Politik

Opposition wirft Regierung Vertuschung von massiver Schuldenaufnahme vor

Die Bundesregierung rechnet immense Neuschulden aus ihren Schuldenberechnungen einfach heraus. Oppositionspolitiker sprechen von einer Farce.
11.11.2022 11:32
Aktualisiert: 11.11.2022 11:32
Lesezeit: 2 min
Opposition wirft Regierung Vertuschung von massiver Schuldenaufnahme vor
Die Anzeige der Schuldenuhr in Berlin spiegelt sich in einer Pfütze. Die Bundesregierung nimmt weitaus mehr Schulden auf, als sie offiziell angibt. (Foto: dpa) Foto: Jörg Carstensen

Vertreter der Opposition im Bundestag haben der Ampel-Koalition vorgeworfen, mit der formal geplanten Einhaltung der Schuldenbremse im Bundeshaushalt 2023 die enormen Neuschulden vor den Bürgern zu verstecken.

In der offiziell geplanten Nettokreditaufnahme von rund 45,6 Milliarden Euro seien das sogenannte „Sondervermögen Bundeswehr“ (in Wahrheit handelt es sich um massive Sonderschulden) und der sogenannte „Stabilisierungsfonds“ (WSF) zur Dämpfung der Energiepreise nicht berücksichtigt, sagte CDU-Haushaltsexperte Christian Haase am Freitag nach den Schlussberatungen des Haushaltsausschusses.

Wenn er alles zusammenrechne, komme er auf „300 Milliarden Euro neue Schulden im nächsten Jahr, die dann auch tatsächlich aufgenommen werden.“ Das sei eine horrende Zahl. Es passiere nichts Illegales, sagte Haase: „Aber die Möglichkeit, Schulden aufzunehmen, heißt ja nicht, dass man sie aufnehmen muss.“

Haases AfD-Kollege Peter Boehringer warf Bundesfinanzminister Christian Linder (FDP) vor, die Schuldenobergrenze werde komplett umgangen. „Das ist eigentlich eine reine Farce“, sagte Boehringer.

Haase und Boehringer kommen zu unterschiedlichen Zahlen. Haase legte für 2023 das gesamte Volumen des WSF sowie des Klima- und Transformationsfonds (KTF) und 8,9 Milliarden Euro geplante Ausgaben im Sondervermögen Bundeswehr zugrunde. Beim WSF und KTF soll allerdings bei weitem nicht alles Geld bereits 2023 ausgegeben werden.

Energiewende als Schuldenfaktor

Boehringer indes ging auf die geplanten tatsächlichen Ausgaben für 2023 ein. Dann komme er auf eine Finanzierung durch Schulden von etwa 190 Milliarden Euro. Das Sondervermögen Bundeswehr und der WSF werden aus Schulden finanziert, für die der Bundestag bereits in diesem Jahr bis zu 300 Milliarden Euro an neuen Krediten bewilligt hatte. Die daraus finanzierten Ausgaben belasten daher nicht die Schuldengrenze 2023, sodass sie in der Neuverschuldung der Bundesregierung nicht auftauchen.

Boehringer warf Lindner vor, er agiere „im haushalterischen Notstand.“ Dies sei auch „zurückzuführen auf die dümmste Energiepolitik der Welt.“ Die AfD macht die Bundesregierung wegen der Politik der Energiewende und der Sanktionen gegen Russland für die hohen Energiepreise mitverantwortlich.

Zugleich warf Haase der Regierung vor, ihr Versprechen nicht einzulösen, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung aufzuwenden. Im Ausschuss sei Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gefragt worden, wann sie das Ziel erreichen wolle: „Sie hat gesagt, wahrscheinlich in keinem der nächsten fünf Jahre.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...