Deutschland

Experte: Corona wird „Schneise der Verwüstung“ in deutsche Auto-Industrie schlagen

2020 wird für die deutsche und die europäische Auto-Industrie ein ganz hartes Jahr werden - die Verkaufszahlen werden massiv zurückgehen.
21.03.2020 07:34
Lesezeit: 2 min
Experte: Corona wird „Schneise der Verwüstung“ in deutsche Auto-Industrie schlagen
Im Jahr 2020 heißt es: Land unter für die deutschen Autobauer. (Foto: dpa) Foto: Bernd W

Die Corona-Epidemie trifft die Wirtschaft hart. Nachdem sie schon den größten Markt der europäischen Autobauer – China – schwer geschädigt hat, zieht sie jetzt auch den zweitgrößten Markt, nämlich West-Europa (die 27 EU-Staaten plus Großbritannien, Schweiz, Island und Norwegen) in arge Mitleidenschaft.

Selbst bei dem sehr optimistischen Szenario, dass sich die Epidemie innerhalb von drei Monaten deutlich beruhigt, ergeben sich für die Unternehmen auf dem europäischen Markt erhebliche Einbußen. Das hat Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen errechnet. In seiner Analyse hat er die Einbrüche auf Grundlage der heute bekannten Infizierten-Zahlen gewichtet (hat also eine Nachfrage-Einschätzung vorgenommen, die ziemlich optimistisch ist angesichts der Tatsache, dass die Zahlen kontinuierlich steigen). Danach werden in Europa aufgrund des Virus in diesem Jahr 991.000 Autos weniger verkauft als 2019 (14,316 Millionen), was einem Minus von fast genau sieben Prozent (6,92) entspricht. Auch ohne das Virus hätte sich die Verkaufszahl reduziert, und zwar um 577.000 Autos. Insgesamt wird sich die Zahl der verkauften Autos also von 14,316 Millionen auf 12,739 Millionen Einheiten reduzieren. Das entspricht einem Minus von elf Prozent.

Deutschland wird es überdurchschnittlich hart treffen, nur Italien wird noch schwerere Einbrüche erleiden. Großbritannien – das auch noch den Brexit einkalkulieren muss – kommt überraschend gut über die schwierige Zeit hinweg. Eine Übersicht verschiedener Länder (Angaben in Millionen verkaufter Autos):

  • Italien: 2019: 1,916 2020: 1,606 -16,2 Prozent
  • Deutschland 2019: 3,607 2020: 3,102 -14,0 Prozent
  • Frankreich 2019: 2,214 2020: 1,926 -13,0 Prozent
  • Großbritannien 2019: 2,311 2020: 2,149 -7,0 Prozent
  • Österreich 2019: 329 2020: 307 -7,0 Prozent
  • Schweiz 2019: 312 2020: 293 -6,0 Prozent

Dudenhöffer analysiert: „Die nächsten Jahre werden für die Autobauer, aber erst recht für die Zulieferer, äußerst anspruchsvoll werden. Trumps Zollkriege haben die deutsche Autoindustrie empfindlich geschädigt. Die Kriege waren ein wichtiger Grund für die Verluste und „mäßigen“ Ergebnisse vieler Unternehmen der deutschen Autoindustrie im Jahre 2019. Jetzt kommt auch noch das Unglück des Jahres 2020 – wir müssen mit deutlichen Verlusten bei den Zulieferern und zum Teil auch bei den Autobauern rechnen. Im Jahre 2021 müssen Überkapazitäten abgebaut werden. Auch das beansprucht die Eigenkapitalposition der Unternehmen.

Zu allem Unglück kommt der Umstieg auf die Elektromobilität. Alle Zulieferer, die mit großen Umsatzanteilen im Verbrennungsmotor sind, erleiden damit einen dritten Schock. Bei Interior-Lieferanten, Software-Lieferanten oder anderen Zulieferteilen, die nicht mit dem Verbrennungsmotor in Verbindung stehen, findet dieser dritte Schock nicht statt.

Fazit: Selbst bei optimistischer Einschätzung müssen wir damit rechnen, dass der Corona-Schock in Teile der europäischen Auto-Industrie eine Schneise der Verwüstung schlägt. Die Unternehmen müssen drei Talsohlen durchwandern: Trumps Zollkriege plus Corona plus Umstieg auf die Elektromobilität: Schwere Herausforderungen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...