Unternehmen

Baukosten: Lidl verschiebt Projekte wegen massivem Anstieg

Die gestiegenen Baukosten treffen den Lebensmitteldiscounter Lidl. Das Unternehmen reagiert auf die dramatische Lage und stoppt seine Projektausschreibungen.
07.12.2022 09:17
Aktualisiert: 07.12.2022 09:17
Lesezeit: 2 min

Die durch die Energiekrise ansteigenden Baukosten belasten immer mehr Unternehmen. Projekte müssen verschoben werden und geplante Baumaßnahmen dauern länger. Viele Konzerne ziehen die Konsequenzen aus der Situation und entscheiden sich gegen neue Projekte.

Manche vorhaben rentieren sich nicht mehr

Am 2. Dezember reagierte nun auch der Lebensmitteldiscounter Lidl mit einer Pause bei seinen Expansionen. Wo immer die Gelegenheit besteht, hat der Händler laut der Lebensmittelzeitung Bauarbeiten gestoppt. Das Unternehmen gibt bis auf wenige, strategisch bedeutsame Projekte keine Bauaufträge mehr in Auftrag. Die hohen Kostensteigerungen haben zur Folge, dass sich manche Vorhaben nicht mehr rentieren. Besonders betroffen sind dabei Projekte von Filialen und Logistikprojekte.

Lidl gab gegenüber der Lebensmittelzeitung keine Bestätigung für den Vergabestopp der Projekte: „Wir sind in unserer Geschäftstätigkeit grundsätzlich nicht auf eine kurzfristige Entwicklung ausgerichtet, sondern denken langfristig und wirtschaftlich. Vor dem Hintergrund der aktuellen Preisentwicklung in der Baubranche prüfen wir weiterhin unverändert, welche Bauprojekte wir zu welchem Zeitpunkt in die Umsetzung bringen.“

Im Bilanzjahr 2021/2022 gab Lidl rund 450 Millionen Euro für Immobilien aus. Die Lidl-Stiftung hat international weitere 3,1 Milliarden Euro in Bau-Projekte investiert. Insider erklären der Lebensmittelzeitung zufolge, dass der Ausschreibungstopp auch als ein Signal an den Markt verstanden werden kann, dass die aktuell geforderten hohen Preise als überzogen angesehen werden.

Lidl erwartet, dass die Preise für Bauleistungen 2023 sinken

Bei Modernisierungen steht ein Kostenanstieg um etwa ein Drittel im Gespräch, bei Neubauten stehen ähnliche Szenerien im Raum, schaut man auf das Jahr 2021. Das Statistische Bundesamt gibt die Steigerung der Baukosten für das dritte Quartal zum Vorjahreszeitraum mit 17,7 Prozent an. Schon im Vorjahreszeitraum waren die Baukosten zweistellig gestiegen. Lidl erwartet dem Vernehmen nach, dass die Preise für Materialien und Bauleistungen 2023 wieder sinken.

Die Immobilienbranche sieht den zeitweisen Verzicht auf Ausschreibungen als kluge Strategie, wie der Discounter aus Neckarsulm erklärt: „In den Preisen war auch viel Spekulation drin. Dem hat Lidl einen Riegel vorgeschoben. Wir werden auch künftig ein verlässlicher Partner bleiben.“

Die Sicherung von Grundstücken wird bei Lidl nach Informationen der Lebensmittelzeitung weiter vorangetrieben. Genauso sieht es bei der Umsetzung von Baurecht aus, wie ein Manager schildert: „Es gibt günstigere Zeitpunkte für neue Bauvorhaben, aber die Planung ist ja nicht kapitalintensiv. Dennoch dürfte die Zahl der Neueröffnungen vorerst deutlich zurückgehen.“

Bei anderen Händlern wie beispielsweise Globus wird laut Markhallen-Deutschland-Chef Thomas Hewer genau abgewogen, welche Projekte man ausschreibt und welche nicht. Gleichzeitig betonte Hewer, dass man nicht auf der Bremse stehe und an der Zeitvorgabe festhalte.

Bei Edeka sieht die Situation sehr positiv aus. Man setzt weiter alles auf die Expansion und fördert diese unvermindert weiter. Der Zugewinn von Fläche und Modernisierungen sind für das Unternehmen schließlich gleichbedeutend mit künftigen Marktanteilen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...