Politik

Landkreise: „Es gibt kein Land, dass sich in der Migrationspolitik so verhält wie Deutschland“

Die Landkreise kritisieren die Migrationspolitik der Bundesregierung scharf. Die Kapazitäten seien aufgebraucht.
17.05.2023 14:00
Aktualisiert: 17.05.2023 14:21
Lesezeit: 1 min

Die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung hat nach Ansicht des Deutschen Landkreistages zu «erheblichen gesellschaftlichen Spannungen in Deutschland geführt». «Man muss die Entwicklung seit 2015 im Zusammenhang sehen», sagte der Präsident des Verbandes Reinhard Sager (CDU) am Mittwoch nach einer Präsidiumssitzung in Groß Nemerow (Mecklenburgische Seenplatte).

Die Ereignisse 2015, der Krieg in der Ukraine und steigende Flüchtlingszahlen aus anderen Staaten hätten dazu geführt, dass Kommunen und Kreise personelle Engpässe und keine Kapazität für Integration mehr haben.

«Das nimmt man in der Bundesregierung nur widerwillig zur Kenntnis», sagte Sager, der Landrat in Ostholstein ist. Der Verband vertritt 294 Landkreise in Deutschland, in denen 57 Millionen Menschen leben.

So seien von den mehr als eine Millionen Flüchtlingen, die 2015/16 gekommen waren, höchstens 20 bis 30 Prozent integriert. Dazu komme eine Million Geflüchtete aus der Ukraine sowie 350 000 Flüchtlinge in den Vorjahren. Für 2023 rechnet Sager mit 300 000 Zuwanderern.

Man brauche europäische Lösungen wie die Prüfung von Asylanträge an den EU-Außengrenzen und die Beendigung freiwilliger Aufnahmeprogramme. Auch in Deutschland gezahlte Sozialleistungen gehörten auf den Prüfstand. Darüber seien sich alle Landräte einig.

Ohne diese Leistungen würden sich nicht so viele Zuwanderer aus Afrika und Asien von Südeuropa aus auch noch auf den Weg nach Deutschland machen, sagte Sager. «Es gibt kein Land, dass sich in der Migrationspolitik so verhält wie Deutschland», so der Verbandschef. Derzeit baue man weiter soziale Spannungen auf.

Der Vorsitzende des Landkreistages in Mecklenburg-Vorpommern Heiko Kärger (CDU) forderte dringend einfachere Grundsprachkurse für Flüchtlinge. Hier müssten die Standards einfacher werden und die Zuständigkeiten klarer. Laut Kärger verweist die Bundesagentur für Arbeit bei Sprachkursen immer wieder auf das Bundesamt für Migration, das aber zu hohe Anforderungen an Sprachkurse habe. Das behindere die Integration deutlich, sagte Kärger. Dies sei 2015/16 einfacher gewesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Wendet sich Brüssel vom Verbrenner-Aus ab, um die Industrie zu schützen?
12.12.2025

Das geplante Verbrenner-Aus stellt Europas Autobranche vor eine Zerreißprobe. Während der Absatz von Elektroautos in vielen EU-Ländern...

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...