Finanzen

Die Pleite der Silicon Valley Bank: Was das für die Wirtschaft bedeutet

Lesezeit: 3 min
18.03.2023 10:19  Aktualisiert: 30.03.2023 10:17
Die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA ist der größte Bankenkollaps seit 2008. Welche Auswirkungen hat das auf die Wirtschaft in den USA und Europa?
Die Pleite der Silicon Valley Bank: Was das für die Wirtschaft bedeutet
Händler arbeiten auf dem Parkett der New York Stock Exchange. US-Präsident Biden hat nach der Schließung der Silicon Valley Bank und der Signature Bank die Sicherheit der Einlagen für amerikanische Bankkunden bekräftigt. (Foto: dpa)

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Vor wenigen Tagen verkündete die Silicon Valley Bank ihre Pleite - sie ist nicht länger zahlungsfähig. Besonders für junge Unternehmen und Start-ups war diese Bank eine wichtige Anlaufstelle. Die Federal Reserve, der Einlagensicherungsfonds FDIC sowie das Finanzministerium kümmern sich aktuell darum, dass die Kunden wieder Zugriff auf ihr Geld bekommen. Doch trotzdem wird ein Dominoeffekt befürchtet, der sich auf die gesamte Finanzbranche abfärbt. Nun ist vorsichtiges Handeln gefragt. Welche Maßnahmen werden derzeit ergriffen und was ist weiterhin nötig, um die Finanzbranche zu retten? Mit welchen Konsequenzen müssen die Kunden rechnen? Und was für Auswirkungen hat die Pleite der Bank auf die Wirtschaft insgesamt?

Silicon Valley Bank: So kam es zum Konkurs

Seit der Finanzkrise 2008 ist es der größte Bankenkollaps: Die US-amerikanische Silicon Valley Bank (SVB) ist zusammengebrochen. Jetzt befürchtet die Finanzbranche einen Dominoeffekt.

Insbesondere für Start-up-Finanzierungen gehörte die Silicon Valley Bank zu den wichtigsten Finanzhäusern. Die Start-ups sicherten über die letzten Jahre hohe Einlagen bei der Bank ab. Die steigenden Zinsen führten jedoch dazu, dass sie ihre Einlagen bereits in kurzer Zeit auflösen mussten. So entschied sich SVB zunächst zu einer Notkapitalerhöhung, die jedoch kurz daraufhin scheiterte. Die SVB-Aktie fiel um ganze 80 Prozent - ein Tagesrekord an der Wall Street. In der Zwischenzeit hatten Kunden nur an einem Tag rund 42 Milliarden Dollar abgezogen.

Nun sorgen sich besonders Tech-Start-ups, dessen Hausbank die Silicon Valley Bank war, um ihre Finanzierung. Um die Hälfte aller Start-ups aus der Technikbranche sollen Kunde bei der Bank gewesen sein. Tausende Firmenleiter und Gründer aus den Vereinigten Staaten sind darum bemüht, mithilfe der dortigen Politik die Gelder einzufordern. Inzwischen sind Gehaltszahlungen und zahlreiche Jobs gefährdet, viele Start-ups stehen kurz vor dem Bankrott. Aus diesem Grund hat der Einlagensicherungsfonds der USA, FDIC, alle Einlagen vorübergehend auf einer neuen Brückenbank gesichert. Das Finanzinstitut soll erstmal umstrukturiert werden, damit strategische Alternativen bereitgestellt werden können. Die US-Regierung hatte den Kunden bereits versichert, dass ihre Gelder nicht gefährdet sind und sie bald auf ihre Einlagen zugreifen können.

Fakt ist, dass der Zusammenbruch Auswirkungen auf den Technologiesektor in den USA und anderen Ländern haben kann. Innerhalb weniger Tage sind bereits drei US-Finanzinstitute in Konkurs gegangen. Neben der Silicon Valley Bank mussten auch das Finanzinstitut Silvergate Capital und die Signature Bank in New York große Verluste erleiden und stehen ebenfalls vor einem Bankrott. Bei der Silicon Valley Bank handelt es sich nicht um eine systemrelevante Bank, was bedeutet, dass ihr Zusammenbruch keine systemrelevanten Auswirkungen auf den gesamten Finanzmarkt haben würde. Er könnte jedoch Auswirkungen auf andere Banken haben, die mit der SVB verbunden sind. Die Einlagen der Kunden bei der Silicon Valley Bank sind durch den Einlagenversicherungsfonds FDIC bis zu einer Höhe von 250.000 Dollar pro Kunde geschützt.

Diese Insolvenz wird vor allem zu neuen regulatorischen Maßnahmen führen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, was nun zu einer stärkeren Beaufsichtigung von Spezialbanken wie der Silicon Valley Bank führen wird. Die Federal Reserve und andere Regulierungsbehörden arbeiten eng mit der betroffenen Bank zusammen, um sicherzustellen, dass die Kunden ihr Geld zurückerhalten und keine Auswirkungen auf den Finanzmarkt im Allgemeinen auftreten.

US-Bankenkrise erhöht Konkursrisiko für Schweizer Banken

In Deutschland zeigt die Pleite der kalifornischen Bank bisher kaum Auswirkungen, da sie hierzulande lediglich eine kleine Zweigstelle hat und keine Tochtergesellschaft. Nichtsdestotrotz wurden einige deutsche Start-ups und Tech-Unternehmen von der Bank finanziert. Die Auswirkungen dürften jedoch begrenzt sein, da die meisten deutschen Unternehmen auch über andere Finanzierungsquellen verfügen.

In der Schweiz wiederum machen sich bereits einige Folgen bemerkbar: Die Kurse der Schweizer Banken fallen erheblich, während die Prämien für ihre Ausfallversicherungen nach oben steigen. So ist das Konkursrisiko der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) höher als je zuvor. Aktuell zahlt man als Gläubiger 4.80 Franken, um 10'000 Franken bei der CS abzusichern. Verglichen zu anderen Banken, sind diese Kosten deutlich hoch. Aufgrund des Bankrotts der kalifornischen Silicon Valley Bank geriet die Credit Suisse bereits zu Anfang 10 Prozent ins Minus.

Auch andere Finanzinstitute leiden unter dem Kollaps der US-amerikanischen Banken. Die Schweizer Krypto-Bank SEBA mit Sitz in Zug legte ihre Gelder in die Signature Bank. Inwiefern die SEBA nun gefährdet ist, ist ungewiss - dazu möchte sich die Bank noch nicht äußern.

Fazit

Auch wenn es keine konkreten Anzeichen für eine existenzbedrohende Krise gibt, hat der Fall der SVB und das Aus der anderen Institute indirekte Auswirkungen auf Deutschland und die Schweiz. Es sind weltweit an nur einem Tag die Börsenkurse, am meisten die Bankaktien, gewaltig gesunken. Dennoch geht man davon aus, dass die Silicon Valley Bank den internationalen Kapitalmarkt zunächst nicht gefährdet. Nun heißt es erstmal abwarten - die Entscheidungsträger in den USA werden mit großer Wahrscheinlichkeit die richtigen Maßnahmen ergreifen, um die Situation deutlich zu verbessern.

Über den Gastautor: Asim Qajani ist Inhaber, Verwaltungsrat und CEO von Green Capital und Beteiligungen AG und hat besondere Expertise in den Bereichen Finanzen und Investments. Die Firma investiert in kleine, mittelständische und große Unternehmen und verhilft diesen über die Hürden der Nachfolge.


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