Finanzen

Bankrun beginnt: Argentinier heben massenweise Geld ab

Lesezeit: 1 min
03.09.2019 09:45  Aktualisiert: 03.09.2019 09:46
Weil es immer offensichtlicher wird, dass Argentinien faktisch bankrott ist, kommt es zu Bankruns in der Hauptstadt Buenos Aires.
Bankrun beginnt: Argentinier heben massenweise Geld ab
Foto: Natacha Pisarenko

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Schlangen vor den Banken, Staatsanleihen auf Rekordtiefs, Landeswährung unter Druck: Die von der Regierung eingeführten Kapitalkontrollen sorgen in Argentinien für Unruhe, berichtet Reuters. In der Hauptstadt Buenos Aires standen am Montag viele Menschen vor den Banken an, um ihre Einlagen abzuheben. "All die Leute heben ab was sie haben, oder zumindest einen Teil davon, weil sie ihr Geld derzeit lieber zuhause haben wollen", sagte der 61-jährige Bankkunde Julio Novoa.

Die Regierung hatte zuvor Devisenkäufe begrenzt, um die Landeswährung Peso zu stützen - mit begrenztem Erfolg: Zwar wertete der offizielle Kurs um 0,88 Prozent zum Dollar auf, auf dem Schwarzmarkt fiel er hingegen um 0,8 Prozent auf einen Kurs von 63,5 je Dollar. Die Kurse für argentinische Staatsanleihen rutschten zugleich auf Rekordtiefs ab.

Präsident Mauricio Macri vollzieht mit den Kapitalkontrollen einen Kurswechsel. Er hatte die Präsidentschaftswahl 2015 nicht zuletzt mit dem Versprechen gewonnen, die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas zu "normalisieren", die von der Vorgängerregierung bevorzugten Kontrollen aufzugeben. "All diese Maßnahmen haben Stabilität als zentrales Ziel", verteidigte Finanzminister Hernan Lacunza das Vorgehen. Zentralbankpräsident Guido Sandleris bezeichnete das heimische Finanzsystem als "stark". Die Notenbank werde ihre strenge Geldpolitik trotz der Währungsrestriktionen beibehalten. Sie hat seit vergangenem Mittwoch fast eine Milliarde Dollar an Währungsreserven auf den Markt geworden, um die Talfahrt des Peso aufzuhalten - ohne nennenswerten Erfolg. Finanzexperten wie Michael Bolliger von UBS Wealth Management sehen in den Kapitalkontrollen hingegen ein "Zeichen der Verzweiflung".

Das südamerikanische Land steht seit Wochen verstärkt unter Druck durch den Kursrutsch des Peso, der seit dem 11. August zum Dollar annähernd ein Viertel an Wert verloren hat. Damals hatte der wirtschaftsfreundliche Präsident Mauricio Macri eine Vorwahl gegen seinen linksgerichteten Herausforderer Alberto Fernandez verloren. Dieser gilt nun als Favorit für die Präsidentenwahl im Oktober. An den Finanzmärkten gibt es die Sorge, dass der Peso-Verfall dazu führen könnte, dass das Land seine Dollar-Schulden nicht mehr begleichen kann. Alle drei großen Ratingagenturen stuften die Kreditwürdigkeit des Landes herab.

Verschärft wurde die Krise vergangene Woche, als es Finanzminister Lacunza nicht gelang, auslaufende Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit neu zu finanzieren und er deswegen längere Laufzeiten ins Spiel brachte. Das hoch verschuldete Land will sich damit finanziell Luft verschaffen. Es geht um Bonds sowie um Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gesamtwert von rund 100 Milliarden Dollar.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...

DWN
Politik
Politik Friedrich Merz bleibt Parteichef: CDU zur sofortigen Regierungsübernahme bereit
06.05.2024

Die CDU trifft sich zum dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Es geht um die Verabschiedung des neuen Parteiprogramms der Union und auch...

DWN
Politik
Politik Scholz zu Besuch in Litauen: „Jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen"
06.05.2024

Mit der anlaufenden Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade an der Nato-Ostflanke geht Deutschland im Bündnis voran. Der...

DWN
Politik
Politik Über Fidschi nach Down under: Annalena Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise
06.05.2024

Sie zählen zu den kleinsten Klimasündern, haben aber am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden. Baerbock ist um die...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Verstöße gegen EU-Werte: Kommission will Verfahren gegen Polen beenden
06.05.2024

Die EU-Kommission will das Artikel-7-Verfahren gegen Polen beenden. Es war wegen etwaiger Verstöße gegen die Werte der Europäischen...