Finanzen

Nie zuvor haben Investoren so viel Geld in ETFs investiert

Lesezeit: 3 min
18.04.2021 08:15
Im ersten Quartal gab es Rekordzuflüsse von 359,2 Mrd. Dollar in börsengehandelte Fonds. Der historische Rekord ist eine Folge der extremen staatlichen Eingriffe in die Märkte.

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Nach Angaben des Datenanbieters ETFGI erreichten die Nettozuflüsse in börsengehandelte Fonds und Produkte im ersten Quartal des laufenden Jahres weltweit 359,2 Milliarden Dollar - so viel wie nie zuvor. Somit haben Investoren im Verlauf der letzten vier Quartale insgesamt mehr als 1 Billion Dollar in börsengehandelte Fonds (ETFs) investiert - auch dies ist ein absoluter Rekord.

"Wir haben nie zuvor ETF-Zuflüsse von 1 Milliarde Dollar in einem Zeitraum von zwölf Monaten gesehen", zitiert die Financial Times Deborah Fuhr, die Gründerin von ETFGI. Die letzten zwölf Monate verzeichneten die Aktienmärkte einen massiven Anstieg. Der wichtigste US-Index S&P 500 ist seit Ende März letzten Jahres um mehr als 80 Prozent und liegt aktuell auf einem Rekordstand von 4.145 Punkten.

Matthew Bartolini, Head of Americas ETF Research bei State Street Global Advisors, führt die seit Jahresbeginn noch verstärkte Rallye auf dem US-Aktienmarkt auf die hohe Risikofreude der Anleger zurück, nachdem die Unsicherheiten rund um die Präsidentschaftswahlen im November endeten und ein Zeitplan für Impfungen festgelegt wurde.

Anleger investieren Rekordsummen in Aktien-ETFs

Die Nachfrage nach wertorientierten US-Aktien-ETFs ist mit Zuflüssen von 25,5 Milliarden Dollar in diesem Jahr sprunghaft angestiegen, und auch die Zuflüsse in US-Aktien-ETFs, die in kleinere Unternehmen investiert sind, lagen bei rund 20 Milliarden Dollar. "Dies sind starke Anzeichen für eine zyklische Positionierung der Anleger", so Bartolini.

Die Aktienmärkte in anderen westlichen Staaten sind dem Beispiel der Wall Street gefolgt. So erreichte der deutsche Leitindex Dax Anfang der letzten Woche erneut ein neues Rekordhoch. Vor dem Hintergrund der allenthalben steigenden Aktienmärkte verzeichneten die Anbieter börsennotierter Aktienfonds eine Flut von Neugeschäften.

Die Nettomittelzuflüsse in US-amerikanische und kanadische Aktien-ETFs beliefen sich im ersten Quartal auf 143 Mrd. Dollar, deutlich mehr als die 30,4 Mrd. Dollar im ersten Quartal 2020. Globale Aktien-ETFs sammelten 46,7 Mrd. Dollar ein, deutlich mehr als die 10,5 Mrd. Dollar im ersten Quartal 2020. Die Zuflüsse in asiatisch-pazifische Aktien-ETFs verdoppelten sich laut ETFGI fast von 9,9 Mrd. Dollar auf 19,3 Mrd. Dollar.

Die Platzhirsche verzeichnen starke Zuflüsse

Die beiden größten ETF-Anbieter der Welt, BlackRock und Vanguard, haben den Kampf um das Geld der Anleger in den letzten zwölf Monaten weiterhin dominiert. Dies führte zu einem Aufschwung der Fusions- und Übernahmeaktivitäten, womit kleinere Konkurrenten versuchen, nicht von den beiden größten Vermögensverwaltern der Welt erdrückt zu werden.

Die ETFs von Vanguard verzeichneten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres Zuflüsse in Höhe von 96,2 Mrd. Dollar, verglichen mit 50 Mrd. Dollar im ersten Quartal 2020, als die Finanzmärkte wegen Corona abstürzten. Etwa 4,3 Mrd. Dollar dieser ETF-Zuflüsse von Vanguard kamen allerdings über eine Vereinbarung, die es Kunden ermöglicht, einen bestehenden Investmentfonds in einen ETF umzuwandeln.

