Politik

Putin deutet neue Führung für Wagner-Gruppe an

Der russische Präsident hat den Söldnern der Wagner-Gruppe Möglichkeiten zur Fortsetzung ihres Dienstes aufgezeigt, so Putin in einem Interview. Das Treffen soll fünf Tage nach dem abgebrochenen Aufstand stattgefunden haben.
14.07.2023 20:33
Aktualisiert: 14.07.2023 20:33
Lesezeit: 2 min
Putin deutet neue Führung für Wagner-Gruppe an
Wladimir Putin, russischer Präsident, trifft Ende Juni im Kreml ein. (Foto: dpa) Foto: Sergei Guneyev

Russlands Präsident Wladimir Putin hat einer Zeitung zufolge angedeutet, dass die Söldner der Wagner-Gruppe eine neue Führung erhalten könnten. Die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ veröffentlichte am Freitag ein Interview mit Putin, bei dem es insbesondere um dessen Treffen mit dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin und Wagner-Kommandeuren nach dem abgebrochenen Aufstand der Gruppe gegangen sei. Er habe den Söldnern Möglichkeiten zur Fortsetzung ihres Dienstes aufgezeigt, sagte der Präsident demnach. Darunter sei, unter dem Kommando eines führenden Wagner-Befehlshabers mit dem Kampfnamen „Sedoi“ zu dienen. „Für sie hätte sich nichts geändert. Sie wären von derselben Person geführt worden, die die ganze Zeit über ihr eigentlicher Befehlshaber gewesen war.“

Bei „Sedoi“ – übersetzt „Grauhaar“ – handelt es sich nach französischen und EU-Dokumenten, Insidern und Medienberichten um Andrej Troschew, ein hoch dekorierter Veteran der russischen Kriege in Afghanistan und Tschetschenien. Er stammt aus Putins Heimatstadt St. Petersburg und wurde vor einigen Jahren in Gesellschaft des Präsidenten fotografiert. Putin führte dem Interview zufolge aus, dass viele der anwesenden Wagner-Kämpfer nach dem Vorschlag zustimmend genickt hätten. Dies habe Prigoschin jedoch nicht gesehen. „Prigoschin (...) sagte, nachdem er zugehört hatte ,Nein, die Jungs werden mit einer solchen Entscheidung nicht einverstanden sein‘“, wurde Putin zitiert. Diese Sätze aus „Kommersant“ finden sich nicht in der offiziellen Niederschrift der russischen Regierung von dem am Donnerstag geführten Interview.

Belarus: Wagner bildet unsere Soldaten aus

Das Treffen von Putin mit 35 Wagner-Kommandeuren und Prigoschin soll am 29. Juni stattgefunden haben, fünf Tage nach dem abgebrochenen Aufstand der Söldnergruppe. Der Status von Wagner und das Schicksal von Prigoschin sind unklar. Dem Interview zufolge sagte Putin auf die Frage, ob die Gruppe als eigene Kampfeinheit weitergeführt werde, dass es sie ohnehin nicht gebe. Denn für private Militär-Organisationen gebe es in Russland keine rechtliche Grundlage. „Sie existiert einfach nicht.“ Auf Nachfrage teilte das Präsidialamt am Freitag mit, es gebe keine juristische Person mit dem Namen Wagner. Der rechtliche Status derartiger Unternehmen sei eine komplizierte Angelegenheit, die geprüft werden müsse.

Prigoschin selbst ist seit dem 24. Juni nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden, als er die russische Stadt Rostow am Don verließ, die er mit seinen Kämpfern besetzt hatte. Früheren Angaben zufolge soll er mit Putin vereinbart haben, zusammen mit einigen seiner Kämpfer ins Exil nach Belarus zu gehen. Das Verteidigungsministerium dort teilte am Freitag mit, Mitglieder der Gruppe seien südöstlich von Minsk an der Ausbildung belarussischer Soldaten beteiligt. Zwei Wagner nahestehende Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, einige der Söldner seien seit spätestens Dienstag in Belarus.

Prigoschins Kämpfer hatten vorübergehend die Kontrolle im Rostow am Don übernommen, wo ein Hauptquartier des russischen Militärs für den Krieg in der Ukraine liegt. Ein Teil der Privatarmee fuhr in Richtung Moskau. Einige Hundert Kilometer vor der Hauptstadt brach Prigoschin den Aufstand ab. Seinen Angaben zufolge war kein Sturz von Putin geplant. Vielmehr habe er Änderungen an der Militärführung gefordert. Prigoschin hatte unter anderem Verteidigungsminister Sergej Schoigu militärisches Versagen vorgeworfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kontostand-Steuer gegen Konsumtief? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Trumpf-Unternehmenschefin für Streichung eines Feiertages
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutschland nicht wettbewerbsfähig: Coca-Cola beklagt Standortbedingungen
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...

DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...