Bekanntlich leben wir in einer Beschleunigungsgesellschaft: Immer mehr Fortschritt ist mit immer mehr Tempo verbunden. Dabei ist in letzter Zeit die Einsicht gewachsen, dass zunehmende Beschleunigung nicht unbedingt der Natur des Menschen entspricht. Geändert hat das freilich bislang kaum etwas. Die neueste Tempozuwachs betrifft den Ausbau von Windrädern in Deutschland.
In den letzten Jahren hatte sich dieser Ausbau in Deutschland eher verlangsamt statt beschleunigt. Jetzt aber schaltet die Regierung auf Turbo: Im Durchschnitt sollen bis 2030 täglich vier bis fünf Windräder an Land hinzukommen. Dieser „Fortschritt“ solle generalstabsmäßig angegangen und monatlich kontrolliert werden, ließ Bundeskanzler Olaf Scholz in der ersten Februarwoche 2023 verlauten. Im Grunde besteht die radikale Beschleunigung bei der Aufstellung von Windrädern freilich im Abbau von Schutzrechten für Mensch und Natur, wie sie ja bisher in ihren guten Sinn anerkannt waren.
Der Fortschritt des beschleunigten Ausbaus dient am Ende genau der generellen Beschleunigung ungefähr aller Dinge im Zuge der Digitalisierung, mit deren Förderung die Bundesregierung erklärtermaßen „den Fortschritt wagen“ und die EU-Notfallverordnung fleißig umsetzen will. In Not könnte ja sonst nicht nur das Klima geraten, sondern die digitale Transformation!
Fehlgeleitete Digitalisierung
Diese erweist sich bei näherem Zusehen unterm Strich als Energiefresser. Um die von ihr benötigte Energie zu erzeugen, sollen nun also Windräder und Photovoltaik-Anlagen auf Teufel komm raus, sprich: unter Abbau bislang selbstverständlicher Schutzrechte radikal herbeigezwungen werden. Es geht insofern gar nicht wirklich um den Klimaschutz, sondern darum, unter Rücksichtnahme auf die Klimakrise kapitalistische Wachstumsprogramme am Laufen zu halten. Da wird viel Wind um nichts, nämlich um Nichtiges gemacht: Industrie und Wirtschaft wollen weiter daran verdienen, dass künstlich Wünsche nach eigentlich Überflüssigem geweckt und bedient werden. Wieviel Energie kostet zum Beispiel das Streamen von Musik oder das Spielen im Netz! Statt gerade hier mit dem Rückbau der Energieverschwendung zu beginnen und fragwürdige Freiheiten einzuschränken, werden wichtige Lebensrechte für Mensch und Natur „ordnungspolitisch“ eingeschränkt.
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„Platz da für den Windpark“: Ökologisch soll das Ganze sein? Dafür werden nicht nur gesunde Wälder abgeholzt, mächtige „Betontürme“ errichtet und viele riesige Windräder aufgestellt, deren Rotorblätter leider meist aus Tropenholz bestehen und bekanntlich Vögel (und Insekten?) schreddern, sondern es wird auch bei der einstigen Entsorgung nicht gerade umweltfreundlich zugehen. Viele Tonnen Stahlbeton verdichten und schädigen die Natur nachhaltig – und das auf zwei Prozent der Landesfläche bis 2032!
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Zudem sind die funkenden Windkraft-Anlagen ohne Fremdstrom selber nicht funktionsfähig: Sie verbrauchen Betriebsstrom für Mess- und Regeltechnik sowie für den windunabhängigen Betrieb bei Flauten. Laut Jakob Schmidt könnte der Windkraft-Ausbau sogar „den Klimawandel verstärken und Dürren auslösen“. Von dem durch sie erzeugten Infraschall, auf den manche Menschen bekanntlich mit Krankheitssymptomen reagieren, ganz zu schweigen! Die Regierungspolitik aber will die Abstandsregeln zu Ungunsten der betroffenen Anwohnerschaft ändern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat einmal in der ARD-Talkshow Anne Will eingeräumt: „Wenn man da wohnt, sind die Belastungen hoch.“ Doch kritische Argumente werden jetzt in bedrückender Einseitigkeit faktisch-praktisch unter den Teppich gekehrt.
Die auf beschleunigten Ausbau zielende Verkürzung der umwelt- und artenschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren lässt sich von einer zu hinterfragenden Absolutsetzung politischer Zielvorgaben leiten, die jetzt von oben nach unten durchgebrochen werden sollen – nahezu ohne echte Rücksicht auf Verluste! Gewiss kann und muss man über solche Zielvorgaben diskutieren, aber in der parlamentarischen Debatte tauchen kaum kritische Argumente auf. Von einem Diskurs, der seinen Namen verdiente, kann da nicht ernsthaft die Rede sein.
Solch ein Vorgehen nennt man mit Fug und Recht ideologisch – egal, ob es von der EU-Politik oder nationalen Regierungen vorangebracht wird. Wenn der Schutz zukünftiger Generationen auf Kosten des Schutzes der heutigen Generation erfolgen soll, sind kritische Rückfragen mehr als berechtigt. Alles andere sähe sonst schon beinahe nach totalitären Vorgaben aus.