Politik

Eigentümerverband warnt wegen „Wärmewende“ vor Überlastung

Lesezeit: 2 min
03.04.2023 12:00  Aktualisiert: 03.04.2023 12:25
Die massiven Eingriffe der Bundesregierung in den Wohnungsbau werden sich rächen, sagt der Eigentümerverband Haus & Grund.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt bei dem geplanten Gebäudeenergiegesetz vor einer finanziellen Überlastung von Eigentümern. "Für die meisten Immobilien bietet das Gebäudeenergiegesetz weder technologieoffene, noch bezahlbare Lösungen und führt damit für viele private Eigentümer zu einer finanziellen Überlastung", sagte der Verbandspräsident Kai Warnecke am Montag laut Mitteilung.

Auch die von der Ampel-Koalition angekündigte Technologieoffenheit sei in der Praxis kaum umsetzbar. Denn in der Regel gebe es gesetzliche Einschränkungen oder technische Barrieren, die letztlich nur eine Wärmepumpe zuließen, schrieb der Verband. Bei älteren Gebäuden könne nur eine hybride Lösung mit Wärmepumpe und Gas umgesetzt werden, was sehr teuer sei. Haus & Grund forderte die Ampel-Koalition daher auf, den Gesetzesentwurf zu überarbeiten.

Mit dem Kompromiss der Ampel-Koalition zum lange Zeit umstrittenen Gebäudeenergiegesetz kommt das Ende von Öl- und Gasheizungen in Deutschland. Es wird allerdings ein Ende auf Raten sein, weil es Übergangs- und Ausnahmeregelungen geben soll. Es bleibt laut dem Entwurf im Kern dabei, dass ab dem 1. Januar 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss.

Die beteiligten Ministerien - Wirtschaft, Bau, Finanzen - betonen, dass es eine Technologieoffenheit gibt. Neben Wärmepumpen soll es demnach möglich sein, zum Beispiel Solarthermie zu nutzen. Es sei auch möglich, ein Hybridsystem aus Wärmepumpe und Gasheizung einzubauen, bei der die Wärmepumpe die Grundversorgung deckt und die Gasheizung an kalten Tagen einspringt.

Wirtschaft und Verbraucherverbände haben die Bundesregierung aufgefordert, beim geplanten Austausch von Heizungen Mieter und ärmere Bürger nicht zu überfordern. "Die Bundesregierung muss deshalb so schnell wie möglich aufzeigen, welche Gruppen mit welcher Förderung rechnen können", sagte Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherschutzverbandes VZBV am Montag. Das Grundkonzept dafür soll Bauministerin Klara Geywitz (SPD) zufolge innerhalb von 14 Tagen stehen.

Die Bundesregierung spannte am Montag offiziell die Bundesländer und Verbände zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) ein. Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte in Berlin, sie könnten sich nun bis Ostern äußern. Ziel bleibe es, den Gesetzentwurf im April ins Kabinett zu bringen. Eine Sprecherin des Bauministeriums ergänzte, bei den zuständigen Behörden der Bundesländer könnten Ausnahmen beantragt werden, wenn der Austausch von Heizungen finanziell nicht zumutbar sei.

Heizungen, die ab 2024 ausgetauscht werden, sollen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. "Ausnahmen sind möglich. In Härtefällen können Eigentümer von der Pflicht befreit werden", so das Grünen-geführte Wirtschaftsministerium. Im entsprechenden Referentenentwurf heißt es, fossile Energien dominierten weiter im Wärmebereich. "Über 40 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases verbrennen wir jährlich, um unsere Gebäude zu beheizen und mit warmem Wasser zu versorgen. Von den rund 41 Millionen Haushalten in Deutschland heizt nahezu jeder zweite mit Erdgas, gefolgt von Heizöl mit knapp 25 Prozent."

Ohne ein schnelles Umsteuern könnten die von der Politik gesetzten "Klimaziele" nicht erreicht werden.

Lesen Sie dazu: Grüne wollen Deutschlands wichtigste Energiequelle früher verbieten

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, verwies darauf, dass in Deutschland rund 60 Prozent der Haushalte zur Miete wohnten. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP müsse dringend Klarheit schaffen und die Verunsicherung in der Bevölkerung beenden. Verbraucherschützerin Pop ergänzte, Vermieter dürften die Kosten des Heizungsaustauschs nicht einfach über die Modernisierungsumlage auf Mieter abwälzen. "Die Wärmewende darf nicht einseitig zu ihren Lasten vollzogen werden." Bei einem geplanten Wechsel der Heizung sollte in jedem Fall eine unabhängige Energieberatung aufgesucht werden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt EPEA macht Produkte kreislauffähig: Cradle to Cradle als Erfolgsrezept für Unternehmen
08.11.2024

Ob die Carlsberg Brauerei, der Spielzeughersteller Schleich oder Liebherr als Produzent von Kühlgeräten – die EPEA GmbH aus Hamburg...

DWN
Politik
Politik Mauerfall: Bundestag würdigt den Mut der Ostdeutschen zum 35. Jahrestag des Mauerfalls
08.11.2024

Der Bundestag zieht nach 35 Jahren Mauerfall eine Bilanz. Einige Abgeordnete äußern sich dabei durchaus kritisch - und dies aus...

DWN
Politik
Politik Ökonom Jens Boysen-Hogrefe zum Ampel-Ende: „Der offene Haushalt kommt zur Unzeit”
08.11.2024

Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft kritisiert im DWN-Interview nicht nur den Zeitpunkt, an dem der offene Haushalt...

DWN
Politik
Politik Rente steigt 2025 um etwa 3,5 Prozent – Heil setzt sich für Rentenreform ein
08.11.2024

Die Renten in Deutschland sollen im kommenden Sommer voraussichtlich um rund 3,5 Prozent steigen. Dies geht aus dem Entwurf des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ampel-Aus: Wirtschaft fordert Steuersenkungen und das Lockern der Schuldenbremse
08.11.2024

Stabilität, Verlässlichkeit, Vertrauen – all dies bot die Ampel-Regierung in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen gab es Zoff und...

DWN
Politik
Politik Gruselkabinett oder „The Apprentice“-Show? Wie Trumps Regierung aussehen könnte
08.11.2024

Tech-Milliardär, Impfgegner, Migrations-Hardliner: „Präsident-Elekt“ Trump hat eine Reihe von Verbündeten, die sich wichtige Posten...

DWN
Politik
Politik Habeck ist Kanzlerkandidat der Grünen - Wahlkampfmodus nach dem Ampel-Aus
08.11.2024

Robert Habeck ist der Kanzlerkandidat der Grünen. Das melden verschiedene Medien am Freitagvormittag. Nach dem Ampel-Aus ist spätestens...

DWN
Politik
Politik Bundestag beschließt Antrag zu Bekämpfung von Antisemitismus
08.11.2024

Erste Plenarsitzung nach dem Ampel-Aus: Ein Antrag zum Schutz jüdischen Lebens findet eine große Mehrheit im Bundestag. Es geht darum, wo...