Deutschland

Zahl der Firmenpleiten deutlich gestiegen

Im ersten Quartal gab es in Deutschland 4117 Unternehmensinsolvenzen. Der negative Trend dürfte sich im Zuge der Rezession fortsetzten. Doch nicht alle Branchen sind betroffen.
16.06.2023 11:49
Aktualisiert: 16.06.2023 11:49
Lesezeit: 1 min
Zahl der Firmenpleiten deutlich gestiegen
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist deutlich gestiegen. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Inmitten von Rezession und steigenden Zinskosten nehmen die Firmenpleiten in Deutschland spürbar zu. Im ersten Quartal erhöhte sich die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,2 Prozent auf 4117, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Auch die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den gemeldeten Unternehmensinsolvenzen legten deutlich zu: Die Amtsgerichte bezifferten sie auf rund 6,7 Milliarden Euro, nach rund 3,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Gesunken ist dagegen die Zahl der Verbraucherinsolvenzen: Sie gab um 2,1 auf 16.676 nach. Von Januar bis März ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent und damit bereits das zweite Quartal in Folge geschrumpft, weshalb Europas größte Volkswirtschaft in einer sogenannten technischen Rezession steckt.

"Derzeit sehen wir in unserer täglichen Arbeit einen erhöhten Beratungsbedarf bei einigen Unternehmen", sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering. "Insbesondere bei der Baubranche, den Automobilzulieferern und dem Krisendauerbrenner, dem stationären Einzelhandel, die nach wie vor mit den erhöhten Zinsen und dem veränderten Konsumverhalten kämpfen."

Der negative Trend bei den Firmenpleiten könnte sich im zu Ende gehenden Quartal fortsetzen. Darauf deutet die Entwicklung bei den beantragten Regelinsolvenzen hin, die im Mai um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat zunahmen. Im April hatte es bereits ein Plus von 4,8 Prozent gegeben. Diese Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen aber fast drei Monate davor. Diese Statistik bildet zudem nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen - nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im zurückliegenden Quartal zwölf Insolvenzen. Die meisten entfielen auf den Wirtschaftsabschnitt Verkehr und Lagerei mit 26 Fällen. Es folgten die Bereiche Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen) mit jeweils 20 Fällen. Die geringste Häufigkeit mit nur einer Insolvenz je 10.000 Unternehmen gab es in der Energieversorgung. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der XRP-ETF-Markt steht vor einem bedeutenden Wandel: Bereitet er den Weg für ein herausragendes Jahr 2026?

Der Kryptowährungsmarkt steht erneut vor einem potenziellen Wendepunkt. Während Bitcoin und Ethereum im Fokus institutioneller Anleger...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehrzentrum startet: Bund und Länder bündeln Kräfte zur Gefahrenabwehr
17.12.2025

In Berlin startet ein neues Drohnenabwehrzentrum, das Behörden, Bundeswehr und Nachrichtendienste enger verzahnen soll. Drohnensichtungen...

DWN
Politik
Politik EU-Parlament macht Weg für Verzicht auf russisches Gas frei
17.12.2025

Die EU steuert auf einen harten Schnitt zu: Spätestens 2027 soll Schluss sein mit russischem Gas. Doch Ausnahmen, LNG und der Streit mit...

DWN
Politik
Politik Aus Bürgergeld wird Grundsicherung: Kabinett schickt mehrere Reformen auf die Strecke
17.12.2025

Letzte Kabinettsrunde vor Weihnachten: Von Grundsicherung über Rente bis Kurzarbeitergeld treibt die Regierung mehrere Reformen an. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank bringt den Wero-Bezahldienst zu Millionen Kunden
17.12.2025

Der Wero-Bezahldienst erreicht jetzt Millionen Bankkunden: Deutsche Bank und Postbank schalten den vollen Funktionsumfang frei. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Inflation im November bei 2,1 Prozent
17.12.2025

Die Eurozone-Inflation wirkt auf den ersten Blick stabil – doch eine neue Eurostat-Schätzung verändert den Blick auf den November. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steve Jobs und die Zukunft der Führung: Warum Chefs jetzt umdenken müssen
17.12.2025

Der Mittelstand arbeitet noch nach Regeln von gestern – doch die Herausforderungen von heute lassen sich damit kaum lösen. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland: Ifo-Index schwach – Jahr endet ohne Aufbruchsstimmung
17.12.2025

Der Ifo-Index sendet zum Jahresende ein klares Warnsignal für Deutschlands Wirtschaft. Sinkende Erwartungen, enttäuschte Hoffnungen und...

DWN
Panorama
Panorama DHL-Betrugsmasche: Wie Kriminelle die Vorweihnachtszeit und das Paketchaos ausnutzen
17.12.2025

In der Vorweihnachtszeit nutzen Kriminelle das Paketchaos aus, um sich mit der sogenannten DHL-Betrugsmasche zu bereichern. Gefälschte...