Deutschland

Studie der Uni Bayreuth: Deutlicher Anstieg des Radfahrens in Großstädten nach Lockdown-Beginn 2020

Die pandemiebedingte Schließung von Sportplätzen, Sporthallen und Fitness-Studios in Deutschland hat zu einem signifikanten Anstieg des Radfahrens in den öffentlichen Grünanlagen von Großstädten geführt.
11.05.2021 20:44
Aktualisiert: 11.05.2021 20:44
Lesezeit: 2 min

Die pandemiebedingte Schließung von Sportplätzen, Sporthallen und Fitness-Studios in Deutschland hat zu einem signifikanten Anstieg des Radfahrens in den öffentlichen Grünanlagen von Großstädten geführt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Bayreuth in einer neuen, in PLOS ONE veröffentlichten Studie. Die Untersuchung beruht auf anonymisierten Daten der Fitness-App von Strava, die weltweit von mehr als 73 Millionen Menschen genutzt wird. Das geht aus einer Mitteilung der Uni Bayreuth hervor.

„Wir wollten herausfinden, wie die Menschen in Deutschland seit Beginn des Lockdowns im März 2020 auf die zunehmenden Beschränkungen ihrer gewohnten sportlichen Aktivitäten reagiert haben. Insbesondere interessierten wir uns für die Frage, ob sie auf Outdoor-Aktivitäten ausweichen, die mit den von Bund und Ländern beschlossenen Beschränkungen sowie mit den Regeln des ‚Social Distancing‘ vereinbar sind. Die Fitness-App von Strava, die mit GPS-Daten arbeitet und die Bewegungsprofile der Nutzer mit hoher Genauigkeit erfasst, eignen sich für eine solche Studie besonders gut. Bei der Auswertung haben wir uns auf einen Vergleich des Radfahrens in großen Ballungszentren und in ländlichen Räumen konzentriert“, sagt die Bayreuther Sportökologin Anne-Marie Schweizer M.A., Erstautorin der Studie und Mitarbeiterin von Prof. Dr. Manuel Steinbauer, dem Leiter der Studie.

Insgesamt wurden die 15 bevölkerungsreichsten Großstädte sowie sieben ländlich geprägte Regionen für die Studie ausgewählt. In diesen Regionen – beispielsweise im Bayerischen Wald, dem Harz, der Hohen Mark oder der Ostsee-Insel Usedom – ließ sich keine durch den Lockdown verursachte Steigerung von Radsport-Aktivitäten feststellen. In den großen Metropolen hingegen wurde das Radfahren, vor allem in öffentlichen Parks, immer beliebter. Bereits im April 2020 erhöhten sich die Radsport-Aktivitäten in städtischen Grünanlagen sprunghaft um 81 Prozent gegenüber den Vormonaten. Im Zeitraum April bis Juni 2020 stiegen sie durchschnittlich um 55 Prozent an. Um diese Entwicklungen aus dem umfangreichen Datenmaterial der Strava-App herauszuarbeiten, mussten die Wissenschaftler sowohl wetterbedingte Einflüsse auf das Radfahr-Verhalten als auch die steigende Anzahl der Sportler berücksichtigen, die sich im Verlauf der Covid-19-Pandemie für die App registriert hatten.

„Der Trend zum Outdoor-Sport in den städtischen Zentren wurde vermutlich auch durch den sprunghaften Anstieg der Kurzarbeit gefördert – um 17 Prozent von Januar bis April 2020. So hatten Beruftstätige in den Städten mehr Zeit für Outdoor-Sport. Darüber hinaus zeigt das beliebte Radfahren in öffentlichen Parks und anderen innerstädtischen Grünanlagen natürlich auch das Bedürfnis der Menschen, unter den oft bedrückenden Einschränkungen des Lockdowns etwas für ihre Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden zu tun“, sagt Schweizer und verweist auf die Folgen der von Bund und Ländern getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie: 27,6 Millionen Mitglieder in Sportvereinen und 11,7 Mitglieder in Fitness-Studios konnten ihr gewohntes regelmäßiges Training in den Monaten April bis Juni 2021 nicht länger fortsetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Fachkräftemangel in Kitas: Deutschland setzt auf Erzieher aus Spanien
18.01.2025

Angesichts des Fachkräftemangels in Kitas setzt Deutschland verstärkt auf Erzieher aus Spanien. Mit dem Programm "Willkommen im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bürokratieentlastungsgesetz IV: Bürokratieabbau oder Gefahr für Steuerhinterziehung?
18.01.2025

Das Bürokratieentlastungsgesetz IV soll Unternehmen jährlich um fast eine Milliarde Euro entlasten. Doch könnte es gleichzeitig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maul- und Klauenseuche Deutschland: Landwirtschaftliche Schäden und Eindämmungsmaßnahmen
18.01.2025

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche Deutschland sorgt für große Besorgnis unter Landwirtinnen und Landwirten. Die wirtschaftlichen...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohneigentumsquote erreicht historischen Tiefstand: Was bedeutet das für die Bürger?
18.01.2025

Die Wohneigentumsquote in Deutschland ist 2022 auf nur noch 43,6 Prozent gesunken – ein kontinuierlicher Rückgang. Das Pestel-Institut...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpolitik: Wie hohe Abgaben Unternehmen und Arbeitnehmer belasten
18.01.2025

Die Steuerpolitik Deutschlands steht in der Kritik: Höchste Unternehmenssteuern unter Industrieländern, steigende Belastungen für...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt 1NCE-IPO: Das deutsche Einhorn plant den Börsengang - und will expandieren
17.01.2025

1NCE gilt als Einhorn, also als Techfirma, die mehr als eine Milliarde Euro wert ist. Das junge Unternehmen aus Köln revolutioniert das...

DWN
Finanzen
Finanzen Meister des Short Squeeze: Hindenburg Research stoppt Leerverkäufe und verlässt die Börse
17.01.2025

Der Absturz des Luftschiffs Hindenburg 1937 in New York - für Nate Anderson war es Sinnbild seiner Mission an der Wall Street....

DWN
Politik
Politik Keir Starmer besucht Ukraine: Sicherheitsabkommen mit Selenskyj unterzeichnet
17.01.2025

Großbritanniens Premierminister Keir Starmer ist in Kiew, um ein Sicherheits- und Handelsabkommen mit der Ukraine zu unterzeichnen....