Politik

Bundesregierung verstärkt Einfluss in Rumänien und Moldau

Lesezeit: 3 min
03.04.2023 16:00  Aktualisiert: 03.04.2023 16:12
Die Bundesregierung weitet ihren Einfluss in Rumänien und Moldau aus. Um Moldau tobt ein Machtkampf zwischen dem Westen und Russland.
Bundesregierung verstärkt Einfluss in Rumänien und Moldau
Olaf Scholz mit Maia Sandu und Klaus Iohannis. (Foto: dpa)
Foto: Soeren Stache

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundeskanzler Olaf Scholz dringt auf einen Beitritt Rumäniens zum europäischen Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen noch in diesem Jahr. «Deutschland steht fest an der Seite Rumäniens», sagte Scholz am Montag nach einem Treffen mit dem rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis in Bukarest. Ziel sei es, dass das Land «in diesem Jahr endlich die Vollmitgliedschaft im Schengen-Raum erhält». Rumänien erfülle inzwischen alle notwendigen Voraussetzungen dafür. Auch Iohannis zeigte sich zuversichtlich, dass der Beitritt bis Ende des Jahres gelingen kann, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.

Unmittelbar vor der Abreise des Kanzlers nach Bukarest wurde ein wichtiges Kooperationsprojekt beider Länder mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bekannt. Der Rüstungskonzern Rheinmetall richtet in dem Nachbarland der Ukraine ein Wartungs- und Logistikzentrums für Panzer, Haubitzen und Militärfahrzeuge ein, die den ukrainischen Streitkräften vom Westen geliefert wurden. Die Servicestation in Satu Mare in der Nähe der rumänisch-ukrainischen Grenze soll bereits im April den Betrieb aufnehmen, wie ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Scholz begrüßte den Schritt. «Ich bin sehr froh, dass so viele europäische Mitgliedstaaten bereit sind, das mit uns gemeinsam voranzubringen.»

Rumänien wartet ebenso wie Bulgarien bereits seit 2011 auf die Aufnahme in den Schengen-Raum, dem inzwischen 27 Länder angehören, darunter 23 EU-Staaten. Die Aufnahme war zuletzt im Dezember vor allem am Widerstand Österreichs gescheitert. Die Regierung in Wien hatte seine Ablehnung damit begründet, dass zu viele Migranten über Rumänien illegal nach Österreich kämen.

Einen Teil der Schengen-Regeln wenden die EU-Länder Rumänien und Bulgarien bereits an, doch werden die Kontrollen an den EU-Binnengrenzen zu ihnen bislang aufrechterhalten. Neue Mitglieder können nur einstimmig aufgenommen werden. Scholz sagte, er werde sich bei allen Gesprächen mit den europäischen Partnern dafür einsetzen, dass der Schengen-Beitritt in diesem Jahr gelingt. Es spreche alles dafür, «dass das jetzt gemacht werden kann». Iohannis dankte Scholz für die «aktive Hilfe» Deutschlands. «Rumäniens Beitritt wird den Schengen-Raum konsolidieren», sagte er.

Machtkampf um Moldau

Scholz (SPD) wollte am Nachmittag zusammen mit Iohannis auch die moldauische Präsidentin Maia Sandu treffen. Die ehemalige Sowjetrepublik mit ihren 2,6 Millionen Einwohnern liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Die proeuropäische Regierung des armen Landes wirft Russland gezielte Destabilisierung vor. Auch der Nationale Sicherheitsrat der USA hatte kürzlich erklärt, russische Akteure - teilweise mit Verbindungen zu russischen Geheimdiensten - heizten Proteste an, um einen Aufstand gegen die Regierung Moldaus loszutreten.

Scholz betonte, dass das Treffen mit Sandu für ihn «viel mehr als ein Symbol» sei. «Das ist auch ein Ausdruck einer existierenden, ganz praktischen Partnerschaft». Die wolle man nun weiter voranbringen.

Um Moldau tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen den USA, der EU und der NATO auf der einen und Russland auf der anderen Seite.

