Weltwirtschaft

Berichte aus der Firmenwelt vom Montag, den 27. April

Lesezeit: 5 min
27.04.2020 14:06  Aktualisiert: 27.04.2020 14:06
Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen aus der Unternehmenswelt vom Montag. Neues gibt es unter anderem von VOSSLOH, NORWEGIAN AIR sowie KÜHNE + NAGEL.
Berichte aus der Firmenwelt vom Montag, den 27. April
Mitarbeiter des Logistikunternehmens Kühne & Nagel sortieren im Wareneingang in Leipzig Kartons mit Schutzmasken. (Foto: dpa)
Foto: Jan Woitas

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AICHIKO - Zürich: Der an der Schweizer Börse gelistete indonesische Bezahldiensteister Aichiko arbeitet mit dem Fintech-Unternehmen TrustScan im Bereich Coronavirus-Erkennung zusammen. Nutzer mit einem Achiko-Konto sollen nach einem Covid-19-Test ein digitales Zertifikat auf ihr Smartphone erhalten können, das mit TrustScans Technologie eingesehen werden kann - etwa von Büros, Fabriken, Schulen, Flughäfen, Hotels oder Taxis. TrustScan sei aber weder ein Immunitätspass noch sei es derzeit möglich, Kontakte von Benutzern zu verfolgen, die sich mit dem Erreger angesteckt haben (Contact Tracing).

AIRBUS - London: Bei dem Flugzeugbauer gehen weitere 3200 Beschäftigte in Kurzarbeit. Betroffen ist das Werk im walisischen Broughton, wo Airbus Flügel herstellt. Man habe sich mit den Sozialpartnern darauf geeinigt, die Kurzarbeits-Regelung der britischen Regierung zu nutzen. Danach kann die Belegschaft vorübergehend zwangsweise beurlaubt werden und bekommt dann 80 Prozent des Lohns - maximal 2500 Pfund. Airbus stockt das Kurzarbeitergeld auf 85 bis 90 Prozent des Lohns auf. Der Zwangsurlaub werde gestaffelt in den nächsten drei Wochen beginnen und mindestens drei Wochen dauern.

EMBRAER - Sao Paolo: Nach der Absage der Übernahme des brasilianischen Flugzeugbauers durch den US-Rivalen Boeing haben beide Unternehmen ein Schiedsverfahren begonnen. Das gab Embraer bekannt. Die Amerikaner hatten die 4,2 Milliarden Dollar teure Übernahme der Jet-Sparte am Wochenende abgesagt. Boeing leidet unter Stornierungen von Flugzeugaufträgen, weil die Airlines durch die Corona-Pandemie in die bisher schwerste Krise stürzten. Zudem hat Boeing mit den finanziellen Folgen des Debakels um das Unglücksflugzeug 737 MAX zu kämpfen. Boeing hatte Embraer vorgeworfen, Bedingungen des Übernahmedeals nicht fristgerecht erfüllt zu haben. Der brasilianische Flugzeugbauer hatte rechtliche Schritte dagegen angekündigt.

GENERAL MOTORS - Detroit: Der größte US-Autobauer streicht seine vierteljährliche Bardividende und setzt das Programm für Aktienrückkäufe aus, um die Liquidität in der Corona-Krise zu schonen. Außerdem hat der Konzern einen revolvierenden Kreditvertrag über 3,6 Milliarden Dollar bis April 2022 verlängert. Die Produktion von GM ruht - wie bei anderen Herstellern auch - in weiten Teilen Nordamerikas. Um während der Pandemie Geld zu sparen, wurde bereits der Start von mehreren neuen Fahrzeugmodellen verschoben. GM, Ford und Toyota wollten die Produktion eigentlich Anfang Mai wieder anlaufen lassen, sind damit aber bei der Gewerkschaft auf Widerstand gestoßen, die das für zu früh und zu riskant hält.

JUNGHEINRICH - Hamburg: Der Gabelstapler-Hersteller verzeichnet wegen der Corona-Pandemie seit Anfang April einen Nachfrageeinbruch. Alle Regionen und Produktsegmente seien davon betroffen, teilt das Unternehmen mit. Der Auftragseingang werde daher deutlich sinken, entsprechend niedriger werde im weiteren Jahresverlauf auch der Umsatz ausfallen. Eine verlässliche Einschätzung der weiteren Geschäftsentwicklung sei auf dieser Grundlage nicht möglich. Die Prognose für das laufende Jahr werde daher zurückgenommen. Im ersten Quartal schrumpfte der Betriebsgewinn um zehn Prozent auf rund 54 Millionen Euro und damit noch vergleichsweise moderat. Allerdings war das Geschäft in diesem Zeitraum noch nicht nennenswert von der Virus-Krise beeinflusst.

INTESA SANPAOLO - Mailand: Die Aktionäre der italienischen Bank haben grünes Licht für eine Kapitalerhöhung zur Übernahme des kleineren Rivalen UBI Banca gegeben. 98 Prozent des bei der Hauptversammlung vertretenen Kapitals stimmte für die Ausgabe neuer Aktien, wie Intesa mitteilte. Die Aktionäre von UBI erhalten für je zehn ihrer Papiere 17 neue Aktien von Intesa. Durch die Übernahme ensteht das siebtgrößte Geldhaus der Eurozone. Intesa hatte Ende Februar eine 4,9 Milliarden Euro schwere Offerte für UBI vorgelegt - kurz bevor die Ausbreitung des Coronavirus Italien lahmlegte.

