Finanzen

Historisch hohe Stromkosten: Über die Hälfte entfällt auf Steuern, Abgaben und Umlagen

Über die Hälfte der gesamten Stromkosten der deutschen Haushalte entfällt auf Steuern, Abgaben und Umlagen, die der Staat einzieht. Dies geht aus einer Berechnung des Vergleichsportals Verivox hervor.
17.09.2019 09:58
Aktualisiert: 17.09.2019 10:02
Lesezeit: 2 min

Der deutsche Staat bleibt der größte Preistreiber beim Strom. Allein in diesem Jahr summieren sich die Kosten privater Haushalte für staatliche Strompreisbestandteile auf über 20 Milliarden Euro. Das entspricht einer Abgabenquote von 53 Prozent. Würde hier der größte Kostenblock – die sogenannte Ökostromumlage – wegfallen, könnte ein Durchschnittshaushalt um bis zu 229 Euro im Jahr entlastet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox.

Die Kosten für Strom belaufen sich gemäß Verivox-Verbraucherpreisindex aktuell auf 30,20 Cent je Kilowattstunde. Im Jahr 2018 benötigten die privaten Haushalte rund 127 Milliarden Kilowattstunden Strom. Auf Basis dessen lassen sich für 2019 jährliche Stromkosten von zusammen 38 Milliarden Euro prognostizieren.

9,9 Milliarden Euro (26 Prozent) entfallen dabei auf die Netznutzung, 8,2 Milliarden Euro (21 Prozent) bleiben den Stromversorgern für Beschaffung, Marge und Vertrieb. Die restlichen 20,3 Milliarden Euro machen staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen aus. Lag dieser Kostenblock vor zehn Jahren noch bei 40 Prozent, machen staatliche Steuern, Abgaben, Umlagen derzeit 53 Prozent des Strompreises aus.

„Rund 8 Milliarden Euro zahlen private Verbraucher in diesem Jahr allein für die Ökostromumlage. Besonders ärgerlich: Auf den vollen Strompreis wird am Ende noch die Mehrwertsteuer fällig und damit weitere 6,1 Milliarden Euro. Die gute Nachricht: Der Staat hat hier einige Hebel in der Hand, Verbraucher nachhaltig zu entlasten,“ sagt Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox.

Wegfall der EEG-Umlage würde Strompreise um ein Viertel reduzieren

Für die Ökostromumlage, mit der der Ausbau erneuerbarer Energien finanziert wird, werden aktuell 6,41 Cent je Kilowattstunde fällig. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden bedeutet das eine jährliche Belastung von 229 Euro brutto. Bei einem Wegfall der Umlage könnten die Strompreise entsprechend stark sinken.

„Entscheidet sich das Klimakabinett für die Streichung der EEG-Umlage, würde der Strompreis in Deutschland für einen Durchschnittshaushalt schlagartig um 25 Prozent sinken. Für Verbraucher in Deutschland wäre das – nach jahrelang steigenden Preisen – endlich eine gute Nachricht“, so Vogel.

Senkung der Stromsteuer würde Haushalte um 70 Euro entlasten

Die Stromsteuer für private Verbraucher macht mit 2,05 Cent je Kilowattstunde rund 7 Prozent der Stromrechnung aus. Für einen Durchschnittshaushalt entstehen Kosten von 73 Euro brutto pro Jahr. Auf nationaler Ebene kann die Stromsteuer aufgrund von EU-Regeln zwar nicht gänzlich abgeschafft werden. Die Europäische Union sieht einen Mindestsatz von 0,1 Cent/kWh für die Stromsteuer vor. Eine entsprechende Senkung würde Haushalte aber immer noch um 70 Euro brutto entlasten.

Ermäßigte Mehrwertsteuer: Stromrechnung könnte um 91 Euro sinken

Die Mehrwertsteuer macht mit einem Anteil von 16 Prozent (19 Prozent auf den Nettopreis) einen der größten Posten auf der Stromrechnung aus. Aus Verbrauchersicht besonders ärgerlich: Die Mehrwertsteuer wird auch auf die Stromsteuer sowie sämtliche Umlagen und Abgaben aufgeschlagen - und Strom damit de facto doppelt besteuert. Die Mehrwertsteuer auf Strom belastet einen Durchschnittshaushalt mit 145 Euro pro Jahr. Würde Strom als lebensnotwendiges Gut eingestuft und damit unter den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent fallen, entspräche das einer jährlichen Entlastung von 91 Euro.

Methodik

Der jährliche Stromverbrauch privater Haushalte für das Jahr 2019 wurde auf Basis der Daten der AG Energiebilanzen auf Basis des Vorjahrs geschätzt. Die Stromkosten wurden anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden ermittelt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex berücksichtigt die Preise der örtlichen Grundversorger sowie die der wichtigsten überregionalen Versorger.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....