Daimler-Chef Ola Källenius setzt mit seinem Sparprogramm bei den Führungskräften des Autobauers an. Laut Betriebsrat sollen weltweit 1100 Stellen auf den verschiedenen Management-Ebenen wegfallen. In Deutschland wäre es etwa jede zehnte, wie Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht am Freitag in einem Info-Brief an die Mitarbeiter schrieb, der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatten Süddeutsche Zeitung und Handelsblatt darüber berichtet. Daimler wollte das nicht kommentieren. Källenius will erst kommende Woche einen Einblick in seine Strategie für die nächsten Jahre geben.
Den Sparkurs hatte noch Källenius' Vorgänger Dieter Zetsche Anfang des Jahres vorgegeben. Die allgemein schwache Autokonjunktur, Produktionsprobleme, hohe Kosten für Rückrufe und andere Sorgen mit dem Diesel sowie die immensen Ausgaben für Elektromobilität und Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren machten und machen Daimler zu schaffen. Vor allem das erste Halbjahr lief nicht gut. Inzwischen stecken alle deutschen Autobauer mit ihrem Strategieschwenk hin zur E-Mobilität in ernsten Problemen.
Källenius habe nun Anfang der Woche bei einer internen Führungskräfteveranstaltung erstmals eine konkrete Zahl zu seinen Sparplänen genannt - nämlich die der zu streichenden Managerjobs, schrieb Brecht an die Mitarbeiter. "Wir sehen als Gesamtbetriebsrat durchaus die finanziell schwierige Situation sowie die Notwendigkeit von umsichtigen Maßnahmen, aber: Ihr dürft nicht für juristische Streitigkeiten oder Qualitätsprobleme von Zulieferern zur Kasse gebeten werden!", heißt es in dem Brief weiter.
Um die Personalkosten zu reduzieren, habe die Unternehmensleitung auch vorgeschlagen, mögliche Tariferhöhungen aus der im Frühjahr 2020 anstehenden Tarifrunde nicht zu übernehmen oder individuelle Lohn- und Gehaltserhöhungen hinauszuzögern. "Dies haben wir kategorisch abgelehnt", betonte Brecht. Ein Unternehmenssprecher sagte, man äußere sich nicht zu Spekulationen. Mit den Arbeitnehmervertretern gebe es einen konstruktiven Dialog.
Daimler hat gut 178 000 Beschäftigte in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen hat der Konzern bis Ende des kommenden Jahrzehnts ausgeschlossen, auch Abfindungsprogramme oder ähnliches soll es nicht geben - was nicht ausschließt, dass der Konzern zum Beispiel freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt. Punktuelle Ausscheidungsvereinbarungen für Beschäftigte im indirekten Bereich, also zum Beispiel in der Verwaltung, könne man durchaus auch diskutieren, schrieb Brecht.
Der Betriebsrat fordert zudem eine Ausweitung der in der vergangenen Tarifrunde ausgehandelten Möglichkeit, ein tarifliches Zusatzgeld gegen freie Tage tauschen zu können. Auch solle die Altersteilzeit weiter geöffnet werden. "Sinnloses Kostenschrubben lehnen wir ab", schreibt Brecht.
Laut Süddeutscher Zeitung soll Källenius den Betriebsräten zuletzt auch wenig Hoffnung gemacht haben, dass man die künftige Fertigung der Elektroauto-Antriebe im Stammwerk in Untertürkheim ansiedeln werde - worum die Arbeitnehmervertreter derzeit vehement kämpfen. Erst am Donnerstag hatte der örtliche Betriebsrat dem Unternehmen vorgeworfen, überzogene Forderungen in Sachen Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit vorzubringen.
Personalvorstand Wilfried Porth hatte dazu vor einigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur gesagt, es sei unternehmerische Pflicht, jedes neue Bauteil auf den Prüfstand zu stellen, um die Finanzkraft und damit auch die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. "Es ist eine ganz klare wirtschaftliche Frage: Wenn wir das inhouse wirtschaftlich oder wettbewerbsfähig hinkriegen, dann spricht nichts dagegen, es selbst zu machen", betonte Porth. "Aber wir können einfach keine Kompromisse eingehen - gerade nicht bei einer Technologie, bei der die Kosten deutlich höher sind als im traditionellen Bereich, und bei der der Kunde nicht bereit ist, diese Mehrkosten zu tragen.
Dass die Autobranche nach der Transformation, die sie gerade durchläuft, noch so viele Mitarbeiter wie heute beschäftigen wird, glaubt Porth ohnehin nicht. "Wir werden langfristig eine Reduzierung der Arbeitskräfte in der gesamten Automobilindustrie haben", sagte er. Was genau das für einzelne Standorte bedeute, könne er zwar nicht sagen. Es könnten durchaus auch welche von der Transformation profitieren. "Was wir aber alle wissen: Wenn sich die Elektromobilität komplett durchsetzt, dann wird weniger Wertschöpfung in der Kette sein", sagte Porth. "Und das wird dann auch auf uns eine Auswirkung haben. Aber es wird viele Jahre dauern, bis so ein Übergang abgeschlossen ist."