Deutschland

Continental: Schwerer Gewinn- und Umsatzeinbruch - aber die Aktie steigt

Lesezeit: 2 min
21.07.2020 15:03  Aktualisiert: 21.07.2020 15:03
Der Umsatz um 40 Prozent eingebrochen, die operative Marge mit minus 9,6 Prozent im Keller: Conti hat ein ganz schwaches Quartal hinter sich. Doch die Anleger schreckt das nicht: Die Aktie des Dax-Unternehmens ist heute um vier Prozent gestiegen.
Continental: Schwerer Gewinn- und Umsatzeinbruch - aber die Aktie steigt
Im Werk Hannover bereitet ein Conti-Mitarbeiter alte Reifen für das Recycling vor. (Foto: dpa)
Foto: Julian Stratenschulte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Corona hinterlässt seine Spuren: Der Einbruch der Pkw-Nachfrage sowie der wochenlange Produktions-Stopp der Autobauer haben dem Zulieferer und Reifenhersteller „Continental“ im zweiten Quartal deutliche Verluste beschert – nicht ganz unerwartet.

Im operativen Geschäft fuhr der Dax-Konzern einen hohen Verlust ein, der Umsatz sackte kräftig ab. Die Aussichten für das restliche Jahr kann das Management nach wie vor nur schwer einschätzen. An der Börse sorgten die Zahlen am Dienstag dennoch für etwas Erleichterung, weil teils mit noch Schlimmerem gerechnet worden war.

Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt, lag die operative Marge bei minus 9,6 Prozent vom Umsatz. Das heißt: Je 100 Euro Umsatz machte Conti im laufenden Betrieb rund 9,60 Euro Verlust. Insgesamt dürfte Continental damit einen operativen Verlust im oberen dreistelligen Millionenbereich eingefahren haben. Ein Jahr zuvor hatte Conti noch 868 Millionen Euro verdient. Der Umsatz schrumpfte auf der Basis vorläufiger Zahlen auf 6,62 Milliarden Euro zusammen. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte betrug der Rückgang damit nach Konzernangaben 39,8 Prozent.

Conti-Chef Elmar Degenhart hatte bereits rote Zahlen für das zweite Quartal angekündigt und dabei vom wohl schwersten Vierteljahr der Autoindustrie seit Jahrzehnten gesprochen.

Autobauer hatten ihre Fabriken wochenlang gestoppt, weil auch die Autohäuser im Lockdown schließen mussten und die Händler keine Wagen verkaufen konnten. Die Abrufe bei den Zulieferern wurden ebenfalls auf Eis gelegt. Conti rechnete nach früheren Angaben mit einem Minus der weltweiten Produktion von Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen von rund 40 Prozent im zweiten Quartal. Nicht nur mit Autozulieferteilen hängt Conti von der Autoproduktion ab, sondern auch im Reifengeschäft mit der Erstausstattung neuer Autos.

Bei Conti machte sich der Produktionsstopp vor allem in Europa und Nordamerika deutlich bemerkbar. Am stärksten waren die Umsatzeinbrüche im Geschäft mit Elektronik, Sensorik und Bremssystemen, aber auch in der Antriebssparte. Das Geschäft mit Reifen und Kunststofftechnik kam glimpflicher davon, verzeichnete aber ebenfalls einen Rückgang um ein Drittel. Dennoch konnte Conti in der Sparte immerhin einen kleinen operativen Gewinn einfahren. Die Reifensparte ist ohnehin die Ertragsperle des Konzerns und liefert in normalen Zeiten den Großteil des Gewinns.

Die Geschäftsentwicklung insgesamt habe sich im zweiten Quartal zwar gebessert, teilte das Unternehmen mit. Doch auf einen konkreten Finanzausblick für 2020 verzichtet das Management wegen der Unsicherheiten nach wie vor. Degenhart hatte auf der Hauptversammlung vergangene Woche in Aussicht gestellt, dass das dritte Quartal zwar besser als das zweite werden dürfte. An den Vorjahreszeitraum werde Conti aber auch im laufenden Vierteljahr nicht anknüpfen können.

Das Unternehmen befand sich schon vor der Corona-Krise in einem tiefgreifenden Umbruch, das Management will im laufenden Jahrzehnt das Geschäft so stark umbauen, dass bis zu 20.000 Arbeitsplätze davon betroffen sein könnten. So geht etwa in Westeuropa die Produktion von Einspritztechnik für Verbrenner schrittweise zu Ende. Rund um die Welt wollen die Niedersachsen die Produktion straffen und auch Standorte zusammenlegen. Mitarbeiter werden weiterqualifiziert und Stellen besonders im Software-Segment geschaffen. Conti hat weltweit knapp 240.000 Mitarbeiter.

Beim angepeilten Sparziel hat Conti-Chef Degenhart wegen der Corona-Krise draufgesattelt. Ursprünglich sollten die Bruttokosten bis 2023 um 500 Millionen Euro gedrückt werden, nun sollen mehrere Hundert Millionen Euro dazukommen.

Die Conti-Aktie legte nach dem Handelsstart am Dienstag stärker als der Dax zu. Analyst Sascha Gommel von der US-Investmentbank „Jefferies“ wertete in einer ersten Reaktion als positive Überraschung, dass Continental vergleichsweise gut mit der Kostensenkung vorankam. Zudem habe Conti in der Autozuliefersparte gemessen am Produktionsvolumen ordentlich abgeschnitten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...