Politik

Grüne wollen Deutschlands wichtigste Energiequelle früher verbieten

Lesezeit: 2 min
20.03.2023 15:00  Aktualisiert: 20.03.2023 15:36
Die Grünen intensivieren ihre Klima-Verbotspolitik. Aus der Wirtschaft kommt inzwischen heftiger Gegenwind.
Grüne wollen Deutschlands wichtigste Energiequelle früher verbieten
Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang und Omid Nouripour. (Foto: dpa)
Foto: Kay Nietfeld

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Beschäftigte im Lausitzer Braunkohle-Revier haben den Grünen einen Korb gegeben. In einem offenen Brief wies der Konzernbetriebsrat des Energieunternehmens LEAG am Montag ein Gesprächsangebot der Bundestagsfraktion zurück, die sich ab Dienstag in Weimar zu einer Klausurtagung trifft. Die Belegschaftsvertretung warf den Grünen vor, sie wollten "ein willkürliches neues Ausstiegsdatum" für den Ausstieg aus der Kohleverstromung setzen.

Die Lausitzer Rundschau berichtet:

Die Leag-Betriebsräte haben ihren Trip nach Weimar jetzt kurzfristig abgeblasen und einen offenen Brief an die Grünen Abgeordneten geschrieben. Teubner, Smith und ihre Kollegen sind stinksauer. „Wir sollten eigentlich darüber berichten, wie der Kohleausstieg für unsere Kolleginnen und Kollegen gelingen könnte“, sagen die Belegschaftsvertreter. „Genau dies ist jedoch ganz offensichtlich Sinn und Zweck dieser Klausur“, schreiben die Betriebsräte in ihrem Brief. Ein Kohleausstieg im Interesse der Menschen funktioniere „ganz sicher nicht dadurch, dass man ein willkürliches neues Ausstiegsdatum setzt“. Das Kohleausstiegsgesetz enthalte klare Kriterien zu Versorgungssicherheit, Energiekosten, Sozialverträglichkeit und Fortschritt bei der Strukturentwicklung sowie einen permanenten Monitoring-Prozess mit festen Terminen zur Überprüfung. Den Kohleausstieg im Rheinischen Revier bewerten die Leag Betriebsräte als einen inakzeptablen Deal. „Wir stehen für solche Deals nicht zur Verfügung und sehen keinen Sinn an einer Beteiligungsfiktion bei der Ihrer Klausur in Weimar.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff hatten den Vorstoß der Grünen bereits am Wochenende kritisiert.

Grüne: Kohle-Aus schon 2030

Die Grünen treten dafür ein, das im Kohleausstiegsgesetz verankerte Datum von 2038 auf 2030 vorzuziehen. Für das Braunkohlerevier in Nordrhein-Westfalen hat der Bundestag den vorgezogenen Ausstieg bereits beschlossen. Vorangegangen war eine Vereinbarung der Landes- und der Bundesregierung mit dem Energiekonzern RWE.

Grünen-Co-Fraktionschefin Katharina Dröge nannte die Absage bedauerlich. "Das Gespräch lohnt sich doch gerade dann, wenn es unterschiedliche Perspektiven gibt", erklärte sie. "Wir wollen Planungssicherheit und Zuverlässigkeit für die Beschäftigten in der Region." Bei der Fraktionsklausur wollen die Grünen Rahmenbedingungen für den Strukturwandel und die Transformation auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands im Jahr 2045 abstecken. "Den Ausstieg aus der Kohleverstromung im Osten auf das Jahr 2030 vorzuziehen ist ein notwendiger Schritt, um die Klimaziele zu erreichen", heißt es in der Beschlussvorlage.

Trotz des von der Politik beschlossenen Ausstiegs ist die Kohlekraft nach wie vor Deutschlands wichtigste Energiequelle und sichert damit das Funktionieren des gesamten Landes.

Lesen Sie dazu: Die Kohlekraft sicherte 2022 Deutschlands Energieversorgung

Diese Entwicklung ist folgerichtig: die Atomkraft wurde politisch erledigt, ebenso wie der Bezug günstigen russischen Erdgases, Treibstoffs und Rohöls. Zwar werden Kapazitäten alternativer Energiequellen wie Windkraft und Solarenergie ausgebaut - diese Technologien gewährleisten aber keine geregelte Energieversorgung, weil der Wind nicht ständig weht und die Sonne nicht ständig scheint. Vor diesem Hintergrund verbleibt die Kohle als einzige steuerbare und bezahlbare Energiequelle übrig.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...