Unternehmen

Twitters Lesebeschränkungen verprellen Werbekunden erneut

Elon Musk hat bei Twitter Lesebeschränkungen eingeführt. Das stößt beim ohnehin schwächelnden Werbekundengeschäft auf weiteren Missmut. Für die neue Twitter-Chefin Yaccarino wird es nun noch schwerer, die fallenden Werbeerlöse zu stabilisieren.
03.07.2023 12:42
Aktualisiert: 03.07.2023 12:42
Lesezeit: 2 min

Mit vorübergehenden Lesebeschränkungen bringt Twitter-Eigner Elon Musk Werbekunden einmal mehr gegen sich auf. Außerdem schwächt er die Position der frisch gebackenen Chefin des Kurznachrichtendienstes, Linda Yaccarino. Die ehemalige Werbechefin des Medienkonzerns NBCUniversal war angetreten, das schwächelnde Anzeigengeschäft wiederzubeleben.

Twitter führt Lesebeschränkungen ein

Um gegen ein „extremes Ausmaß“ von Datensammlungen und Systemmanipulationen vorzugehen, begrenzte Musk die Zahl der lesbaren Nachrichten pro Tag auf 600 für unverifizierte Twitter-Nutzer. Bei unverifizierten Neukunden sind es sogar nur 300 Tweets.

Wenige Stunden später hob er die Grenzwerte auf 1000 beziehungsweise 500 an. Inzwischen posten zahlreiche Nutzer Screenshots von ihren Konten, die ihnen nach Erreichen des Limits keine Nachrichten mehr anzeigen. Dies umfasst auch Tweets von Werbetreibenden. Twitter war für eine Stellungnahme zur Dauer der Beschränkungen zunächst nicht zu erreichen.

„Das Vertrauensdefizit, das Linda Yaccarino ausgleichen muss, ist gerade noch größer geworden“, sagt Mike Proulx, Manager der Marktforschungsfirma Forrester. „Dies kann nicht allein durch ihre Glaubwürdigkeit in der Branche behoben werden.“

Lou Paskalis, dem Gründer der Werbeberaters AJL, zufolge ist Yaccarino Musks „letzte Hoffnung“, um die Werbeeinnahmen und den Wert von Twitter zu retten. Mit der Lesebeschränkung beraube er Yaccarino der Möglichkeit, Musk „vor sich selbst zu schützen“.

Musk krempelt Twitter weiter um

Der Chef des Elektroautobauers Tesla hatte Twitter im Herbst 2022 für 44 Milliarden Dollar übernommen. Anschließend drehte er das Unternehmen auf links und entließ etwa die Hälfte der Belegschaft. Außerdem sorgte er mit zahlreichen Entscheidungen, die er teilweise binnen Tagen wieder zurücknahm, immer wieder für Verwirrung.

Analystin Jasmine Enberg vom Research-Haus Insider Intelligence bezeichnete die Lesebeschränkungen als katastrophal für das Anzeigengeschäft. „Das macht es sicherlich nicht leichter, Werbekunden zur Rückkehr zu bewegen. Es war vorher schon schwer genug, sie zurückzugewinnen.“

Bereits seit einiger Zeit müssen sich Twitter-Nutzer erst einloggen, um Nachrichten lesen zu können. Musk bezeichnete dies als „vorübergehende Notmaßnahme“, um das Abgreifen von Daten durch Anbieter von Künstlicher Intelligenz (KI) zu verhindern.

Auch andere Online-Plattformen wie Reddit haben sich in der Vergangenheit darüber beschwert, dass Firmen wie der ChatGPT-Macher OpenAI Informationen von diesen Internet-Seiten kostenfrei nutzen, um ihre KI zu trainieren. Einige fordern Gebühren für die Nutzung der Daten.

Für Kai-Cheng Yang, Forscher an der Indiana University, sind die Lesebeschränkungen ein wirksames Mittel, um die Datensammelei einzuschränken. „Es ist zwar wohl noch immer möglich, aber die Methoden sind aufwändiger und weniger effizient.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...