Politik

Nord Stream: Großbritannien soll an Anschlag beteiligt gewesen sein

Russland wirft Großbritannien vor, hinter dem Anschlag auf die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zu stecken. Man werde den Vorfall beim UN-Sicherheitsrat vorlegen.
Autor
29.10.2022 14:35
Aktualisiert: 29.10.2022 14:35
Lesezeit: 2 min

Das russische Verteidigungsministerium hat am Samstag erklärt, dass britische Marineangehörige im vergangenen Monat die Nord-Stream-Gaspipelines gesprengt haben. Diese Behauptung sei falsch und solle von den militärischen Fehlschlägen Russlands in der Ukraine ablenken, entgegnet London.

Das russische Ministerium teilte zudem mit, dass „britische Spezialisten“ derselben Einheit am Samstag ukrainische Drohnenangriffe auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim geleitet hätten, die von den russischen Streitkräften weitgehend abgewehrt worden seien, wobei ein russisches Minensuchboot leicht beschädigt worden sei.

„Nach den vorliegenden Informationen waren Vertreter einer Einheit der britischen Marine an der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines terroristischen Anschlags in der Ostsee am 26. September dieses Jahres beteiligt, bei dem die Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gesprengt wurden“, so das Verteidigungsministerium in Moskau.

UN soll sich mit Zerstörung von Nord Stream befassen

Großbritannien wies die Behauptung zurück. „Um von seinem katastrophalen Umgang mit der illegalen Invasion in der Ukraine abzulenken, geht das russische Verteidigungsministerium mit falschen Behauptungen epischen Ausmaßes hausieren“, zitiert Reuters das britische Verteidigungsministerium.

Maria Zakharova, eine Sprecherin des russischen Außenministeriums, sagte, Moskau werde den UN-Sicherheitsrat um eine Reaktion bitten. In den sozialen Medien wolle Moskau die Aufmerksamkeit auf „eine Reihe von Terroranschlägen gegen die Russische Föderation im Schwarzen Meer und in der Ostsee und die Beteiligung Großbritanniens“ lenken.

Schon zuvor hatte Russland den Westen für die Zerstörung der von Russland gebauten Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 auf dem Grund der Ostsee verantwortlich gemacht. Bisher hatte das Land aber keine Angaben darüber gemacht, wer genau verantwortlich ist.

Allerdings hatte der russische Präsident Wladimir Putin schon am 30. September „angelsächsische“ Mächte direkt für die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich gemacht, wie Reuters berichtete.

„Die Sanktionen waren den Angelsachsen nicht genug: Sie sind zur Sabotage übergegangen“, sagte Putin damals. „Es ist schwer zu glauben, aber es ist eine Tatsache, dass sie die Sprengungen auf die internationale Gaspipeline Nord Stream organisiert haben.“

USA trotz Motif wohl nicht verantwortlich

Am 26. September wurde ein starker Druckabfall in beiden Pipelines registriert, und Seismologen entdeckten Explosionen, was eine Welle von Spekulationen über Sabotage an den Pipelines auslöste, die früher die wichtigsten Routen für russische Gaslieferungen nach Europa darstellten. Die USA haben eine Beteiligung bestritten.

Sowohl Schweden als auch Dänemark sind zu dem Schluss gekommen, dass vier Lecks an Nord Stream 1 und 2 durch Explosionen verursacht wurden, haben aber nicht gesagt, wer dafür verantwortlich sein könnte. Schweden hat weitere Untersuchungen zu den Schäden an den Pipelines angeordnet, wie der zuständige Staatsanwalt am Freitag mitteilte.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Schäden als Sabotageakte bezeichnet. Der Kreml hat wiederholt erklärt, dass die Behauptungen, Russland sei für die Schäden verantwortlich, „dumm“ seien, und russische Beamte haben Washington ein Motiv unterstellt, da es mehr Flüssigerdgas (LNG) nach Europa verkaufen möchte.

Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 haben eine gemeinsame Jahreskapazität von 110 Milliarden Kubikmetern. Dies entspricht mehr als der Hälfte der normalen russischen Gasexportmengen. Die Abschnitte der 1.224 Kilometer langen Pipelines, die von Russland nach Deutschland verlaufen, liegen in einer Tiefe von etwa 80 bis 110 Metern.

Ukrainischer Drohnen-Angriff auf Krim

Russland teilte unterdessen mit, dass ukrainische Streitkräfte am frühen Samstagmorgen Schiffe der Schwarzmeerflotte in Sewastopol, dem Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte, angegriffen haben. „Neun unbemannte Flugzeuge und sieben autonome Marinedrohnen waren an dem Angriff beteiligt“, teilte das Verteidigungsministerium mit.

„Die Vorbereitung dieses terroristischen Aktes und die Ausbildung der Soldaten des ukrainischen 73. Spezialzentrums für Marineoperationen erfolgten unter der Leitung britischer Spezialisten, die sich in der Stadt Otschakiw befinden.“ Alle Luftdrohnen wurden zerstört, das Minenräumboot Iwan Golubets wurde jedoch leicht beschädigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schluss mit Shein und Temu? Europa zieht die Notbremse gegen Billigimporte aus China
17.11.2025

Die EU will die Billigimporte aus China schneller als geplant stoppen. Eine neue Zwei-Euro-Abgabe soll schon 2026 kommen. Plattformen wie...

DWN
Politik
Politik Teilzeit steuerfrei aufstocken? Teilzeitaufstockungsprämie ab 2026 für mehr Arbeitsstunden geplant
17.11.2025

Neben der Aktivrente und Überstundenzuschläge plant die Bundesregierung den Arbeitsmarkt ab 2026 auch für Teilzeitkräfte attraktiver zu...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Buffett kauft Google, Bitcoin stürzt ab - beginnt jetzt der große Marktumbruch?
17.11.2025

Die Märkte taumeln und die Nvidia-Aktie wird in wenigen Tagen zum Brennpunkt der globalen Finanzwelt. Kleinanleger überraschen die Wall...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Absturz unter 93.500 Dollar verunsichert Anleger – geht der Krypto-Crash weiter?
17.11.2025

Der Bitcoin erlebt turbulente Tage: Kursabstürze, Liquiditätsstress und widersprüchliche Analystenstimmen prägen die Lage. Während...

DWN
Panorama
Panorama Globale Anti-Tabak-Strategien unter Druck: WHO-Konferenz warnt vor Rückschritten
17.11.2025

Eine weltweite Initiative zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinprodukten steht vor Herausforderungen: Trotz internationaler Abkommen setzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Vize warnt: KI-Hype könnte Börsenkorrektur auslösen
17.11.2025

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlägt Alarm: Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz und hoch bewertete US-Tech-Aktien...