Politik

Grünes Ministerium empfiehlt Pubertätsblocker für potenzielle „trans Kinder“

Das grün geführte Familienministerium gerät nach suggestiven Informationen für Kinder zu schwerwiegenden Medikamenten unter massive Kritik. Die Grünen sehen kein Problem.
13.10.2022 14:00
Aktualisiert: 13.10.2022 14:01
Lesezeit: 3 min
Grünes Ministerium empfiehlt Pubertätsblocker für potenzielle „trans Kinder“
Das grüne Familienministerium weist Kinder auf schwerwiegende Medikamente hin. Im Bild Omid Nouripour (l-r), Lisa Paus und Ricarda Lang, (Foto: dpa) Foto: Fabian Sommer

Nach massiver Kritik an einem Text über Pubertätsblocker auf dem „Regenbogenportal“ der Bundesregierung beim Thema „Jung und trans-geschlechtlich“ sind Veränderungen vorgenommen worden. „Um Missverständnissen vorzubeugen, wurde der Text inzwischen so von der Redaktion angepasst, so dass eindeutig klar wird, dass ausschließlich Ärztinnen und Ärzte über die Notwendigkeit der Einnahme von Pubertätsblockern entscheiden“, teilte am Donnerstag das Bundesfamilienministerium mit.

Auf dem Portal hatte es unter anderem geheißen: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? Dann kannst du Pubertäts-Blocker nehmen. (...) Diese Medikamente sorgen dafür, dass du nicht in die Pubertät kommst.“ Seit Donnerstag heißt es nun vorsichtiger: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? So kannst du deinen Arzt/deine Ärztin fragen, ob dir Pubertätsblocker vielleicht helfen könnten.“

Das Ministerium betonte, der Beitrag zu Pubertätsblockern sei seit Jahren online. „Er informiert in altersgerechter, leichter Sprache, zu welchen Fragen sich betroffene Kinder, Jugendliche und Eltern beraten lassen sollten.“ Pubertätsblocker seien Medikamente, „die nach sorgfältiger medizinischer Indikation auf Grundlage von wissenschaftlichen Leitlinien von Fachärztinnen und -ärzten verschrieben werden können. Die Bundesregierung empfiehlt nicht die Einnahme von Pubertätsblockern.“ Ärzte informierten auch über Risiken und Nebenwirkungen. Im Mittelpunkt müsse die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen stehen.

Zu Pubertätsblockern heißt es auf dem Portal: „Diese Medikamente sorgen dafür, dass du nicht in die Pubertät kommst. Das heißt: Dein Körper entwickelt sich erst mal nicht weiter. Weder in Richtung Frau. Noch in Richtung Mann. So hast du mehr Zeit zum Nachdenken. Und du kannst in Ruhe überlegen: Welcher Körper passt zu mir?“

Das Thema Trans-Identität erfährt in den letzten Monaten medial mehr Aufmerksamkeit. Das liegt auch daran, dass die Bundesregierung an einem Ersatz des über 40 Jahre alten Transsexuellengesetzes arbeitet. Gutachten zur sexuellen Identität oder ein ärztliches Attest sollen künftig als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags in Papieren und auch des Vornamens nicht mehr verlangt werden. Transmenschen fühlen sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig.

Am Mittwoch hatte Bild unter anderem Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu dem Regenbogenportal-Text zitiert: „Pubertätsblocker sind ein großer und schwerwiegender Eingriff in die Entwicklung der Kinder. Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung diese Medikamente empfiehlt wie Hustenbonbons!“

Am Donnerstag schrieb Klöckner bei Twitter, dass das Regenbogenportal bearbeitet werde, sei „Beweis, dass die Art der Ansprache und Präsentation, der Umgang mit dem Thema doch nicht so angemessen ist“. Zuvor hatte sie auch getwittert: „Das ist doch irre (...) Bundesregierung empfiehlt sehr jungen, unsicheren Menschen Pubertäts-Blocker.“

Die Website „Regenbogenportal“ ging im Mai 2019 als „Wissensnetz des Bundesfamilienministeriums“ online - es will mit Artikeln und Videos über „geschlechtliche Vielfalt“ informieren. Damals war die jetzige Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Danach amtierten Christine Lambrecht (SPD) und Anne Spiegel (Grüne). Seit 25. April ist Lisa Paus (Grüne) Familienministerin.

