Deutschland

Korruption: Bundesweite Ermittlungen gegen Ärzte und Pharmaunternehmen

Lesezeit: 1 min
10.04.2012 12:15
In mehreren Bundesländern ermitteln die Staatsanwaltschaften gegen zahlreiche Krebsärzte und Arzneimittelhersteller wegen des Verdachts auf Korruption. Die Mediziner sollen teilweise bis zu einer halben Million Euro von Pharmafirmen erhalten haben, wenn sie deren Medikamente bevorzugt verschrieben.
Korruption: Bundesweite Ermittlungen gegen Ärzte und Pharmaunternehmen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der ganzen Republik wird nun gegen Ärzte, Pharmafirmen und Apotheker ermittelt, die über Jahre hinweg bestochen haben beziehungsweise sich haben bestechen lassen. Das Patientenwohl und ein fairer Wettbewerb geraten dabei ins Hintertreffen.

Bei der Staatsanwaltschaft Dresden steht das Leipziger Pharmaunternehmen Oncosachs im Mittelpunkt der Ermittlungen, wie „Der Spiegel“ berichtet. Mehrere hundert Euro pro Patient sollen die behandelnden Ärzte erhalten haben, wenn sie die Präparate von Oncosachs bevorzugten.

Im Visier sind auch 47 Onkologen geraten, die von Oncosachs bis 2008 „Mietzuschüsse“ erhalten haben sollen. Weitere Gelder sollen in sogenannte „Scheinstudien“geflossen sein, in denen die Ergebnisse zugunsten von Oncosachs geschönt wurden. Dabei habe ein Arzt zwischen 2005 und 2011 mehr als 500.000 Euro kassiert.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen den Geschäftsführer von Ribosepharm, die Krebssparte des Pharmaunternehmens Hikma. Über eine zwischengeschaltete Firma habe Ribosepharm bundesweit Krebsärzten ihre Praxis-Homepages finanziert. Den Ermittlungen zugrunde liegt eine 440 Seiten starke Strafanzeige der AOK Niedersachsen.

In Hamburg geht die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen Zyo Pharma vor, das hohe Summen, getarnt Beraterhonorare im Zuge sogenannter „Wissenschaftlicher Kooperationsvereinbarungen“, an Krebsärzte gezahlt haben soll. Eine Mitarbeiterin von Zyo Pharma, die sich als Zeugin zu Verfügung stellen wollte, soll vom Geschäftsführer bedroht worden sein. Er habe in einem Brief geschrieben: „Dein Ende ist nahe.“

Ein Apotheker und ein Krebsarzt sind von der Staatsanwaltschaft Erfurt wegen Bestechung respektive Bestechlichkeit angeklagt worden. Der Arzt soll für das Weiterreichen von Chemotherapierezepten vom Apotheker geldwerte Vorteile über mehrere hunderttausend Euro erhalten haben. Die Herstellung von Präparaten für die Chemotherapie ist ein lukratives Geschäft für Apotheker, bei dem sie enorm hohe Margen für sich beanspruchen können.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim wiederum hat drei Pharmaunternehmen ins Visier genommen, die in mehreren hundert Fällen in Deutschland nicht zugelassene Krebsmedikamente aus Argentinien importiert haben sollen.

Mehr zum Thema

Maßnahmen greifen nicht: Zentralbanken versuchen es mit Beschwörungen

Schweiz: Protest gegen geplante Banken-Kontrolleure aus Deutschland

Von der Leyen will arbeitslose junge Spanier und Griechen holen

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es nun wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...

DWN
Immobilien
Immobilien Bau-Branche lobt Regierung für jüngste Beschlüsse
25.09.2023

Die Bau-Branche gibt sich positiv überrascht von den Beschlüssen der Bundesregierung, fordert nun aber eine schnelle Umsetzung. Denn die...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Habeck gibt strengere Vorgaben für Dämmung von Neubauten auf
25.09.2023

Als Reaktion auf Krise der Baubranche will Bundeswirtschaftsminister Habeck die strengeren Vorgaben zur Dämmung von Neubauten nicht mehr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre Versorgung sichern will
24.09.2023

Lernen auf die harte Tour: Pandemiebedingte Engpässe, geopolitische Veränderungen und der Krieg in der Ukraine zwingen Europa zum...

DWN
Politik
Politik Gewalt-Eskalation im Kosovo: Spannungen mit Serbien nehmen massiv zu
24.09.2023

Bei Kämpfen mit einem bewaffnetem Kampftrupp im Nord-Kosovo gab es Tote. Die Spannungen in der Region nahmen zuletzt zu. Nun ist es zu den...