Politik

US-Senatoren: China versuchte, Informanten in der Federal Reserve anzuheuern

Einer Gruppe republikanischer Senatoren zufolge hat Chinas Regierung seit 2013 versucht, ein Netz von Informanten in der Zentralbank aufzubauen.
27.07.2022 16:50
Aktualisiert: 27.07.2022 16:50
Lesezeit: 2 min
US-Senatoren: China versuchte, Informanten in der Federal Reserve anzuheuern
Ein besonders krasser Fall der „Talent-Rekrutierungsorganisationen“ soll sich im Jahr 2019 abgespielt haben. (Foto: iStock.com/cybrain) Foto: cybrain

Die chinesische Regierung soll seit dem Jahr 2013 versucht haben, ein Netz von Informanten in der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve aufzubauen. Dies geht aus einem Bericht einer Gruppe republikanischer Senatoren des „Committee on Homeland Security and Governmental Affairs“ des Senates hervor, von dem das Wall Street Journal berichtet.

Demnach hätten chinesische Talent-Rekrutierungsorganisationen in den vergangenen Jahren mit mehreren Angestellten des Federal Reserve System Kontakt aufgenommen und sie nach Informationen zur Lage der US-Wirtschaft und zur Entwicklung der Geldpolitik befragt. Dem Bericht zufolge wurden aber keine sensiblen Informationen weitergegeben.

Ein besonders krasser Fall soll sich im Jahr 2019 abgespielt haben. Demnach sei ein Ökonom der Fed während eines China-Besuchs von Männern in Schanghai eingeschüchtert worden, die ihn zu einer Zusammenarbeit mit staatlichen chinesischen Behörden gedrängt haben sollen. Der Mann soll zudem kurzzeitig inhaftiert worden sein. Der Fall wurde demnach dem FBI angezeigt.

Fed weist Vorwürfe erbost zurück

Die Grundlage für den Bericht der republikanischen Senatoren stellt eine interne Untersuchung der Zentralbank dar, die im Jahr 2015 eingeleitet wurde, nachdem eine namentlich nicht genannte „externe Entität“ vor Versuchen fremder Mächte gewarnt habe, ein Netz von Informanten aufzubauen. 13 Fed-Mitarbeiter wurden in diesem Rahmen im Zeitraum zwischen 2015 und 2020 identifiziert, die als „Personen von Interesse“ eingestuft wurden – einer verlor schließlich unter nicht näher bekannten Umständen seine Stelle bei der Zentralbank.

Die Republikaner werfen der Fed nun vor, damals nicht ausreichend gehandelt zu haben, um sensible Informationen vor dem Zugriff fremder Mächte zu schützen - ein Vorwurf, den die Zentralbank vehement zurückweist. Die Bank zweifelt überdies auch die Validität ihrer Untersuchung aus den Jahren 2015 bis 2020 teilweise an.

In seinem Brief an den Führer der republikanischen Gruppe schreibt Powell, man sei „zutiefst verstört angesichts der unfairen, unbegründeten und unbewiesenen Unterstellungen gegen einzelne Mitarbeiter.“ Die „Prozesse, Kontrollen und Technologien“ würden „robust und regelmäßig aufgewertet“. „Wir weisen höflich jegliche gegenteiligen Unterstellungen zurück.“

Kritik kam auch von der chinesischen Regierung selbst. Einige Mitglieder des Kongresses würden einem „Nullsummen-Denken aus Zeiten des Kalten Krieges“ anhängen. „Die Zusammenarbeit zwischen China und den Vereinigten Staaten auf wirtschaftlichen, finanziellen und anderen Feldern ist offen und ehrlich und hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass gegenseitiges Verstehen und Vertrauen zwischen beiden Ländern gestärkt wurde.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...