Politik

Griechenland: Gewaltsame Proteste gegen Bau von Migranten-Lagern

Die griechische Polizei hat in der Nacht zum Dienstag auf den Inseln Lesbos und Chios Tränengas eingesetzt, um Demonstranten auseinander zu treiben, die sich gegen den Bau neuer Migrantenlager sperren.
25.02.2020 12:21
Aktualisiert: 25.02.2020 12:21
Lesezeit: 1 min
Griechenland: Gewaltsame Proteste gegen Bau von Migranten-Lagern
Griechenland, Karava: Ein Demonstrant mit Kopfwunde geht bei einem Protest gegen den Bau neuer Unterkünfte für Migranten über eine Straße, während im Hintergrund ein Busch am Seitenstreifen brennt. (Foto: dpa) Foto: Michael Varaklas

Im Streit über den Bau geschlossener Lager für Migranten ist es auf zwei griechischen Inseln zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anwohnern gekommen. Etwa 500 Menschen hätten in der Nacht versucht, das Abladen schwerer Baumaschinen an der Baustelle in Lesbos zu verhindern, berichteten Augenzeugen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Ähnliche Auseinandersetzungen wurden von der Insel Chios berichtet. Das Lager auf Lesbos soll die bisherige Einrichtung Moria ersetzen, wo Flüchtlinge und Migranten frei kommen und gehen können. Moria wurde für 3000 Menschen errichtet, derzeit sind dort über 18.000 Asylbewerber.

Die konservative griechische Regierung will deutlich strikter gegen die Migranten vorgehen als ihre linke Vorgängerregierung. Die griechischen Behörden planen den Bau geschlossener Lager auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros in der Nähe der türkischen Küste, von wo Tausende Migranten jedes Jahr nach Europa übersetzen.

Die Inselbewohner fordern, dass die vorhandenen Lager geschlossen und keine neuen gebaut werden. Alle Migranten sollten nach ihrer Registrierung zum Festland gebracht werden. Schon vor einigen Wochen hatte es große Demonstrationen der Inselbewohner gegen den starken Zustrom von Migranten gegeben.

Zu den schwersten Zwischenfällen kam es im kleinen Hafen von Mesta auf Chios. Dort versuchten aufgebrachte Einwohner den Hafen zu blockieren. In der Nacht sei eine Fähre mit schwerem Gerät angekommen, mit dem ein neues Lager für Migranten gebaut werden solle, berichtete das Staatsradio (ERT). Die Polizei setzte dort massiv Tränengas ein. Die Fähre konnte dann anlegen. Auch auf Lesbos kam es zu Ausschreitungen.

«Wir werden die neuen Lager bauen. Das wird gut für das Land und die Einwohner der Inseln sein», sagte der Regierungssprecher Stelios Petsas im Rundfunk am Dienstagmorgen. In und um die bestehenden Registrierlager dieser Inseln harren mehr als 42 000 Menschen aus. Die Lager haben eine Aufnahmekapazität für etwa 8000 Menschen.

Die Regierung der bürgerlichen Partei Nea Dimokratia (ND) unter Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat angesichts dieser Zustände das Asylverfahren beschleunigt und will nun neue Registrier- und Abschiebelager öffnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle treffen Chinas digitale Angriffsstrategie ins Mark: Temu und Shein vor Rückzug aus dem US-Markt
23.04.2025

US-Zölle beenden Chinas E-Commerce-Expansion – Temu und Shein geraten ins Wanken, Europas Märkte droht eine neue Importwelle.

DWN
Panorama
Panorama Frankreich: Luxusimmobilien machen das Land zum neuen Hotspot der Superreichen
23.04.2025

Frankreich, einst als Kulturnation verehrt, wird nun zunehmend zum globalen Epizentrum des Luxuskapitals. Wie aus dem aktuellen Bericht von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...