Politik

Milliarden-Deal: Israel kauft drei weitere U-Boote von Deutschland

Israel und Deutschland haben sich auf einen milliardenschweren Deal geeinigt. ThyssenKrupp Marine Systems liefert drei U-Boote der neuen Klasse "Dakar".
20.01.2022 17:28
Lesezeit: 2 min

Israel kauft drei weitere U-Boote in Deutschland. Die beiden Länder haben sich nach Angaben aus Israel und der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) abschließend auf einen milliardenschweren Deal über den Kauf von drei U-Booten der neuen Klasse "Dakar" geeinigt. Diese Pläne hatten wegen Korruptionsvorwürfen bei U-Boot-Geschäften mit Israel jahrelang auf Eis gelegen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich um die größten U-Boote, die TKMS bislang entwickelt hat. Bislang waren dies 70 Meter lange U-Boote für die Marine von Singapur mit Diesel-Antrieb. Dagegen wird die neue Klasse für Israel nach dpa-Informationen von einer Brennstoffzelle angetrieben. Auf dem Werftgelände werden bereits eine neue Schiffbauhalle und eine Brennstoffzellenfertigung errichtet.

Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums soll das erste U-Boot innerhalb von neun Jahren nach Israel geliefert werden. Die Kosten Geschäfts lägen bei rund drei Milliarden Euro. Die Bundesregierung trage einen Teil der Kosten. Laut "Haaretz" soll die Bundesregierung nicht bereit gewesen sein, ihren Anteil zu erhöhen.

Der deutsche Finanzierungsanteil am Bau der U-Boote ist nach einer 2017 unterzeichneten Regierungsvereinbarung auf 540 Millionen Euro gedeckelt. Das deutsche Verteidigungsministerium hatte diese im Namen der Bundesregierung unterzeichnet - aber mit vertraglichen Auflagen. So sollte die israelische Seite eine Erklärung abgeben, dass es bei dem Geschäft keine Korruption gibt. Dies unterblieb lange, wurde dann aber von Israel erbracht und von verschiedenen deutschen Ministerien geprüft. Inzwischen ist der Weg frei.

In Israel läuft ein Korruptionsverfahren gegen mehrere Beteiligte wegen der U-Boot-Geschäfte. Ex-Regierungschef Benjamin Netanjahu wurde dazu ebenfalls befragt, galt aber nicht als Verdächtiger. Ihm wurde vorgeworfen, U-Boot-Geschäfte gegen den Willen von Militär und Verteidigungsministerium durchgesetzt zu haben. Die derzeitige Regierung unter Ministerpräsident Naftali Bennett plant außerdem einen Untersuchungsausschuss.

Allerdings ist Deutschland demnach trotzdem bereit, den Verkauf zu unterstützen. Die Bundesregierung begründete ihr Engagement in der Vergangenheit mit der besonderen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels. In Deutschland wurden Ermittlungen in dem Fall Ende 2020 mangels "hinreichendem Tatverdacht" im Inland eingestellt.

Die Beteiligten des U-Boot-Geschäfts einigten sich laut offizieller Mitteilung zudem auf eine strategische Industrie-Kooperation über mehr als 850 Millionen Euro. Das Geld soll in israelische Unternehmen, unter anderem im Verteidigungssektor, investiert werden.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einer sehr guten Nachricht für den Kieler Betrieb und den gesamten Werftenstandort. "Diese Entscheidung ist ein klares Signal, dass das Unternehmen mit dem eingeschlagenen Weg im Bereich des U-Boot-Baus richtig liegt und als weltweiter Innovations- und Technologieführer hohe Anerkennung dafür bekommt." Davon profitierten in unruhigen Pandemiezeiten die Beschäftigten der gesamten Schiffbaubranche.

Regierungschef Bennett sagte, das U-Boot-Geschäft stärke Israels nationale Sicherheit erheblich. "Der Kauf der U-Boote wird den Fortbestand unserer Fähigkeiten gewährleisten und unsere strategische Überlegenheit auf Jahre hinaus sichern", sagte er.

Israel verfügt bereits über sechs U-Boote aus Kiel. Die drei neuen U-Boote sollen dann nach und nach ältere Modelle ersetzen. Die Lieferungen nach Israel sind umstritten, weil diese nach Experteneinschätzung theoretisch mit Atomwaffen ausgerüstet werden können. Zuvor hatte das Land in Kiel von TKMS und German Naval Yards bereits vier Korvetten bauen lassen. Die Schiffe der SA'AR 6-Klasse sollen für die kommenden 30 Jahre das Rückgrat der israelischen Marine bilden. Israel will mit ihnen vor allem Gas-Förderplattformen im Mittelmeer schützen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugabsturz in Indien: Was passierte bei Flug AI171?
13.06.2025

Mehr als 240 Menschen starben bei einem verheerenden Flugzeugabsturz in Indien. Premierminister Narendra Modi besuchte den einzigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Brüsseler Kompromiss: EU führt Handelsquoten für Ukraine wieder ein – Litauen hofft auf Preisstabilisierung
13.06.2025

Handelsstreit mit Folgen: Die EU führt wieder Quoten für ukrainische Agrarimporte ein. Litauen atmet auf, Kiew warnt vor...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Der Microlino: Wie ein Schweizer Tüftler dem SUV-Wahnsinn trotzt
13.06.2025

SUVs dominieren unsere Straßen – größer, schwerer, ineffizienter. Doch ein Schweizer Tüftler stellt sich gegen diesen Trend: Wim...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wenn der Chef den Hund mitbringt: Sind Haustiere im Büro eine Revolution im Büroalltag?
13.06.2025

Ein Hund im Büro bringt gute Laune, sorgt für Entspannung und fördert das Teamgefühl – doch nicht alle sind begeistert. Warum...

DWN
Politik
Politik EU-Sanktionen wegen Russland-Handel: Brüssel zielt nun auch auf Chinas Banken
13.06.2025

Die EU plant erstmals Sanktionen gegen chinesische Banken wegen Unterstützung Russlands durch Kryptowährungen. Peking reagiert empört...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Kurse unter Druck: Markt reagiert panisch auf Nahost-Eskalation
13.06.2025

Explodierende Spannungen im Nahen Osten bringen den Kryptomarkt ins Wanken. Bitcoin fällt, Ether bricht ein – Anleger flüchten panisch...