Die iShares-ETF-Einheit von BlackRock verzeichnete im ersten Quartal Zuflüsse von 71,4 Milliarden Dollar, verglichen mit nur 13,6 Milliarden Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres 2020. State Street, der drittgrößte ETF-Manager weltweit, sammelte im ersten Quartal Zuflüsse von 23,9 Milliarden Dollar ein, nachdem er in den ersten drei Monaten 2020 noch Nettoabflüsse von 2,8 Milliarden Dollar verzeichnet hatte.

Auch die Anbieter Invesco, JPMorgan, DWS, Amundi und UBS verzeichneten in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein starkes Wachstum ihres ETF-Geschäfts, nachdem sie im ersten Quartal 2020 während der durch Corona ausgelösten starken Korrektur an den Aktienmärkten deutliche Abflüsse hatten hinnehmen müssen.

Ark Investments ist in diesem Jahr bisher der fünftgrößte ETF-Anbieter mit Zuflüssen in Höhe von 17 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Der große Appetit der Anleger auf die aktiv verwalteten Technologie-Fonds von Ark hat dazu beigetragen, dass die von Cathie Wood gegründete Boutique mit Sitz in New York deutlich größere Zuflüsse verzeichnen konnte als viele etabliertere Wettbewerber.

Weltweit haben die Staaten im Rahmen des Kampfes gegen die verheerenden Folgen der Corona-Maßnahmen geld- und fiskalpolitische Maßnahmen in historischem Umfang durchgeführt. Diese Flutwelle von Liquidität hat dazu geführt, dass die Finanzmärkte weltweit steil angestiegen sind und seit Monaten immer neue Rekordhöhen erreichen.

Daher sagte Vanguard diesen Monat, dass der US-Aktienmarkt "möglicherweise überbewertet ist, wenn auch nicht stark". Doch nur 7 Prozent der Fondsmanager sind der Meinung, dass sich der US-Aktienmarkt in einer Blase befindet, wie eine Umfrage der Bank of America ergab, bei der 200 institutionelle Anleger befragt wurden, die zusammen ein Vermögen von 553 Milliarden Dollar verwalten.

Der S&P 500 wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast dem 25-fachen gehandelt und liegt damit nahe am oberen Ende seines historischen Bewertungsbereichs. BlackRock empfiehlt seinen Kunden eine "Übergewichtung" von Aktien aus den USA, Großbritannien, Asien ohne Japan und aus den Schwellenländern.

"Wir erwarten, dass Aktien und andere Risikoanlagen dadurch unterstützt werden, dass die Renditen von Staatsanleihen infolge eines stärkeren Wirtschaftswachstums und einer höheren Inflation weniger stark steigen werden als in der Vergangenheit, da sich die Zentralbanken gegen einen starken Anstieg der langfristigen Zinsen stemmen", so Wei Li, globaler Chef-Anlagestratege beim BlackRock Investment Institute.

Andere Aktienstrategen haben davor gewarnt, dass die starken ETF-Zuflüsse in den letzten zwölf Monaten und vor allem seit Jahresbeginn dafür sprechen, dass Anleger die Aktienrisiken derzeit unterschätzen. Binky Chadha, globaler Chefstratege der Deutschen Bank, warnte letzte Woche, dass eine Korrektur um bis zu 10 Prozent für US-Aktien möglich ist.

Tobias Levkovich, Chefstratege für US-Aktien bei der US-Bank Citigroup, sagte laut einem Bericht der Financial Times, dass die Stimmungslage der Anleger und die Aktienbewertungen nun "sehr besorgniserregend" seien. Die riesigen Konjunkturprogramme sowie die extrem lockere Geldpolitik hätten den falschen Eindruck erweckt, dass es keinen Grund gäbe, das Risiko zu meiden.


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