Deutschland

Institute erwarten Einbruch der Wirtschaft um bis zu 8 Prozent

Lesezeit: 1 min
29.09.2022 11:25  Aktualisiert: 29.09.2022 11:25
Das Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute trägt den passenden Titel „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“.
Institute erwarten Einbruch der Wirtschaft um bis zu 8 Prozent
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck managt für Deutschland die größte Rezession seit vielen Jahrzehnten. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Deutschland kann den führenden Forschungsinstituten zufolge einer Rezession nicht entrinnen. Die Wirtschaft rutsche wegen der Energiekrise im Winterhalbjahr in eine konjunkturelle Talsohle und werde dann schrumpfen, erklärten die Regierungsberater am Donnerstag in ihrem Herbstgutachten „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“.

Für dieses Jahr erwarten die Fachleute nur noch ein Wirtschaftswachstum von rund 1,4 Prozent und für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 0,4 Prozent. 2024 dürfte die Wirtschaft wieder 1,9 Prozent wachsen.

In ihrem Risikoszenario - also bei einer Gasmangellage, kaltem Winter und fehlenden Einsparungen beim Energieverbrauch - veranschlagen die Forscher allerdings für 2023 sogar einen Konjunktureinbruch um 7,9 Prozent. Das wäre deutlich mehr als in der Finanzkrise und im ersten Corona-Jahr 2020. Unter diesen Umständen dürfte das BIP auch 2024 noch um 4,2 Prozent schrumpfen.

„Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgen für deutliche Kaufkraftverluste“, sagte Konjunkturchef Torsten Schmidt vom Essener RWI-Institut. „Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen sind deshalb auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen.“ Bei den Firmen dürfe es jedoch nicht zu dauerhaften Subventionen kommen. Die Inflation werde von 8,4 Prozent im Jahresschnitt 2022 dann nächstes Jahr auf 8,8 Prozent klettern und sich erst wieder 2024 auf 2,2 Prozent beruhigen.

Im Frühjahr hatten die Fachleute für 2022 noch mit einem Wachstum von 2,7 und 2023 von 3,1 Prozent gerechnet. Wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und den Auswirkungen auf die Energie-, Rohstoff- und Verbraucherpreise schraubten die Institute ihre Schätzung nun allerdings deutlich zurück. So falle die Wirtschaftsleistung 2022 und 2023 insgesamt um 160 Milliarden Euro niedriger aus, als noch im Frühjahr erwartet.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose stammt vom Essener RWI, Münchner Ifo, Kieler IfW und dem IWH aus Halle. Das Berliner DIW pausiert derzeit und will 2023 wieder am Gutachten mitarbeiten. Das Papier dient als Grundlage für die Konjunkturprognose der Regierung, die wiederum als Basis für die Aufstellung der Haushalte der öffentlichen Hand gilt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So will Deutschland seine Bürokratie abbauen
02.10.2023

In einem 17-seitigen Papier, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) exklusiv vorliegt, hat eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen China sichert sich Zugriff auf die Arktis
02.10.2023

Lange hat sich China darum bemüht, Zugriff auf die "polare Seidenstraße" zu erhalten. Nun ist das Ziel erreicht. Dies hat sowohl...

DWN
Politik
Politik EU-Treffen in Kiew: Baerbock erwartet Erweiterung "bis Luhansk"
02.10.2023

Alle 27 EU-Staaten sind beim Außenministertreffen in Kiew vertreten. Bundesaußenministerin Baerbock sieht schon ein neues Europa "von...

DWN
Politik
Politik Ifo-Chef: Fachkräftemangel und Energiewende bremsen die Wirtschaft
02.10.2023

Fachkräftemangel und Energiewende bedrohen langfristig das Wirtschaftswachstum in Deutschland, warnt Ifo-Chef Fuest. Kritisch sieht er...

DWN
Politik
Politik Medizin-Nobelpreis soll Zögernde von Corona-Impfung überzeugen
02.10.2023

Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an zwei mRna-Forscher. Die Vergabe-Institution hofft, damit Zögernde für die Corona-Impfstoffe...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche wagen langsam wieder mehr Konsum
02.10.2023

Laut dem Handelsverband HDE wechseln die deutschen Verbraucher langsam wieder vom Sparen zum Konsum. Eine wirkliche Trendwende wird aber...

DWN
Politik
Politik Tausende Arztpraxen bleiben aus Protest gegen Regierung geschlossen
02.10.2023

Der Verband der niedergelassenen Ärzte zeichnet ein dramatisches Bild des Zustands der deutschen Arztpraxen. Ein Protesttag soll auf die...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Interview: Wetterwaffen - Utopie oder Wirklichkeit?
01.10.2023

Der italienische Wissenschaftsjournalist Marco Pizzuti spricht über die wenig diskutierte Thematik der Wetterwaffen und das starke...