Wirtschaft

Wirtschaft der Eurozone schrumpft auch im August

Gebremst von Gaskrise und Inflation ist die Wirtschaft der Eurozone im August den zweiten Monat in Folge geschrumpft. Bergab ging es vor allem in Deutschland.
23.08.2022 10:47
Aktualisiert: 23.08.2022 10:47
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Wirtschaft der Eurozone schrumpft auch im August
Ohne bezahlbare Energie tut sich die Wirtschaft der Eurozone schwer. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Gebremst von der Gaskrise und der hohen Inflation steuert die Wirtschaft der Euro-Zone auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft, die den Industrie- und Servicesektor umfasst, fiel um 0,7 auf 49,2 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner Firmenumfrage auf Basis vorläufiger Daten mitteilte.

Das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer rutschte damit auf ein 18-Monatstief. Es liegt nun merklich unter der Wachstumsschwelle von 50 Stellen, wenn auch nicht so deutlich, wie von Ökonomen mit einem Wert von 49,0 erwartet. Dass die Talfahrt anhielt, lässt nach Ansicht vieler Experten allerdings eine Rezession im Winterhalbjahr immer wahrscheinlicher erscheinen.

Bergab ging es vor allem in den größten Euro-Ländern, allen voran in Deutschland, wo die Wirtschaft wegen der weiter rückläufigen Industrieproduktion und dem beschleunigten Abwärtstrend im Servicesektor so stark schrumpfte wie zuletzt im Juni 2020, als die Konjunktur tief in der Corona-Krise steckte.

Frankreichs Wirtschaftskraft sank aufgrund starker Produktionskürzungen in der Industrie und der Abkühlung im Servicesektor erstmals seit eineinhalb Jahren wieder. Außerhalb dieser beiden Schwergewichte der Euro-Zone kam es laut S&P Global lediglich zu einem Mini-Wachstum.

"Die Wirtschaft im Euroraum steht vor einer Rezession", warnte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Russland liefere nur noch wenig Gas, die hohe Inflation reiße tiefe Löcher in die Kassen der privaten Haushalte und die Unternehmen seien verunsichert: "Die wirtschaftlichen Aussichten für die Wirtschaft im Euroraum sind trübe", so das Fazit des Experten.

Hauptverantwortlich für die erneute Schrumpfung war laut S&P Global die Industrie, wo die Produktion zum dritten Mal hintereinander kräftig zurückgefahren wurde. Doch auch der Servicesektor kühlte den vierten Monat in Folge ab und vermeldete das schwächste Wachstum seit Beginn des Aufschwungs im April 2021.

"Die aktuellen Daten deuten darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone im dritten Quartal schrumpfen wird", prognostizierte Ökonom Andrew Harker von S&P Global Market Intelligence. Im Frühjahr hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 0,6 Prozent zugelegt.

DEUTSCHE DIENSTLEISTER UNTER DRUCK

In Deutschland stottert der Konjunkturmotor schon länger. Im zweiten Quartal reichte es nur zu einer Stagnation. Die Einkaufsmanagerdaten für August lieferten im Industriesektor zwar einen kleinen Lichtblick. In diesem Bereich kam es zu einem leichten Anstieg des PMI-Barometers von 49,3 Punkten auf 49,8 Zähler, womit der Industriesektor nur knapp unter der Wachstumsschwelle blieb.

Der Index für den Servicebereich fiel allerdings deutlich von 49,7 Stellen auf 48,2 Zähler: "Im August trifft die Eintrübung vor allem die Dienstleister, was sich als Spiegelbild einer verstärkten Kaufzurückhaltung der privaten Verbraucher werten lässt", erläuterte LBBW-Ökonom Elmar Völker. Kurzfristige Besserung sei hier angesichts der kürzlich festgesetzten Gasumlage nicht in Sicht.

Und mit Blick auf die explodierenden Gas- und Strompreise am Großhandelsmarkt drohe auch in der Industrie nach der jüngsten Stabilisierungstendenz weiter erhebliches Ungemach, meint der Experte von der Landesbank Baden-Württemberg. "Kurzum: Eine Rezession lässt sich allenfalls noch mit viel Glück vermeiden – die Frage ist wohl nur noch, wie schlimm sie wird."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...