Beide #Eurofighter waren nicht bewaffnet», schreibt die Luftwaffe über Twitter.

Gut zwei Stunden nach dem Unglück kreisen über dem 650-Seelen-Dorf Nossentiner Hütte mehrere Hubschrauber, Busse mit Hilfskräften von Katastrophenschutz und Bundeswehr fahren vor, Polizisten sperren Zugänge zu den Unfallstellen ab. Auf den Gehwegen bilden sich Grüppchen, die Kunde vom Unglück spricht sich rasend schnell herum.

«Ich habe einen Doppelknall gehört und dann eine große schwarze Wolke gesehen», sagt die Erzieherin eines Kindergartens etwa 400 Meter von einer der Absturzstellen entfernt. «Alle haben große Angst gehabt.»

Der Hafenmeister des SBS Yachthafenresorts Fleesensee, Oliver Kusay, hat das Unglück ebenfalls miterlebt - in etwa vier Kilometern Entfernung vom gegenüberliegenden Ufer des Sees. «Wir saßen gerade im Restaurant beim Mittag, als uns ein lauter Knall aufschreckte. Sekunden später ging ein Feuerball nieder und verschwand dann im Wald», berichtet der 38-Jährige. Minutenlang sei dann noch ein Fallschirm am Himmel zu sehen gewesen, mit dem sich der Pilot offensichtlich habe retten können.

Kusay zeigt sich nicht überrascht von dem Unglück. «Die spielen hier öfter mal Fangen. Irgendwann musste ja mal was passieren.» Der Bootsverleiher macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Flugübungen der Düsenjets vor allem im Sommer nicht gefallen. Bootsführer, Radfahrer und Camper kämen wegen der unberührten Natur und der ungestörten Ruhe in die seenreiche Müritzregion. «Da findet man es nicht so gut, wenn man durch Kampfflieger aufgeschreckt wird, die die Schallmauer durchbrechen», sagt Kusay.

Die Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 «Steinhoff» sind am frühen Nachmittag im Luftraum südlich von Rostock unterwegs als sie gegen 14.00 Uhr in der Luft zusammenstoßen. Der Pilot einer dritten an der Luftkampfübung beteiligten Maschine sieht noch, wie zwei Fallschirme niedergehen. Die Luftwaffe bestätigt später, dass beide Piloten noch den Schleudersitz betätigten.

Der typischerweise einsitzige Jet ist 15,9 Meter lang und fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit. Er kann sowohl für Luft-Luft- als auch für Luft-Boden-Kämpfe bewaffnet werden.

Beim Taktischen Luftwaffengeschwader 73 in Laage bei Rostock sind rund 25 «Eurofighter» stationiert. Hauptaufgabe des Geschwaders ist die Ausbildung der deutschen «Eurofighter»-Piloten. Nach ihrer fliegerischen Grundausbildung in den USA werden sie in Laage speziell auf den europäischen Kampfjet geschult, dazu gehört auch die erweiterte Waffenausbildung.

Bei Bedarf ist das Geschwader gemeinsam mit zwei anderen Jagdverbänden auch für die Sicherung des deutschen Luftraums zuständig. Für das sogenannte «Air Policing» steht eine Alarmrotte bereit, die auf Anweisung eines Nato-Gefechtsstandes eingesetzt werden kann. 2018 unterstützen Eurofighter aus Laage die baltischen Staaten bei der Luftraumüberwachung.

Im Juni 2014 war in Nordrhein-Westfalen ein «Learjet» abgestürzt, der an einer Routine-Übung der Bundeswehr beteiligt war und in etwa 2500 Metern Höhe mit einem «Eurofighter» der Luftwaffe zusammenstieß. Der Kampfjet konnte trotz Schäden zu einem Luftwaffenstützpunkt zurückkehren. Die beiden «Learjet»-Piloten starben. Ermittler machten damals einen Flugfehler und fehlendes Risiko-Bewusstsein als Auslöser des Unglücks aus.

In Nossentiner Hütte steht an diesem Montag Edeltraut Kurth in ihrem Garten und blickt ungläubig in Richtung eines 400 Meter entfernten Feldes, wo kurz zuvor eine der beiden Maschinen niedergegangen war. «Wenn man so etwas einmal erlebt hat, möchte man nicht mehr, dass hier solche Tiefflugübungen noch stattfinden», sagt die 66-Jährige.


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