Wirtschaft

China plant Steigerung der Raffineriekapazitäten

Laut Medienberichten wollen Chinas Ölraffinerien ihre Kapazitäten steigern. Denn die Nachfrage scheint sich zu erholen.
27.09.2022 08:51
Aktualisiert: 27.09.2022 08:51
Lesezeit: 2 min
China plant Steigerung der Raffineriekapazitäten
Chinas Ölraffinerien wollen nach Medienberichten ihre Kapazitäten erhöhen. (Foto: dpa) Foto: Pu Xiaoxu

Die chinesische Ölnachfrage erholt sich, und mehrere Raffinerien planen einem Reuters Bericht zufolge, der sich auf ungenannte Quellen beruft, eine erhebliche Steigerung der Verarbeitungsraten. Diesen Quellen zufolge planen mindestens drei staatliche Raffinerien und eine private Großraffinerie, die Verarbeitungsraten ab dem kommenden Monat um 10 Prozent zu erhöhen, da sie eine höhere Nachfrage nach Kraftstoffen, insbesondere aus dem Ausland, erwarten.

Europa ist eine offensichtliche Quelle für diese höhere Nachfrage, da im Dezember ein Embargo gegen russisches Rohöl in Kraft tritt und im Februar ein Embargo für Kraftstoffimporte folgt. Derzeit importieren die europäischen Abnehmer noch riesige Mengen aus Russland, um ihre Vorräte vor dem Beginn des Embargos aufzustocken. Aber sobald das Embargo in Kraft tritt, werden sie sich nach möglichen Alternativen umsehen müssen, und China ist eine davon.

In Erwartung dieser höheren Nachfrage erwarten die chinesischen Raffinerien, dass die Regierung ein weiteres Kontingent von bis zu 15 Millionen Tonnen für den Export von Kraftstoffen ausgeben wird, so die Reuters-Quellen weiter. „Wir erhöhen die Ausfuhren im nächsten Monat, um uns auf eine mögliche Öffnung der Exporte vorzubereiten, obwohl niemand eine klare Vorstellung davon hat, wie groß die Öffnung sein wird“, sagte ein Beamter einer staatlichen Raffinerie gegenüber der Nachrichtenagentur.

Analyst rechnet mit Erhöhung der Frachtraten

Auch für die Dieselproduktion dürfte die Erhöhung der Verarbeitung eine positive Nachricht sein. China besitzt als einziges Land der Welt Raffineriekapazitäten, um die Dieselproduktion erheblich zu steigern. Bisher wurden diese Kapazitäten nicht voll genutzt, da die Exportquoten von Peking streng kontrolliert wurden. Die Produktionserhöhung der Raffinerien und die Erwartung, dass die Regierung ein weiteres Exportkontingent freigibt, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Regierung die strengen Kontrollen gelockert hat. Eine Lockerung würde China die Möglichkeit bieten die vorhandenen Kapazitäten zu nutzen, um die globale Dieselknappheit zu lindern

Ein Analyst von Votexa rechnet derweil mit einer Erhöhung der Frachtraten „Ich glaube, dass die Frachtraten für den Transport nach China in der Hoffnung auf eine Erholung der Nachfrage in China steigen. Das Gerücht über eine besonders große Menge an Produktexporten im vierten Quartal hat den Markt ebenfalls optimistisch gestimmt“, so ein Analyst von Vortexa Analytics gegenüber Reuters.

In der Zwischenzeit steigert China auch seine Ölimporte, wobei der Tagesdurchschnitt im August bei 9,5 Millionen Barrel pro Tag lag, was eine deutliche Steigerung gegenüber Juli darstellt, obwohl er immer noch unter der durchschnittlichen Ölimportrate für August 2021 liegt.

Mit der steigenden Nachfrage nach Öl aus China werden auch die Frachtraten steigen, da das Land seine Ölkäufe aus aller Welt erhöht. Refinitiv-Daten zufolge, die von Reuters zitiert werden, ist der Preis für eine Fahrt eines Very Large Crude Carriers vom Golf von Mexiko oder dem Nahen Osten nach China auf 10 Millionen Dollar gestiegen.

Rettet China den globalen Dieselmarkt?

Wie Reuters unter Berufung auf Zolldaten aus Peking berichtet, stiegen die russischen Öllieferungen nach China im August im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 1,96 Millionen Barrel täglich. Die saudischen Öleinfuhren stiegen dagegen im Jahresvergleich um 5 Prozent auf fast 2 Millionen Barrel pro Tag. Russland hat bereits zu Beginn des Jahres Saudi-Arabien als Chinas größten Öllieferanten abgelöst.

Die Erhöhung der Raffineriekapazitäten ist vor allem für die USA keine gute Nachricht. Die Möglichkeit, die Verarbeitung in den USA zu erhöhen, ist begrenzt, und es besteht die Sorge, dass es schwierig wird, Europa mit genügend Kraftstoff zu versorgen. Diese Lücke könnte China füllen und mit einem Ankurbeln seiner Kapazitäten die globale Nachfrage bedienen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...