Lesen Sie dazu: Das Ringen der Großmächte um Moldau hat begonnen

Moldau strebt zwar nicht in die Nato, will aber der Europäischen Union beitreten. Im Juni erhielt das Land zusammen mit der Ukraine den Kandidatenstatus. Deutschland und andere EU-Staaten unterstützen Moldau mit hohen Geldsummen. Bei drei Geber-Konferenzen im vergangenen Jahr kamen weit mehr als eine Milliarde Euro zusammen - viel Geld in einem Land mit einer jährlichen Wirtschaftsleistung von zuletzt etwa 14 Milliarden US-Dollar.

Die Bundesregierung hat Moldau im vergangenen Jahr auch militärische Hilfe zugesagt. Im Januar wurden die ersten von 19 gepanzerten Transportfahrzeuge vom Typ Piranha an die moldauischen Streitkräfte geliefert.

Moldau ist politisch zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten. In der abtrünnigen Region Transnistrien, einem schmalen Landstreifen an der Grenze zur Ukraine, sind seit den 1990er-Jahren russische Soldaten stationiert. Dort soll sich auch noch ein riesiges Munitionsdepot aus sowjetischen Zeiten befinden.

Auf die Frage eines Journalisten, ob Moldau Waffen und militärische Ausrüstung aus dem Westen wünsche, sagte die moldauische Präsidentin Maia Sandu am Montag in Bukarest im Beisein von Bundeskanzler Scholz und Iohannis: «Ja, wir müssen die (unsere) Verteidigungsfähigkeit konsolidieren und ja, wir brauchen Hilfe dafür und ja, wir diskutieren darüber mit Partnern.»


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Stellenabbau: 11.000 Jobs fallen bis 2030 weg - die Thyssenkrupp-Aktie steigt
25.11.2024

Deutschlands größte Stahlfirma Thyssenkrupp reagiert auf Nachfrageschwäche und steigenden Druck durch Billigimporte: Massive Einschnitte...

DWN
Politik
Politik Taurus-Lieferung: Soll Deutschland Marschflugkörper an die Ukraine liefern? Eine unendliche Debatte wird zum Wahlkampfthema
25.11.2024

Die Taurus-Lieferung sorgt seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine immer wieder für politische Diskussionen. Ausgerechnet die...

DWN
Politik
Politik Scott Bessent: Trumps neuer Finanzminister und seine Pläne für die Wirtschaft
25.11.2024

Trump hat einen Hedgefonds-Manager als Finanzminister nominiert. Scott Bessent, ehemaliger Chief Investment Officer bei Soros Fund...

DWN
Politik
Politik Wehrdienst: Fast die Hälfte der Deutschen für Wiedereinführung
25.11.2024

Der Krieg in der Ukraine hat die Verteidigungsbereitschaft in Deutschland verändert. Heute sind mehr Menschen bereit, das Land im...

DWN
Politik
Politik Habeck: Deutschland handelte bei Ukraine-Hilfe stets zu langsam
25.11.2024

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck äußerte Kritik an der deutschen Unterstützung für die Ukraine, insbesondere hinsichtlich der...

DWN
Politik
Politik Wo Wohnen Luxus wird: Starker Anstieg bei Mieten in deutschen Großstädten
25.11.2024

Wohnungssuchende setzen häufig auf das Internet. Doch in den größten deutschen Städten werden die dort angebotenen Wohnungen immer...

DWN
Politik
Politik Ostsee-Kabelbruch: Reparaturarbeiten am Glasfaserkabel C-Lion1 gestartet
25.11.2024

Zwei Kommunikationskabel in der Ostsee wurden innerhalb kurzer Zeit beschädigt. Zufall oder Sabotage? Die Ermittlungen richten sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kapitalmarktunion: EU-Sparer finanzieren US-Staatsschulden - Kapitalmarkt soll Investitionen freisetzen
25.11.2024

Der europäische Binnenmarkt gilt als großes Erfolgsmodell, doch die EU ist auf der Hälfte der Wegstrecke stecken geblieben. Vor allem im...