APPLE - Bangalore: Der US-Konzern verschiebt einem Medienbericht zufolge die Massenproduktion seiner neuen iPhone-Modelle wegen der Coronavirus-Pandemie um etwa einen Monat. Dies hänge mit der schwächelnden Nachfrage und Unterbrechungen in der Lieferkette zusammen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen laut "Wall Street Journal". Zudem rechne das Unternehmen damit, in der zweiten Jahreshälfte rund ein Fünftel weniger Geräte zu verkaufen. Geplant sei, vier neue, 5G-fähige Modelle auf den Markt zu bringen. In der Regel präsentiert der US-Konzern neue Geräte im September. Apple war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

COMMERZBANK - Frankfurt: Der Stimmrechtsberater ISS empfiehlt im Gegensatz zum Konkurrenten Glass Lewis den Aktionären die Zustimmung zum Vergütungssystem für den Commerzbank-Vorstand. Glass Lewis hatte davon abgeraten und Verbesserungen angemahnt. Auch bei allen anderen Tagesordnungspunkten empfiehlt ISS ein positives Votum, wie aus dem Reuters vorliegenden ISS-Bericht hervorgeht. Nach den Empfehlungen von Stimmrechtsberatern wie ISS und Glass Lewis richten sich viele Fonds und Großanleger. Die Commerzbank hat die Aktionäre für den 13. Mai zur Online-Hauptversammlung geladen. An dem Tag will sie auch die Zahlen für das erste Quartal veröffentlichen.

VOSSLOH - Düsseldorf: Der Verkehrstechnikonzern hat trotz erster Auswirkungen der Coronakrise im ersten Quartal mehr verdient. Das operative Ergebis (Ebit) stieg auf 16,5 Millionen Euro nach einem Minus von 0,6 Millionen vor Jahresfrist. Als Hauptgrund für den Anstieg nannte der Vorstand die Anpassung eines Buchwerts in Höhe von 15,6 Millionen Euro im Rahmen der Übergangskonsolidierung eines Joint Ventures. Der Umsatz erreichte 182,9 Millionen Euro nach einem portfoliobereinigten Vorjahreswert von 177,5 Millionen Euro. Der Vorstand bekräftigte seine Jahresziele.

BROADCOM - Brüssel: Der Chiphersteller und Apple-Zulieferer will sich im Streit um seine Exklusivitätsabkommen mit Fernseh- und Modemherstellern mit der EU-Kommission einigen. Broadcom wolle seinen Kunden keine Anreize mehr bieten, mehr als 50 Prozent seiner Chips zu kaufen, teilte die EU-Kommission mit. Es würden nun Reaktionen eingeholt, bevor entschieden werde, ob das Angebot angenommen werde. Die Wettbewerbshüter hatten den Konzern ins Visier genommen, als er mit sechs Unternehmen Verträge abschloss, damit diese ausschließlich oder fast ausschließlich seine Chips kaufen.

NORWEGIAN AIR - Oslo: Die norwegische Billig-Airline hat vor ihrem Aus gewarnt, sollten der Rettungsplan von Gläubigern und Aktionären nicht abgesegnet werden. Es ist "wichtig, bis Mitte Mai Zugang zum staatlichen Beihilfepaket zu erhalten, bevor das Unternehmen kein Geld mehr hat", teilte die Fluggesellschaft mit. Nach einem Rettungsplan von Anfang April sollen Schulden im Milliardenhöhe in Eigenkapital umgewandelt werden, eine Kapitalerhöhung ist geplant. Der norwegische Staat soll mit Garantien beistehen. Norwegian hatte schon vor Ausbruch der Pandemie finanzielle Schwierigkeiten. Wegen der Coronakrise ist ihr Flugverkehr nun weitgehend eingestellt.

INTERCONTINENTAL HOTELS - Bangalore: Der Eigner der Hotelkette Holiday-Inn hat nach einem 25-prozentigen Umsatzeinbruch je Zimmer im ersten Quartal Staatshilfe erhalten. 600 Millionen Pfund (686 Millionen Euro) seien von der Bank of England als Darlehen im Rahmen des staatlichen Coronavirus-Hilfsprogramms geflossen. Der Betreiber von Crowne Plaza, Regent und Hualuxe erklärte, rund die Hälfte seiner Hotels in Europa, dem Nahen Osten, Asien und Afrika seien geschlossen. In den USA, wo sich die Hälfte der Hotels des Unternehmens befindet, sind rund zehn Prozent geschlossen.

KÜHNE + NAGEL - Düsseldorf: Die Coronavirus-Pandemie hat dem Schweizer Logistikkonzern einen Gewinneinbruch eingebrockt. Das operative Ergebnis (Ebit) sank im ersten Quartal um 24 Prozent auf 184 Millionen Franken (175 Millionen Euro). Als Grund nannte der Vorstand den 29-prozentigen Rückgang der Seefracht nach und von China.

AMAZON - San Francisco: Der weltgrößte Online-Händler testet die Verwendung von Videokonferenz-Anrufen zur Überprüfung der Identitäten seiner Händler. Diese sei Teil eines neuen Plans zur Vorbeugung gegen Betrugsfälle auf seiner Online-Plattform, teilte das Unternehmen mit. Amazon sieht sich seit langem Untersuchungen über seinen Umgang mit gefälschten Produkten ausgesetzt. Amazon sagte, dass die Testphase bereits Anfang dieses Jahres begonnen habe und persönliche Termine mit potenziellen Verkäufern beinhaltete. Allerdings sei im Februar als Folge der der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ausschließlich auf Videokonferenzen umgestellt worden. Die Identitätsüberprüfung sei zusätzlich zu anderen Risiko-Screenings mit mehr als 1000 Händlerbewerbern aus China, den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Japan durchgeführt worden, erklärte Amazon. Imitationen, die auf der Plattform angeboten wurden, hatten einige Top-Labels wie Apple und Nike entmutigt, überhaupt über Amazon zu verkaufen.


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