Grüner Beauftragter für sexuelle Vielfalt sieht Hetze gegen „trans Kinder“

Sven Lehmann von den Grünen, der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (ein neues Amt seit diesem Jahr beim Familienministerium), warf Klöckner daraufhin „schäbige Stimmungsmache auf Kosten von trans Kindern“ vor.

Nyke Slawik, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und gemeinsam mit ihrer bayerischen Parteifreundin Tessa Ganserer erste Transfrau im Bundestag, betonte bei Twitter, dass die Wirkung von Pubertätsblockern reversibel sei - also umkehrbar. Außerdem würden sie „nur nach gesicherter Diagnose verschrieben“. Sie ergänzte: „Stell dir vor, du musst eine Pubertät durchmachen in einem Geschlecht, das nicht deins ist, und was das mit deiner Psyche macht. Und stell dir vor, es gibt medizinische Möglichkeiten das zu verhindern und Leute die dir verbieten wollen, das zu nutzen.“

Die stellvertretende AfD-Bundessprecherin Mariana Harder-Kühnel teilte mit: „Das Ziel des grün-geführten Familienministeriums ist klar: Kinder sollen die Ausbildung ihrer Geschlechtsmerkmale hemmen, um ihr biologisches Geschlecht verändern zu können. Gerade leicht beeinflussbaren Kindern solche Ideen in den Kopf zu setzen, ist hochgradig verantwortungslos und gefährlich für deren weitere physische und psychische Verfassung bis ins Erwachsenenalter hinein.“ Und weiter: „Die Ampel verführt Kinder zur gesundheitsschädigenden Manipulation am eigenen Körper und motiviert sie regelrecht zur Rebellion gegen ihre möglicherweise protestierenden Eltern.“

Bild zitierte Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: „Pubertätsblocker einfach pauschal zu empfehlen, halte ich für falsch. Das sind sehr starke Mittel, in der Regel Hormone, die sich nicht nur auf die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale auswirken, sondern das gesamte Wachstum beeinträchtigen können.“ Man greife in den regulären Wachstumsrhythmus ein, was ein harter Einschnitt sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB senkt Zinsen: Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet
30.01.2025

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen für den Euroraum gesenkt. Grund sind schlechte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe
30.01.2025

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat...

DWN
Politik
Politik CDU: Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union mit leichtem Verlust
30.01.2025

Die CDU hat laut INSA-Umfrage mit ihrem Vorstoß zu einer restriktiveren Migrationspolitik die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum
30.01.2025

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das...

DWN
Politik
Politik Ex-Kanzlerin Merkel kritisiert Friedrich Merz: "Halte ich für falsch"
30.01.2025

Friedrich Merz und die CDU bringen zum ersten Mal einen Antrag mit Hilfe der AfD durch den Bundestag. Nun meldet sich Ex-Kanzlerin Angela...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnimmobilie kaufen: So geht es am Immobilienmarkt 2025 weiter
30.01.2025

Sie wollen eine Wohnimmobilie kaufen? Dann sollten Sie den Kaufmarkt genau im Blick behalten. Nach einem soliden Jahresauftakt herrscht...

DWN
Politik
Politik Chrupalla: AfD unter dieser Bedingung offen für Koalition mit der CDU
30.01.2025

AfD-Co-Chef Tino Chrupalla signalisiert Kooperationsbereitschaft mit der CDU über die Zustimmung von Anträgen im Bundestag hinaus -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bank-Aktie: Postbank-Klagen trüben Geschäftsergebnis - Aktie fällt
30.01.2025

Die Deutsche Bank machte 2024 weniger Gewinn als von Analysten erwartet. Ein Streit um Entschädigungen für frühere Postbank-Aktionäre...