Politik

Verteidigungsministerin Lambrecht will Montag zurücktreten

Lambrecht ist offenbar zum Rücktritt bereit. Mit Kanzler Scholz hat sie schon gesprochen. Zugleich gibt es Spekulationen über eine größere Kabinettsumbildung.
14.01.2023 10:01
Aktualisiert: 14.01.2023 10:01
Lesezeit: 2 min
Verteidigungsministerin Lambrecht will Montag zurücktreten
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht will offenbar zurücktreten. (Foto: dpa) Foto: Robert Michael

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht plant offenbar ihren Rücktritt. Der Spiegel berichtete am Freitag online, die SPD-Politikerin habe nach der öffentlichen Kritik an ihrer Silvester-Grußbotschaft mehrmals mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über einen Rückzug aus dem Kabinett gesprochen. Eigentlich sei vereinbart worden, dass Lambrecht am Montag selbst ihren Rücktritt ankündige.

Eine hochrangige Quelle aus Regierungskreisen sagte Reuters, Lambrecht wolle in der kommenden Woche ihren Rücktritt als Ministerin erklären und habe bereits mit Scholz darüber gesprochen. Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf das Umfeld der Ministerin berichtet, Lambrecht werde ihr Amt in der kommenden Woche niederlegen.

Die Bild-Zeitung berichtete, die Initiative komme von Lambrecht selbst. Die Zeitung berief sich auf mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bezeichnete die Informationen als "Gerüchte, die wir nicht kommentieren". Ein Regierungssprecher sagte: "Wir kommentieren das nicht."

Lambrecht war wegen ihrer Amtsführung und wegen einer auf Twitter veröffentlichten Grußbotschaft zu Silvester in die Kritik geraten. Sie sprach dort von großen Herausforderungen im Jahr 2022 und fuhr fort: "Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte. Viele, viele Begegnungen mit interessanten, mit tollen Menschen."

Bild berichtete, Grund des geplanten Rücktritts sei die Erkenntnis Lambrechts, dass es im Verteidigungsministerium einen Neuanfang brauche. In Regierungs- und SPD-Kreisen werde über die Nachfolge beraten. Der Wehrbeauftragten des Bundestags, Eva Högl (SPD), würden gute Chancen eingeräumt.

Laut SZ wird neben Högl auch die Parlamentarische Verteidigungs-Staatssekretärin Siemtje Möller (SPD) als mögliche Nachfolgerin Lambrechts gehandelt. Dem Spiegel zufolge wird auch eine Kabinettsrochade für denkbar gehalten. Demnach könnte SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil ins Verteidigungsministerium wechseln.

Über eine mögliche Kabinettsumbildung wird bereits seit Längerem spekuliert, da Innenministerin Nancy Faeser als Spitzenkandidatin der hessischen SPD für die Landtagswahl gehandelt wird. Faeser ist Vorsitzende des Landesverbandes, der Anfang Februar über die Personalie entscheiden will. Die Landtagswahl findet im Herbst statt.

Die FDP reklamiert ihrem Vizechef Wolfgang Kubicki zufolge das Verteidigungsministerium nicht für sich. "Eine mögliche Neubesetzung des Bundesverteidigungsministeriums obliegt dem sozialdemokratischen Koalitionspartner", sagte Kubicki den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dem Vorabbericht zufolge regte Kubicki eine größere Kabinettsumbildung an.

Im April 2022 war bereits Familienministerin Anne Spiegel zurückgetreten. Auslöser war Kritik am Verhalten der SPD-Politikerin als rheinland-pfälzische Umweltministerin während der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für die SPD - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...