Wirtschaft

Economist-Studie: Die teuersten Großstädte der Welt

Zwei Städte teilen sich den Spitzenplatz, aber die Preise sind fast überall gestiegen. Es gibt jedoch auch positive Nachrichten für überforderte Haushalte.
19.02.2023 00:02
Aktualisiert: 19.02.2023 00:02
Lesezeit: 2 min
Economist-Studie: Die teuersten Großstädte der Welt
Viele Haushalte in Großstädten stehen unter Preis-Druck. (Foto: dpa)  

Jeder spürt den Druck. Preise in Großstädten weltweit sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich 8,1 Prozent in lokaler Währung gestiegen, zum einen wegen dem Ukraine-Krieg, und zum anderen wegen den Auswirkungen der von China verhängten Covid-19-Beschränkungen auf globale Lieferketten.

Insgesamt zeigt eine Economist-Studie, dass die Lebenshaltungskosten in verschiedenen Städten in der Welt so schnell steigen, wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Der jüngste Economist-EIU-Worldwide Cost of Living Survey (Economist EIU-Weltweite Umfrage zu Lebenshaltungskosten) hat die Preise von mehr als 200 Produkten und Dienstleistungen in über 170 Städten verglichen.

Hauptgründe für starken Preis-Druck

Der Krieg in der Ukraine ist einer der wichtigsten Gründe für die starken Preissteigerungen. Seit dem Jahr 2021 sind Energiepreise in Westeuropa um durchschnittlich 29 Prozent, und weltweit um 11 Prozent in die Höhe geschnellt, verschärft durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar letzten Jahres.

Auch Lebensmittel-Kosten sind rasant gestiegen. Die Ukraine und Russland sind sind wichtige Erzeuger von Getreide, Ölsaaten und Düngemitteln, und die weltweiten Lebensmittelpreise sind letztes Jahr so schnell wie noch nie in diesem Jahrhundert gestiegen. Ein weiterer Faktor sind die Auswirkungen der von China verhängten Covid-19-Beschränkungen auf globale Lieferketten.

Studien-Spitzenreiter und die beiden größten Aufsteiger

Singapur, das seit 2014 bis 2019 jedes Jahr den ersten Platz belegt hat, ist wieder die teuerste Stadt der Welt, zusammen mit New York, so die Studie. Preise in ganz Amerika sind gestiegen: Sechs der zehn größten Aufsteiger in der Umfrage sind amerikanische Städte, darunter Atlanta und Boston.

Doch die beiden größten Aufsteiger sind in Russland zu finden: St. Petersburg ist seit 2021 um 70 Plätze auf Platz 73 gestiegen, und Moskau ist um 88 Plätze auf Platz 37 geklettert. Die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verhängten westlichen Sanktionen haben die Preise vor Ort in die Höhe getrieben, und die Inflation in Moskau beträgt jetzt 17,1 Prozent (im Jahresvergleich) in lokaler Währung, und 19,4 Prozent in St. Petersburg.

Wenigstens waren die russischen Städte sicher genug, um befragt zu werden, so die Economist-Forscher. Sie konnten wegen des Krieges nicht nach Kiew reisen, um Daten zu sammeln, und daher ist die ukrainische Hauptstadt nicht teil des Lebenshaltungskosten-Index. In Bezug auf die Städte am untersten Ende der Rangliste, war Damaskus in Syrien ein gutes Stück hinter Libyens Hauptstadt Tripolis, ebenfalls beides Städte in vom Krieg heimgesuchten Ländern.

Entlastung für Haushalte

Es gibt auch einige positive Nachrichten für Haushalte. Laut den Studien-Autoren dürften sich die Probleme in den weltweiten Lieferketten allmählich auflösen, da die Nachfrage nachlässt und Frachtkosten sinken. Der Drewry World Container Index, der die Preise für 40-Fuß-Container auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten misst, ist im Jahresvergleich 2022 zu 2021 um 74 Prozent gesunken.

„Und wenn der Krieg in der Ukraine nicht eskaliert, werden die Rohstoffpreise für Energie, Nahrungsmittel und Metalle nach Einschätzung im Jahr 2023 fallen“, so die Autoren. Insgesamt prognostizieren die Studie einen Rückgang der weltweiten Verbraucherpreisinflation von durchschnittlich 9,4 Prozent im Jahr 2022 auf 6,5 Prozent für dieses Jahr (2023). Dies ist zwar immer noch hoch, sollte aber eine gewisse Erleichterung für gestresste Haushalte bringen.

Eine weitere aktuelle Economist-Studie über die Lebensqualität in europäischen Großstädten hat vor Kurzem festgestellt, dass die drei Spitzenreiter in Deutschland Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg sind. Laut der Studie haben die drei Städte ihre Lebensqualität vor allem dank großer Sprünge bei Kulturwerten verbessert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilien-Crowdfunding-Falle: Anleger warnt vor Reinvest24
02.08.2025

Ein Investor schlägt Alarm: Zinsen bleiben aus, Geld verschwindet, Auskünfte gibt es keine. Der Fall der Plattform Reinvest24 zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrermangel in Europa: Fast die Hälfte der europäischen Lkw-Fahrer steht kurz vor der Pensionierung
02.08.2025

Europa droht eine stille Krise, die alle trifft: Hunderttausende Lkw-Fahrer gehen bald in Rente – doch kaum jemand will nachrücken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chef des Superfonds Eifo zur chinesischen Windkraft-Offensive: „Ich bin besorgt“
02.08.2025

Chinas Windkraftkonzerne drängen mit Macht auf globale Märkte – und bedrohen nun auch Europas Energiewende. In Lateinamerika, Afrika...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gefahr für Trumps Zollpolitik: Klagen eingereicht – entscheidender Prozess hat begonnen
01.08.2025

Trumps Zollpolitik steht vor dem juristischen Kollaps: Fünf US-Firmen und zwölf Bundesstaaten klagen gegen die Sondervollmacht, auf deren...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schockt die Konkurrenz: 3000-Kilometer-Batterie stellt alles Bisherige in den Schatten
01.08.2025

Huawei greift nach der Technologieführung im Batteriezeitalter: Mit 3000 Kilometern Reichweite und fünf Minuten Ladezeit droht der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zollroulette: Die Weltwirtschaft tanzt nach seiner Pfeife
01.08.2025

Donald Trump zündet die nächste Eskalationsstufe im globalen Wirtschaftskrieg – mit Zöllen, Chaos und Drohgebärden. Experten sprechen...

DWN
Politik
Politik Boomer-Soli: Rentensystem soll stabiler werden – und reiche Rentner sollen zahlen
01.08.2025

Reiche Rentner sollen künftig stärker zur Kasse gebeten werden – so die Idee eines "Boomer-Soli". Ein Vorschlag, der das Rentensystem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung hellt sich erneut auf
01.08.2025

Die Industrie der Eurozone sendet erste Hoffnungszeichen – doch es bleibt ein fragiles Bild. Während kleinere Länder überraschen,...