Finanzen

Warum Wall Street einen starken Anstieg des Goldpreises erwartet

In einem Bericht mit dem Titel "Die Fed kann kein Gold drucken" hat die Bank of America ihr Preisziel für Gold auf 3.000 Dollar angehoben.
26.04.2020 13:14
Lesezeit: 2 min
Warum Wall Street einen starken Anstieg des Goldpreises erwartet
An der Wall Street erfährt Gold zunehmende Wertschätzung. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

In der Corona-Krise ist Gold seinem Ruf als sicherer Hafen bisher durchaus gerecht geworden. Der Goldpreis ist, auch wenn er im März kurzzeitig einen nicht unerheblichen Rückgang verzeichnete, seit Jahresbeginn um rund 13 Prozent angestiegen. Damit ist Gold in diesem der erfolgreichste Vermögenswerte abgesehen von 30-jährigen US-Staatsanleihen. In Euro steigt der Goldpreis derzeit von einem Allzeithoch zum nächsten.

Zum Ende der Woche lag der Spotpreis für eine Feinunze Gold bei 1.727 Dollar beziehungsweise bei 1.596 Euro. Doch wer in den letzten Wochen physisches Gold oder Silber in Form von Münzen oder Barren kaufen wollte, der musste sich hierzulande wie überall auf der Welt auf erhebliche Lieferengpässe und Aufpreise auf den Spotpreis einstellen.

Neues Preisziel 3.000 Dollar

Vor diesem Hintergrund erwarten nun auch große Banken, dass der Goldpreis erheblich ansteigen wird. So hat gerade die Bank of America in einem Bericht mit dem Titel "Die Fed kann kein Gold drucken" ihr 18-Monats-Preisziel auf 3.000 Dollar pro Feinunze angehoben. Die Bank hatte schon zuvor einen Goldpreis von 2.000 Dollar für die nächsten anderthalb Jahre prognostiziert. Nun hat sie ihr Preisziel nach oben korrigiert.

Dem Bericht der Bank zufolge werden die enormen Ausgabenprogramme der Staaten sowie die massiven Wertpapierkäufe der Zentralbanken den Goldpreis wahrscheinlich nach oben treiben. "Da die Wirtschaftsleistung stark schrumpft, die fiskalischen Ausgaben steigen und sich die Bilanzen der Zentralbanken verdoppeln, könnten Fiat-Währungen unter Druck geraten. Anleger werden Gold anstreben".

Die Bank of America sieht Gold als "die ultimative Wertaufbewahrung". Die Flucht der Anleger ins Gold zeigte sich zuletzt an der Knappheit bei vielen Goldprodukten sowie daran, dass die Goldbestände der börsengehandelten Gold-Fonds (ETFs) Rekordhöhen erreicht haben. Letztere sind jedoch zur Vermögenssicherung im Falle einer Finanzkrise wenig geeignet.

Das Gelddrucken wird zum Goldrausch führen

Im Rahmen der Corona-Krise schaffen die Zentralbanken auf der ganzen Welt Billionen von Dollar aus dem Nichts. Allein im März kauften die G-7-Zentralbanken Vermögenswerte in Höhe von fast 1,4 Billionen Dollar. Dazu sagt die Bank of America: "Indem die Zentralbanken ihre Bilanzen erweitern und die Wirtschaft absichern, könnten viele Risiken auf die Allgemeinheit übertragen werden, was die Attraktivität des Goldes erhöht."

In dem Bericht der Bank heißt es, dass die Größe der wichtigsten Zentralbankbilanzen in den letzten zehn Jahren stabil zwischen 21 bis 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelegen hat. Doch nun, da die Zentralbanken ihre Bilanzen deutlich über dieses Niveau ausweiten, werde auch der Goldpreis auf 3.000 Dollar ansteigen.

Zwar warnt die Bank of America, dass ein starker Dollar, eine sinkende Volatilität an den Aktienmärkten und eine wegen der Rezession schwache Nachfrage nach Goldschmuck in Indien und China einem schnellen Preisanstieg entgegen wirken. Doch für einen Preisanstieg spreche neben den genannten Faktoren auch die finanzielle Repression, die "wieder ein außerordentliches Ausmaß angenommen" habe.

So werden die Zinssätze in den USA und den meisten anderen G-10-Staaten nach Ansicht der Bank of America wahrscheinlich für einen sehr langen Zeitraum bei null oder sogar unter null liegen. "Abgesehen von den realen Zinssätzen werden Größen wie das nominale BIP, die Bilanzen der Zentralbanken oder die offiziellen Goldreserven unserer Ansicht nach die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für den Goldpreis bleiben."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darum müssen Unternehmen jetzt mit ESG starten: „In Zukunft wird es die Lizenz zum Wirtschaften sein“
30.06.2025

Nachhaltigkeit wird zum Muss: Bald dürfen nur noch Firmen mit starker ESG-Strategie am Markt bestehen. Eine Expertin erklärt, was jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...