Der Autobauer Mercedes-Benz kann trotz des drohenden Konjunkturabschwungs weiter von hohen Verkaufspreisen zehren. Im ersten Quartal übertrafen die Stuttgarter mit ihrem Gewinn vor Zinsen und Steuern laut vorläufiger Zahlen den starken Wert aus dem Vorjahreszeitraum.
Der Lauf bei teuren Luxusmodellen bescherte dem Unternehmen weiter eine hohe Profitabilität im Kerngeschäft mit Autos - wenn auch die Marge angesichts von höheren Materialkosten und gestiegenen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung nicht mehr ganz so glänzend ausfiel wie ein Jahr zuvor. Dafür kam auch vom Geschäft mit Lieferwagen Rückenwind, die Geschäfte insgesamt spülten unerwartet viel Geld in die Kassen des Dax-Konzerns. Die Aktie legte am Freitag nach Handelsbeginn zu.
Allgemein fielen die Eckdaten der Schwaben vom Vorabend besser aus als am Kapitalmarkt erwartet. Über längere Zeit hatten die deutschen Autobauer wegen des knappen Angebots infolge des Teilemangels und dank starker Nachfrage hohe Preise im Verkauf fordern können - Branchenexperten zufolge könnte sich das Blatt aber in diesem Jahr wenden. Verbraucher und Firmen könnten wegen hoher Inflation und steigenden Zinsen in der Wirtschaftsflaute stärker prüfen, welche Anschaffungen nötig sind.
Mercedes konnte die Sorgen von Anlegern - zumindest in den ersten drei Jahresmonaten - nun aber weitgehend zerstreuen. In der wichtigsten Sparte mit dem Autobau erzielte der Konzern eine um Sondereffekte bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern von 14,8 Prozent, wie es von den Stuttgartern hieß. Das war zwar weniger als im außergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum mit 16,4 Prozent, aber auch mehr als im Schlussquartal 2022. Analysten am Aktienmarkt hatten laut dem Unternehmen diesmal lediglich mit 13,4 Prozent Marge gerechnet.
Die Mercedes-Aktie legte am Freitag nach Handelsbeginn an der Dax-Spitze um 1,1 Prozent auf 68,98 Euro zu. Damit baute der Kurs seine Gewinne im laufenden Jahr auf rund 12 Prozent aus. Auf dem Jahreshoch im März hatte das Papier aber auch schon über 75 Euro notiert.
Die Preisentwicklung dürfte sowohl in der Pkw- als auch in der Van-Sparte der wichtigste Treiber der Resultate gewesen sein, schrieb Deutsche-Bank-Analyst Tim Rokossa. Die Markterwartungen beim Barmittelzufluss habe Mercedes um Längen geschlagen. Er erwarte im zweiten Halbjahr nach wie vor ein schwächeres Preisumfeld, seine Schätzungen für die Premiumbranche erschienen nun aber eher zurückhaltend, so Rokossa.
Mercedes sprach in der Mitteilung von einer gesunden Nettopreisgestaltung im Pkw-Geschäft, höheren Absätzen und einem guten Produktmix. Allerdings seien auch die Materialkosten gestiegen sowie höhere Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen angefallen. Der Autobauer hatte im ersten Quartal mit 503 500 Pkw rund 3 Prozent mehr Autos abgesetzt, bei den besonders renditestarken und teuren Modellen gab es dabei ein überdurchschnittliches Plus. Bei den Elektroautos konnte das Unternehmen weiter hohe Zuwachsraten verbuchen.
Im Geschäft mit Transportern zog die Marge gegenüber dem Vorjahreswert deutlich an und übertraf ebenfalls die Markterwartungen. Vor Zinsen und Steuern verdiente der Konzern in den Monaten Januar bis März 5,5 Milliarden Euro und damit rund 5 Prozent mehr. Der für Investoren wichtige Barmittelzufluss - ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - lag mit 2,2 Milliarden Euro ebenfalls über den Schätzungen von Experten.
Der sogenannte Free Cashflow gibt Auskunft über die aktuelle Finanzkraft eines Unternehmens und kann ein Fingerzeig dafür sein, wie viel es an Dividende an die Anleger ausschütten kann. (dpa-AFX)