Weltwirtschaft

Japan: Rezession überraschend knapp vermieden

Lesezeit: 2 min
14.02.2023 10:48  Aktualisiert: 14.02.2023 10:48
Die japanische Wirtschaft ist im vierten Quartal nur um 0,6 Prozent gestiegen. Nun sollen Tourismus und Konsum die Erholung anschieben.
Japan: Rezession überraschend knapp vermieden
Besucher beobachten einen Walhai, der im Hauptbecken des Churaumi Aquariums in Motobu in der Präfektur Okinawa im Süden Japans schwimmt. (Foto: dpa)
Foto: -

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die japanische Wirtschaft hat eine Rezession vermieden, ist aber Ende 2022 deutlich langsamer gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der nach den USA und China drittgrößten Volkswirtschaft der Welt legte von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 0,6 Prozent zu, wie aus Daten der Regierung am Dienstag hervorging. Der Anstieg fiel jedoch deutlich geringer aus als mit 2,0 Prozent prognostiziert. Dies signalisiert, dass die weltweite Konjunkturabschwächung den exportabhängigen Aufschwung des Landes beeinträchtigen könnte. Im Sommerquartal war das BIP noch um revidiert 1,0 Prozent geschrumpft. Im Gesamtjahr 2022 reichte es aber zu 1,1 Prozent Wachstum, nach einem Plus von 2,1 Prozent im Jahr davor.

"Nach einem negativen Wachstum im Zeitraum Juli-September ist die Erholung nicht sehr beeindruckend", sagte Toru Suehiro, Chefvolkswirt beim Broker Daiwa Securities. "Wir können davon ausgehen, dass sich der Konsum erholen wird, wenn sich die Ausgaben für Dienstleistungen stabilisieren." Aber es sei schwierig, eine starke Erholung zu prognostizieren, auch wegen des Drucks durch die steigende Inflation. Der private Verbrauch, der mehr als die Hälfte des japanischen BIPs ausmacht, stieg im vierten Quartal um 0,5 Prozent und entsprach damit der Erwartung der Finanzmärkte. Die Auslandsnachfrage trug 0,3 Prozentpunkte zum Wachstum bei.

Seit dem Wegfall der Corona-Einreisebeschränkungen bekommt die angeschlagene Wirtschaft vor allem vom Tourismussektor Rückenwind. "In naher Zukunft dürfte sich die Außenhandelsbilanz verbessern, vor allem, weil mehr ausländische Touristen kommen und die heimischen Verbraucher ihre Ausgaben etwas stärker erhöhen dürften", sagte John Vail, Chief Global Strategist beim Vermögensverwalter Nikko. Gründe hierfür seien, dass sich die Konsumenten an die höheren Preise gewöhnten und "der Nachschub auf dem Automarkt besser fließt". Auch der Wohnungsbau werde sich wahrscheinlich etwas beleben. "Alles in allem dürfte die japanische Wirtschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres weiter stetig wachsen", betonte Vail.

KÜNFTIGER NOTENBANKCHEF UEDA MUSS GELDPOLITIK NORMALISIEREN

Die Politik hofft, dass die Erholung des Konsums durch die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse lange genug anhält, um für ein Lohnplus zu sorgen und die Belastung der Haushalte durch die steigenden Lebensmittel- und Kraftstoffkosten abzufedern. Wirtschaftsminister Shigeyuki Goto sagte, die Wirtschaft befinde sich auf dem Weg der Erholung, da die Auswirkungen der Pandemie nachließen. "Steigende Inflation und die weltweite Konjunkturabschwächung sind Risiken." Aber die Neigung der Firmen zu investieren, habe sich nicht abgekühlt. "Wir sind nicht zu pessimistisch, was den Ausblick angeht."

Da die Inflation das Zwei-Prozent-Ziel der Bank of Japan (BoJ) übersteigt, werden die Aussichten für die Wirtschaft und die Löhne entscheidend dafür sein, wie schnell die Zentralbank ihr massives Konjunkturprogramm auslaufen lassen kann. Die schwachen Daten verdeutlichen die heikle Aufgabe, die der künftige Notenbank-Chef Kazuo Ueda zu bewältigen hat: Er muss einen Weg zur Normalisierung der ultralockeren Geldpolitik finden, ohne die fragile wirtschaftliche Erholung zu gefährden. Der 71-jährige Ueda soll Anfang April dem langjährigen Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda nachfolgen. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Politik
Politik Trump will Panama-Kanal und Grönland
23.12.2024

Trump zeigt sich auf dem AmericaFest kampfbereit. In einer Rede voller provokanter Forderungen greift er zentrale Themen seiner kommenden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...