Deutschland

Einzelhandel meldet überraschend sinkenden Konsum

Lesezeit: 1 min
31.03.2023 10:39  Aktualisiert: 31.03.2023 10:39
Der deutsche Einzelhandel verzeichnet überraschend einen sinkenden Umsatz. Die potentiellen Kunden halten ihr Geld weiter zusammen, und das aus gutem Grund.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Geschäfte der deutschen Einzelhändler kommen wegen der Kaufkraftverluste ihrer Kunden nicht in Schwung. Sie setzten im Februar 0,5 Prozent weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) sank der Umsatz sogar um 1,3 Prozent. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete der Einzelhandel sogar ein reales Umsatzminus von 7,1 Prozent.

"Der Einzelhandel bekommt damit derzeit deutlich die eingetrübte Konsumstimmung zu spüren", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind nach wie vor sehr verunsichert und halten ihr Geld eher zusammen." Den Arbeitnehmern droht das vierte Jahr in Folge mit Reallohneinbußen, da die Preise nach Prognose von Ökonomen erneut schneller als die Löhne steigen dürften.

"Ein Konsum-Comeback verhindern vor allem steigende Nahrungsmittelpreise", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "In der aktuellen Magerzeit ist schwer erkennbar, wo eine Konsumwende herkommen soll. Hohe Lohnabschlüsse werden nur kurzzeitig für Erleichterung sorgen, da sie die Preiserhöhungen von morgen sind."

Gegen den Trend nahm der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln im Februar zu, wenn auch nur um 0,2 Prozent zum Vormonat. "Damit erholte sich der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel in den ersten beiden Monaten des Jahres leicht vom Umsatztief im Dezember", betonten die Statistiker. Ende des vergangenen Jahres war er so niedrig ausgefallen wie seit über acht Jahren nicht mehr, was mit den um mehr als ein Fünftel gestiegenen Lebensmittelpreisen erklärt wird. Im Internet- und Versandhandel zog der Umsatz um 4,0 Prozent zum Vormonat an.

Der deutsche Einzelhandel rechnet in diesem Jahr wegen der hohen Inflation mit dem größten Umsatzschwund seit der globalen Finanzkrise 2009. Inflationsbereinigt (real) dürfte der Umsatz um drei Prozent sinken, bekräftige HDE-Hauptgeschäftsführer Genth die Prognose. Impulse erhoffen sich die Einzelhändler vom Ostergeschäft. Erwartet werden Einnahmen von 2,2 Milliarden Euro, wie der HDE schätzt. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik US-Wahlkampf: Haben Expats in Deutschland entscheidenden Einfluss?
12.10.2024

Zehntausende wahlberechtigte US-Amerikaner leben in Deutschland. Weltweit gibt es Millionen von ihnen. Besonders die Demokraten glauben,...

DWN
Politik
Politik Aufrüstung oder Sozialstaat? Aufrüstung könnte den Sozialstaat bedrohen
12.10.2024

Die Welt rüstet auf. Deutschland, einer der größten Waffenexporteure und Hegemon Europas, hinkt beim Ausbau seiner...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kochroboter und KI: Gastronomie der Zukunft?
12.10.2024

Gastronomiebetriebe in Deutschland setzen zunehmend Roboter ein, um Personalengpässe zu kompensieren – von Küchenaufgaben bis zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Schulfach Finanzen: „Bester Hebel, um das Finanzwissen der Deutschen zu verbessern“
12.10.2024

Die Deutschen erzielen mit ihren Geldanlagen kaum Rendite und haben deutliche Wissensdefizite bei der Vermögensanlage. Experten fordern...

DWN
Panorama
Panorama Körpereigener Alarm: Was bei einer Panikattacke passiert
12.10.2024

Panikattacken sind heftige körperliche Reaktionen auf Angst, die Betroffene oft überwältigen. Am Welttag für seelische Gesundheit zeigt...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zu Argentinien: Javier Milei - was plant der Anarchokapitalist?
12.10.2024

Philipp Bagus, Autor des Buches „Die Ära Milei“, erklärt im Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, warum der libertäre...

DWN
Finanzen
Finanzen Wann kommt das Vermögensregister - und muss man wirklich davor Angst haben?
11.10.2024

Das EU-Vermögensregister ist eines der heißesten Themen des Jahres 2024 und verursacht bereits große Wellen – obwohl es noch gar nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Cybersicherheit: KMU als Sorgenkinder - Bedrohung durch Russland und China wächst
11.10.2024

Die Digitalisierung in Deutschland ist ein Dauerbrenner – leider oft aus den falschen Gründen. Während andere Nationen ihre digitalen...