Finanzen

IWF-Chefin: Bankenturbulenzen gefährden globale Finanzstabilität

Lesezeit: 2 min
31.03.2023 16:54  Aktualisiert: 31.03.2023 16:54
IWF Direktorin Kristalina Georgieva macht drastische Äußerungen in Bezug auf die Weltwirtschaft. Auch die EZB warnt in einem Interview vor erheblichen Risiken.
IWF-Chefin: Bankenturbulenzen gefährden globale Finanzstabilität
Kristalina Georgieva, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds. (Foto: dpa)
Foto: Britta Pedersen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, hat davor gewarnt, dass die Weltwirtschaft aufgrund der Turbulenzen im globalen Bankensektor vor hohen Risiken ausgesetzt ist.

Georgieva, die geschäftsführende Direktorin des in Washington ansässigen Kreditgebers der letzten Instanz, sagte auf einer Konferenz in Beijing, dass steigende Zinssätze erheblichen Druck auf die Schulden verschiedener Staaten ausgeübt hätten. Dies habe zu "Spannungen" in führenden Volkswirtschaften - auch bei Kreditgebern - geführt.

Dem Guardian zufolge erklärte Georgieva, die Weltwirtschaft werde in diesem Jahr nur um drei Prozent wachsen. Steigenden Kreditkosten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und die Folgen der Covid-19-Pandemie würden das Wachstum ersticken.

Befürchtungen über Weltwirtschaft-Bedrohung

Die IWF-Chefin schloss sich auch den immer lauter werdenden Warnungen von führenden Wirtschaftsvertretern an. Es sei klar, dass die Risiken für die globale Finanzstabilität nach dem jüngsten Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der von der Schweizer Regierung vermittelten Rettung der Credit Suisse durch die UBS gestiegen seien.

„In Zeiten höherer Verschuldung führt der rasche Übergang von einer langen Phase niedriger Zinsen zu wesentlich höheren Zinsen - die zur Bekämpfung der Inflation notwendig sind - unweigerlich zu Spannungen und Anfälligkeiten, wie die jüngsten Entwicklungen im Bankensektor einiger fortgeschrittener Volkswirtschaften zeigen“, so Georgieva.

Ihre drastischen Äußerungen fallen mit Warnungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen, dass die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor reale Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und das Wachstum haben würden. In einem Interview mit der britischen Business Post sagte Luis de Guindos, Vizepräsident der EZB, die EU-Zentralbank befürchte, dass die Probleme im Bankensektor zu einem geringeren Wachstum führen könnten und die Inflation dämpfen werden. „Wir haben den Eindruck, dass sie zu einer zusätzlichen Verschärfung der Kreditstandards im Euroraum führen werden. Und vielleicht wird sich dies in Form von geringerem Wachstum und niedrigerer Inflation auf die Wirtschaft auswirken“.

Zukünftige Risiken: Schattenbanken

Je mehr der wirtschaftliche Druck in Großbritannien, der EU und in den USA zunimmt, könnten sogenannte "shadow banks" (Schattenbanken) - Finanzinstitute außerhalb des Bankensektors - weitere Risse im Finanzsystem aufdecken, bemerkte Guindos. „Wir glauben, dass dies eine Quelle von Problemen für das gesamte Finanzsystem sein könnte, und wir müssen vorsichtig sein“. Diese Institute, die nicht der Aufsicht von Zentralbanken wie der EZB unterliegen, seien „in Zeiten sehr niedriger Zinsen viele Risiken eingegangen“ und hätten dabei „einen wachsenden Anteil am Finanzsystem in Europa“, fügte er hinzu.

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise der letzten Wochen fürchten Anleger um ihre Einlagen und fliehen massiv in Geldmarkt-Fonds. Investoren haben in den letzten Wochen extreme Summen in US-Geldmarktfonds investiert, nachdem der Zusammenbruch zweier US-Banken und die Rettungsaktion für Credit Suisse Bedenken über die Sicherheit von Bankeinlagen aufkommen ließen. Die größten Gewinner dieser massiven Umschichtung sind bisher Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Fidelity.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Reform des EU-Asylsystems verabschiedet: Einwanderungsregeln werden verschärft
14.05.2024

Die EU-Mitgliedstaaten haben die Reform des EU-Asylsystems endgültig abgesegnet. Nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt wird sie in...

DWN
Politik
Politik Bauplanung für Besucherzentrum am Deutschen Bundestag fertig
14.05.2024

Der Berliner Senat hat über den Bebauungsplan für das Besucherzentrum am Bundestag entschieden. Künftig sollen Besucher unterirdisch in...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Pharmaindustrie: Der Milliardenmarkt der Medikamente
14.05.2024

Die Pharmaindustrie ist ein Schlüsselsektor der Wirtschaft. Jedes Jahr werden hunderte Milliarden Euro mit Medikamenten umgesetzt. Ein...

DWN
Politik
Politik Fachkräftezuwanderung: Expertenrat kritisiert das deutsche Erwerbsmigrationsrecht
14.05.2024

Gutachten bestätigt: Kompliziertes Migrationsrecht bremst in Deutschland die Fachkräftezuwanderung aus. Ausländischen Arbeitnehmern wird...

DWN
Finanzen
Finanzen „600 Milliarden Euro Mehrbedarf“: Infrastrukturen brauchen massive Investitionen
14.05.2024

Laut einer neuen Studie bedarf Deutschland zusätzliche Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro, um Infrastruktur und Klimaschutz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kabel-Anschluss: Vodafone bekommt Ende des Nebenkostenprivilegs zu spüren
14.05.2024

Einnahmen für TV-Anschlüsse waren für Vodafone jahrzehntelang eine sichere Bank. Das ändert sich Mitte des Jahres, wenn eine...

DWN
Politik
Politik Bafin-Präsident Mark Branson fordert Finanzregulierung zu entschlacken
14.05.2024

Die Banken in Deutschland ächzen unter einem Wust an Regeln und Vorschriften. Auch Deutschlands oberster Finanzaufseher ist für...

DWN
Technologie
Technologie Studie: E-Autos drücken auf die Gewinne der Autohersteller
14.05.2024

Die globale Autoindustrie kämpft weiterhin mit der Umstellung auf den Elektro-Antrieb. Am besten kommen noch zwei deutsche Hersteller mit...