Politik

Frankreich: Hunderte Festnahmen nach dritter Krawallnacht in Folge

Schwere Krawalle erschüttern Frankreich. Auslöser waren die tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen Jugendlichen. Die Regierung setzten 40.000 Polizisten ein und vermeldete fast 700 Festnahmen.
30.06.2023 13:18
Aktualisiert: 30.06.2023 13:18
Lesezeit: 2 min
Frankreich: Hunderte Festnahmen nach dritter Krawallnacht in Folge
Beamte der französischen Bereitschaftspolizei patrouillieren bei Unruhen auf einer Straße, während Feuerwerkskörper explodieren. (Foto: dpa) Foto: Aurelien Morissard

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angesichts der bislang schwersten Ausschreitungen nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen eine weitere Krisensitzung der Regierung einberufen. Mindestens 667 Menschen seien in der dritten Krawallnacht in Folge festgenommen worden, teilte Innenminister Gerald Darmanin am Freitag mit.

Hunderte Festnahmen nach dritter Krawallnacht

In mehreren Städten kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Hunderte Polizisten wurden nach Angaben der Behörden verletzt. Ministerpräsidentin Elisabeth Borne sprach von einer „intolerabelen und unentschuldbaren“ Gewalt. Sie bekräftigte ihre Unterstützung für Polizei und Feuerwehr, die „tapfer ihre Pflichten erledigten“.

Landesweit waren rund 40.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, um die Gewaltausbrüche in den Griff zu bekommen. In mehreren Städten in ganz Frankreich wurden Gebäude und Fahrzeuge in Brand gesetzt, Schaufenster eingeworfen und Busse umgestoßen. Ab 11.00 Uhr wurde das Kabinett zu Beratungen über das weitere Vorgehen zusammengerufen.

Für Macron bedeutet das, dass er seinen Besuch des EU-Gipfels in Brüssel wohl abkürzen wird, wie sein Büro erklärte. Bislang hat Macron ausgeschlossen, wegen der Krawalle den Notstand auszurufen. Ab Sonntag wird er zu einem Staatsbesuch in Deutschland erwartet.

Entzündet hatten sich die Ausschreitungen am Tod des 17-jährigen Nahal, der am Dienstagabend bei einer Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wurde. Der Polizist hat eingeräumt, den Schuss auf den Jugendlichen abgegeben zu haben. Er befindet sich in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Totschlags.

Barrikaden errichtet, Schaufenster eingeworfen

Im Pariser Vorort Nanterre, wo der Jugendliche nordafrikanischer Abstammung getötet wurde, artete am Donnerstagabend eine friedliche Kundgebung in Gewalt aus. Eine aufgebrachte Menge steckte Autos in Brand. Barrikaden wurden in den Straßen errichtet. Die Polizei wurde mit Gegenständen beworfen. Im Zentrum der Hauptstadt Paris wurden nach Angaben der Polizei in einer Einkaufsstraße Schaufenster von Geschäften eingeworfen.

Verkehrsminister Clement Beaune sagte dem Radiosender RMC, dass der öffentliche Nahverkehr im Großraum Paris am Freitag ernsthaft beeinträchtigt sei. Er schloss nicht aus, den Verkehr einzustellen. In einem Depot in Aubervilliers im Norden von Paris wurden zwölf Busse bei einem Feuer zerstört. Auf einem Video, das über soziale Netzwerke verbreitet wurde, war zudem eine brennende Tram in der Stadt Lyon im Osten Frankreichs zu sehen. Auch in Marseille, Pau, Toulouse und Lille habe es Ausschreitungen gegeben.

Die Ausschreitungen wecken Erinnerungen an die Krawalle des Jahres 2005. Der damalige Präsident Jacques Chirac rief zu dem Zeitpunkt den Notstand aus. Auslöser war der Tod von zwei jungen Männern, die auf der Flucht vor der Polizei von Stromschlägen getroffen wurden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...