In der Corona-Krise ist Gold seinem Ruf als sicherer Hafen bisher durchaus gerecht geworden. Der Goldpreis ist, auch wenn er im März kurzzeitig einen nicht unerheblichen Rückgang verzeichnete, seit Jahresbeginn um rund 13 Prozent angestiegen. Damit ist Gold in diesem der erfolgreichste Vermögenswerte abgesehen von 30-jährigen US-Staatsanleihen. In Euro steigt der Goldpreis derzeit von einem Allzeithoch zum nächsten.
Zum Ende der Woche lag der Spotpreis für eine Feinunze Gold bei 1.727 Dollar beziehungsweise bei 1.596 Euro. Doch wer in den letzten Wochen physisches Gold oder Silber in Form von Münzen oder Barren kaufen wollte, der musste sich hierzulande wie überall auf der Welt auf erhebliche Lieferengpässe und Aufpreise auf den Spotpreis einstellen.
Neues Preisziel 3.000 Dollar
Vor diesem Hintergrund erwarten nun auch große Banken, dass der Goldpreis erheblich ansteigen wird. So hat gerade die Bank of America in einem Bericht mit dem Titel "Die Fed kann kein Gold drucken" ihr 18-Monats-Preisziel auf 3.000 Dollar pro Feinunze angehoben. Die Bank hatte schon zuvor einen Goldpreis von 2.000 Dollar für die nächsten anderthalb Jahre prognostiziert. Nun hat sie ihr Preisziel nach oben korrigiert.
Dem Bericht der Bank zufolge werden die enormen Ausgabenprogramme der Staaten sowie die massiven Wertpapierkäufe der Zentralbanken den Goldpreis wahrscheinlich nach oben treiben. "Da die Wirtschaftsleistung stark schrumpft, die fiskalischen Ausgaben steigen und sich die Bilanzen der Zentralbanken verdoppeln, könnten Fiat-Währungen unter Druck geraten. Anleger werden Gold anstreben".
Die Bank of America sieht Gold als "die ultimative Wertaufbewahrung". Die Flucht der Anleger ins Gold zeigte sich zuletzt an der Knappheit bei vielen Goldprodukten sowie daran, dass die Goldbestände der börsengehandelten Gold-Fonds (ETFs) Rekordhöhen erreicht haben. Letztere sind jedoch zur Vermögenssicherung im Falle einer Finanzkrise wenig geeignet.
Das Gelddrucken wird zum Goldrausch führen
Im Rahmen der Corona-Krise schaffen die Zentralbanken auf der ganzen Welt Billionen von Dollar aus dem Nichts. Allein im März kauften die G-7-Zentralbanken Vermögenswerte in Höhe von fast 1,4 Billionen Dollar. Dazu sagt die Bank of America: "Indem die Zentralbanken ihre Bilanzen erweitern und die Wirtschaft absichern, könnten viele Risiken auf die Allgemeinheit übertragen werden, was die Attraktivität des Goldes erhöht."
In dem Bericht der Bank heißt es, dass die Größe der wichtigsten Zentralbankbilanzen in den letzten zehn Jahren stabil zwischen 21 bis 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelegen hat. Doch nun, da die Zentralbanken ihre Bilanzen deutlich über dieses Niveau ausweiten, werde auch der Goldpreis auf 3.000 Dollar ansteigen.
Zwar warnt die Bank of America, dass ein starker Dollar, eine sinkende Volatilität an den Aktienmärkten und eine wegen der Rezession schwache Nachfrage nach Goldschmuck in Indien und China einem schnellen Preisanstieg entgegen wirken. Doch für einen Preisanstieg spreche neben den genannten Faktoren auch die finanzielle Repression, die "wieder ein außerordentliches Ausmaß angenommen" habe.
So werden die Zinssätze in den USA und den meisten anderen G-10-Staaten nach Ansicht der Bank of America wahrscheinlich für einen sehr langen Zeitraum bei null oder sogar unter null liegen. "Abgesehen von den realen Zinssätzen werden Größen wie das nominale BIP, die Bilanzen der Zentralbanken oder die offiziellen Goldreserven unserer Ansicht nach die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für den Goldpreis bleiben."