Weltwirtschaft

USA exportieren Rekordmengen LNG nach Europa

Lesezeit: 2 min
10.06.2022 15:16
Der Ukraine-Krieg hat den Weltmarkt für Flüssiggas weiter angeheizt. Die LNG-Exporte der USA nach Europa sind dieses Jahr geradezu explodiert.
USA exportieren Rekordmengen LNG nach Europa
Die LNG-Exportanlage Cameron im US-Bundesstaat Louisiana ist eine von mehreren am Golf von Mexiko. Durch den Ukraine-Krieg ist die weltweite Nachfrage nach Erdgas größer denn je. (Foto: dpa)
Foto: Martha Irvine

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Die US-Exporte von verflüssigtem Erdgas (LNG) lagen in den ersten vier Monaten dieses Jahres bei durchschnittlich 11,5 Milliarden Kubikfuß pro Tag, wie die U.S. Energy Information Administration (EIA) diese Woche mitteilte. Dies war ein Anstieg um 18 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2021, wie Wolf Richter berichtet.

Schon in den vergangenen Jahren waren die LNG-Exporte der USA stark gestiegen: um 49 Prozent im Jahr 2021, um 31 Prozent im Jahr 2020, um 68 Prozent im Jahr 2019, um 53 Prozent im Jahr 2018 und um 279 Prozent im Jahr 2017. Dieses starke Exportwachstum ist auf die Fertigstellung neuer LNG-Exportterminals zurückzuführen.

Im vergangenen Jahr ging der Großteil der amerikanischen LNG-Exporte nach Asien, wobei China, Korea und Japan an der Spitze standen. Doch dieses Jahr hat sich der Großteil der US-Exporte von Flüssiggas auf Europa verlagert, wo sich eine massive Nachfrage aufgetan hat und wo höhere Preise gezahlt werden als in Asien.

Im Jahr 2021 lieferten die USA 34 Prozent ihrer jährlichen LNG-Produktion nach Europa. In den ersten vier Monaten dieses Jahres kam es jedoch zu einem massiven Anstieg und 74 Prozent des amerikanischen LNG wurden nach Europa exportiert, wobei sich das Volumen auf 7,3 Milliarden Kubikfuß pro Tag verdreifachte. Flüssiggas aus den USA machte laut EIA 49 Prozent der gesamten europäischen LNG-Importe aus.

Diese Verlagerung von LNG-Exporten von Asien nach Europa ist eine Folge der massiv gestiegenen Spotpreise für Flüssiggas an den europäischen Handelsplätzen. Diese veranlassten die US-Exporteure mit flexiblen Bestimmungsorten in ihren Verträgen dazu, Flüssiggas in die EU und nach Großbritannien zu liefern.

Auch Deutschland benötigt nach der Entscheidung gegen russisches Gas dringend LNG aus anderen Quellen. Doch hierzulande existieren bisher keine LNG-Importterminals, auch wenn diese jetzt im Eiltempo gebaut werden. Daher wurde das US-Flüssiggas vor allem nach Frankreich, Spanien, Großbritannien, in die Türkei und in die Niederlande verschifft.

Zugleich gingen die LNG-Exporte nach Asien im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021 um 51 Prozent auf 2,3 Milliarden Kubikfuß pro Tag zurück. Die Exporte nach China sind von 1,2 Milliarden Kubikfuß pro Tag im Schnitt 2021 auf nur 0,2 Milliarden Kubikfuß pro Tag in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 eingebrochen, was auch auf die dortigen Lockdowns zurückzuführen ist. Auch die Exporte nach Japan und Korea gingen zurück.

Das erste große Exportterminal der USA wurde im Jahr 2016 in Betrieb genommen. Damals hatte das Fracking in den USA zu einer Erdgasschwemme geführt, und der Erdgaspreis war eingebrochen. Die Betreiber von LNG-Exportterminals nutzten den billigen Erdgaspreis in den USA und die viel höheren Preise, die sie durch den Export von LNG weltweit erzielen konnten.

Der Anstieg der LNG-Exporte im laufenden Jahr ist auf die neuen Exportkapazitäten zurückzuführen. Die LNG-Exportanlage Sabine Pass hat Ende 2021 ihre Spitzenexportkapazität um 0,76 Milliarden Kubikfuß pro Tag erhöht. Die neue Anlage Calcasieu Pass wird über eine Spitzenkapazität von insgesamt 1,6 Milliarden Kubikfuß pro Tag verfügen.

Darüber hinaus gibt es drei US-Exportterminals für Flüssiggas, die nach Angaben der Federal Energy Regulatory Commission (FERC) bereits genehmigt wurden und sich aktuell im Bau befinden, sowie zwölf US-Exportterminals, die der Behörde zufolge zwar bereits genehmigt wurden, sich aber noch nicht im Bau befinden.

Die explodierenden LNG-Exporte aus den USA haben dazu geführt, dass die dortigen Erdgaspreise sich an das globale Niveau angenähert haben und somit massiv gestiegen sind. Erdgas kostet in den USA derzeit etwa dreimal so viel wie im Zehnjahresdurchschnitt, nachdem die US-Verbraucher mehr als ein Jahrzehnt lang infolge der dortigen Erdgasschwemme von niedrigen Preisen profitiert hatten.

Die USA sind der weltweit größte Produzent von Erdgas, vor Russland, Qatar und Kanada.


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