Finanzen

Der IWF wird einen digitalen „IMF Coin“ einführen

Lesezeit: 2 min
11.09.2021 15:24  Aktualisiert: 11.09.2021 15:24
Der IWF unterstützt die verschuldeten Staaten mit der Gewährung von Geldspritzen über die sogenannten Sonderziehungsrechte, um ihnen durch die Corona-Krise zu helfen. Durch diesen monetären Machtausbau schafft der IWF die Grundlage für die Einführung eines digitalen „IMF Coins“.
Der IWF wird einen digitalen „IMF Coin“ einführen
Zwei Frauen stehen an einem Messestand hinter einem Globus. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Sonderziehungsrechte (SDR) sind die künstliche Währung des IWF. Sie können dann gegen gängige Währungen wie Dollar, Euro oder Yen eingetauscht werden, so Reuters. Das IWF-Direktorium hatte Anfang August grünes Licht für die Erhöhung der Sonderziehungsrechte um 650 Milliarden Dollar gegeben. Die Anhebung ist die höchste in der IWF-Geschichte. Jedes der 190 IWF-Mitglieder wird nun entsprechend seines Stimmanteils am Fonds neue Mittel bekommen. An Deutschland entfallen laut Bundesfinanzministerium rund 30 Milliarden Euro an SDR. Diese werden der Bundesbank zur Verfügung gestellt und erhöhen deren Fremdwährungsreserven.

Ende August 2021 teilt der IWF mit, dass Weißrussland eine Milliarde Dollar über den Einsatz von SDR gewährt werden soll. Dadurch soll dem Land mit Liquidität geholfen werden. Der Präsident von Südafrika, Cyril Ramaphosa, forderte für Afrika bis zu 100 Milliarden Dollar SDR vom IWF. Auch der Vorsitzende der Afrikanische Union, Félix Tshisekedi Tshilomb, forderte eine Aufstockung für Afrika auf 100 Milliarden Dollar.

Der Großteil der Staaten ist mittlerweile derart verschuldet, dass sie sich offen an den IWF wenden, um von den SDR zu profitieren. Die Nachfrage dürfte angesichts der Verschärfung der Corona-Krise sogar zunehmen.

Sobald die SDR sich weltweit durchsetzen, könnte in einem nächsten Schritt der sogenannte digitale „IMF Coin“ zum Einsatz kommen. Die DWN hatten zuvor in einem Bericht prognostiziert, dass ein sogenannter „IMF Coin“ durchaus als digitale Leitwährung eingeführt werden könnte. In dem Bericht heißt es: „Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass in den kommenden zwei Jahren ein digitaler ,IMF Coin‘ (auch ,SDR Coin‘ genannt), der durch Gold gedeckt sein könnte, als neue Weltleitwährung eingeführt wird. Das Verhältnis zwischen den anstehenden weltweiten Insolvenzen und einer möglichen Einführung des ,IMF Coins‘ sollte in diesem Zusammenhang genau beobachtet werden. Allerdings sollte auch verstanden werden, dass es nicht zur Abschaffung des US-Dollars kommen wird. Stattdessen könnte voraussichtlich ein durch Gold gedeckter US-Dollar zum Einsatz kommen. Der ,IMF Coin‘ könnte dann an diesen goldgedeckten Dollar gebunden sein, um seine Rolle als digitale Leitwährung einzunehmen. Alle anderen digitalen Währungen der internationalen Notenbanken müssten dann an den ,IMF Coin‘ gekoppelt werden. Während die Umsetzung des digitalen ,IMF Coins‘ als Leitwährung sehr wahrscheinlich ist, ist die Frage um die Golddeckung jedoch umstritten.“

Das „Wall Street Journal“ titelte im Jahr 2017: „Vergessen Sie Bitcoin. Haben Sie schon vom IMF Coin gehört?“ Das Blatt berichtet: „Der IWF wünscht sich eine digitale Zukunft seiner Sonderziehungsrechte.“

Der IWF führt seit Beginn der Corona-Krise aus, dass die Welt vor großen finanziellen und wirtschaftlichen Umbrüchen steht. Es geht um eine Transformation der gesamten Weltwirtschaft. Die IWF-Chefin Kristalina

Georgieva führt am Ende einer Mitteilung über den „Great Reset“ aus: „Ich möchte mit einem Beispiel aus der Vergangenheit schließen. William Beveridge legte mitten im Zweiten Weltkrieg 1942 seinen berühmten Bericht vor, in dem er projizierte, wie Großbritannien das angehen sollte, was er die ,fünf riesigen Übel‘ nannte. Dieser berühmte ,Beveridge Report‘ führte nach dem Krieg zu einem besseren Land - einschließlich der Schaffung des National Health Service, der heute in Großbritannien so viele Menschenleben rettet. Zu dieser Zeit wurde auch meine Institution, der IWF, gegründet - auf der Bretton Woods-Konferenz. Jetzt ist also der Moment gekommen, um die Seite umzublättern - und alle Kraft zu nutzen, die wir haben. Im Falle des IWF verfügen wir über eine finanzielle Kapazität von einer Billion Dollar und ein enormes politisches Engagement. Das ist der Moment, um zu entscheiden, dass die Geschichte darauf als ,Great Reset‘ und nicht als ,Great Reversal‘ zurückblicken wird. Und ich möchte sagen - laut und deutlich -, dass das beste Denkmal, das wir für diejenigen errichten können, die bei der Pandemie ihr Leben verloren haben, darin besteht, eine Welt zu schaffen, die grüner, intelligenter und gerechter ist.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...