Finanzen

EZB ebnet Weg für Zinswende, Börsen werden drastisch reagieren

Lesezeit: 1 min
12.03.2022 13:14  Aktualisiert: 12.03.2022 13:14
Die EZB will ihr QE-Programm auslaufen lassen, um anschließend eine Zinswende einzuleiten. Was das für die Börsen bedeutet, dürfte auf der Hand liegen.
EZB ebnet Weg für Zinswende, Börsen werden drastisch reagieren
Christine Lagarde (l), die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), und Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, nehmen an Feierlichkeiten anlässlich des 10. Jahrestages des Inkrafttretens des Vertrags von Lissabon im Haus der Euro. (Foto: dpa)
Foto: Zhang Cheng

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts rasant steigender Preise ebnet die EZB zwei Wochen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges den Weg für eine Zinswende. Sie beschloss am 10. März 2022, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe im dritten Quartal auslaufen zu lassen. Dies allerdings unter der Bedingung, dass der Inflationsausblick sich nicht eintrübe.

Den Schlüsselzins beließen die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zugleich müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten. Dieser sogenannte Einlagesatz liegt bei minus 0,5 Prozent.

Die EZB hält die Tür zugleich für eine Erhöhung offen. Sie steht bereit, „alle seine Instrumente“ bei Bedarf anzupassen. Damit will sie sicherstellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei dem Zielwert von 2,0 Prozent stabilisiert. Zuletzt war die Teuerung mit 5,8 Prozent aber weit darüber hinausgeschossen.

Nach dem Crash von 2008 versuchten die Zentralbanken, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, indem sie die Zinssätze senkten – schließlich auf null. Als das nicht funktionierte, griffen sie zur quantitativen Lockerung (QE) – zuerst in Milliardenhöhe, jetzt in Billionenhöhe. QE sollte eine Notfallmaßnahme sein, die jedoch nicht gestoppt wurde.

In der Praxis beinhaltet die QE-Politik den Kauf massiver Mengen an Staatsanleihen oder anderer Anlagen von Banken, um mehr Geld in das System zu pumpen. Dieses Geld wird dann von den Banken an Unternehmen verliehen, die es ausgeben, um ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten und ihren Umsatz zu steigern. Aktieninvestoren rechnen mit steigenden Unternehmenseinnahmen und kaufen Aktien, was die Börsen-Kurse steigen lässt.

Die Börsen steigen tendenziell, wenn die Zentralbanken eine expansive Geldpolitik ankündigt, und fallen, wenn die Zentralbanken eine restriktive Geldpolitik ankündigt, so „Bloomberg“. Die QE drückt die Zinsen nach unten. Dies senkt die Renditen, die Anleger und Sparer mit den sichersten Anlagen wie Geldmarktkonten, Einlagenzertifikaten (CDs), Staatsanleihen und Unternehmensanleihen erzielen können.

Anleger sind gezwungen, relativ riskantere Investitionen zu tätigen, um höhere Renditen zu erzielen. Viele dieser Anleger gewichten ihre Portfolios in Richtung Aktien und treiben die Börsenkurse in die Höhe.

Sinkende Zinsen beeinflussen auch die Entscheidungen öffentlicher Unternehmen. Niedrigere Zinsen bedeuten niedrigere Kreditkosten. Unternehmen haben einen Anreiz, ihr Geschäft zu erweitern, und leihen sich dafür oft Geld.

Doch irgendwann endet jede QE-Politik. Was das für die Börsen bedeutet, dürfte auf der Hand liegen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IEA schlägt Alarm: Rohstoffmangel gefährdet Klimaschutzziele
20.05.2024

Die Internationale Energie-Agentur warnt vor einem drohenden Mangel an kritischen Mineralien für die Energiewende. Mehr Investitionen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fußball-EM 2024: Bierbranche hofft auf Rückenwind
20.05.2024

Weil die Deutschen immer weniger Bier trinken, schrumpft der hiesige Biermarkt und die Brauereien leiden. Eine Trendwende erhofft sich die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Irreführende Praktiken“: Shein muss deutsche Website anpassen
20.05.2024

Nach einer Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer hat Shein eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Laut vzbv-Chefin Pop machen...

DWN
Technologie
Technologie BYD baut erstes Werk in der EU: Eine Gefahr für Deutschlands Autobauer?
20.05.2024

Bereits seit Dezember 2023 steht fest, dass BYD, Chinas wichtigste und staatlich geförderte Marke für Elektroautos, ein Werk in Szeged in...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat (zweiter Teil): Die Welt ist im Wasserkampf
20.05.2024

Jörg Barandat war unter anderem militärischer Berater im Auswärtigen Amt sowie Dozent für Sicherheitspolitik an der Führungsakademie...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
19.05.2024

Wasser sollte nicht getrennt von anderen Faktoren wie Energie und Klima betrachtet werden, sagt Jörg Barandat, langjähriger Berater...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Im Sog der Krise: Chinas Immobilienbranche unter Druck
19.05.2024

Seit einigen Jahren belastet die Immobilienkrise China und beeinträchtigt das wirtschaftliche Wachstum. Die Geduld vieler Gläubiger...

DWN
Politik
Politik Absturz des Präsidentenhubschraubers im Iran: „Alle Insassen sind tot“
19.05.2024

Ein Hubschrauber mit Irans Präsident Raisi und Außenminister Amir-Abdollahian ist abgestürzt. Die Insassen sind tot. Es wirft Fragen zur...