Unternehmen

Lebensmittelbranche: Machtkämpfe gehen weiter

Die Preisdebatten zwischen Händlern und Herstellern verschärfen sich zusehends und werden immer häufiger in der Öffentlichkeit ausgetragen.
Autor
30.09.2022 11:50
Lesezeit: 2 min
Lebensmittelbranche: Machtkämpfe gehen weiter
Der US-Lebensmittelmulti Mars hat Lieferungen andie zwei größten deutschen Supermärkte eingestellt. (Foto: dpa) Foto: Martin Gerten

Eine nächste Runde ist eröffnet: Nachdem Edeka gestern vor dem Landgericht Hamburg mit seiner Forderung, ein Coca-Cola-Lieferstopp-Verbot zu erzwingen, das Nachsehen hatte, folgt heute ein nächster Paukenschlag.

Nach Recherchen der Lebensmittelzeitung (LZ) hat mit Mars der zweite US-amerikanische Lebensmittelmulti Lieferungen an Edeka und an Rewe eingestellt. Dabei dürften sich die Lücken in den Regalen vor allem im Tierfutter-Regal schwerlich kaschieren lassen, wenn Mars-Marken wie Sheba, Whiskas und Frolic fehlen.

Machtkämpfe zwischen Händlern und Herstellern

Damit haben die Machtkämpfe zwischen Händlern und Herstellern, deren Preisdebatten immer häufiger in die Öffentlichkeit geraten, einen weiteren Höhepunkt erreicht. Der Grund der Unstimmigkeiten ist meist derselbe: In der gegenwärtigen Krisensituation prangern die Hersteller die große Macht der Händler an, und die Händler die zu hohen Preise der Hersteller.

Im Rahmen dieser Auseinandersetzung könnte das gestern vom Landgericht Hamburg gefällte Urteil zugunsten von Coca-Cola und gegen Edeka, eine Signalwirkung für die gesamte Branche haben. Zumindest aber in die Richtung zeigen, dass Händler, sofern sie nicht bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen, mit der Forderung nach einer Aufhebung eines Lieferstopps-Verbots vor Gericht wohl keinen Erfolg haben dürften.

Nachdem jetzt der US-Konzern – immer nach LZ-Informationen – im Kampf um höhere Preise Lieferungen an Edeka und Rewe eingestellt hat, fehlen nun den zwei größten deutschen Lebensmittel-Einzelhändler Mars-Produkte in den Regalen.

Die Vorgeschichte

Dabei hat der jetzige Streit zwischen Mars und Edeka eine Vorgeschichte: Bereits im August dieses Jahres legte sich die Supermarktkette mit dem Süßwarenhersteller an.

Nachdem das Tochter-Unternehmen Netto Marken Discount bereits auf die „Mondpreise“ verwiesen hatte und gleichzeitig Werbung für die billigeren Produkte seiner Eigenmarke machte, zog der Mutterkonzern kurz darauf nach.

Allerdings hatte Edeka und Rewe selbst im Zeitraum von Januar bis August ihre Eigenmarken „Gut & Günstig“ und „Ja“ um rund 24 Prozent erhöht, während die Markenartikel im selben Zeitraum nur durchschnittlich um rund 12 Prozent teurer wurden.

Trotzdem: Damals hatte Hans-Jürgen Moog, Einkaufschef der REWE Group, den Lieferanten vorgeworfen, mit ihren Preissteigerungen die aktuelle Situation auszunutzen, um ihre Gewinne zu maximieren. Während Edeka nicht nur die Preissteigerungen beklagte, sondern die Industrie aufforderte zu den Lieferquoten des Vorkrisenniveau zurückzukehren, andernfalls androhte, von der Industrie Strafzahlungen zu verlangen.

Der US-Konzern Mars mit Hauptsitz in McLean im US-Bundesstaat Virginia, der nun Lieferungen an Edeka und Rewe eingestellt hat, ist ein Nahrungsmittelunternehmen, das Schokoriegel, Lebensmittel, Getränke, Tierfutter und Pflanzenpflegeprodukte herstellt. Es ist seit über 100 Jahren in Familienbesitz und beschäftigt über 115.000 Mitarbeiter in 80 Ländern.

Die wohl bekanntesten Mars-Produkte sind in den verschiedenen Sparten wohl Sheba, Whiskas, Frolic, Kitekat, Pedigree, m&m, Snickers, Twix, Bounty, MilkyWay, Ben´s Original und Miracoli.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Rentenreform untragbar: Wirtschaft läuft Sturm gegen 480 Milliarden Euro Mehrkosten bis 2050
26.11.2025

Aus der Wirtschaft kommt harte Kritik an den Rentenplänen der Bundesregierung, die für die Stabilisierung des Rentenniveaus sorgen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft kritisiert Bundesregierung: Unternehmen bewerten aktuelle Politik überwiegend schlecht
26.11.2025

Eine Erhebung des BDA zeigt: Die Wirtschaft in Deutschland ist mehr als unzufrieden mit der aktuellen Regierung. Drei Viertel der deutschen...

DWN
Politik
Politik EU USA Handel: Wie Washington die EU mit Digitalforderungen unter Druck setzt
26.11.2025

Die USA erhöhen den Druck auf Brüssel und verknüpfen den Zollstreit plötzlich mit Europas Digitalregeln. Washington fordert...

DWN
Politik
Politik USA und Ukraine einig über Friedensplan: Moskau bestätigt Pläne über Witkoff-Besuch
26.11.2025

US-Präsident Donald Trump will Tempo bei den Ukraine-Verhandlungen und schickt seinen Sondergesandten Steve Witkoff nach Moskau. Russland...

DWN
Politik
Politik Kritik an Brandmauer: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Postzentrum Frankfurt: Noch fließt die Paketflut aus China
26.11.2025

Briefe waren gestern, die Luftpost am Frankfurter Flughafen wird von kleinen Warensendungen aus Fernost dominiert. Doch das könnte sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...