Wirtschaft

IWF: Weltwirtschaft robust, nur Deutschland im Abschwung

Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind laut IWF besser als noch im Frühjahr. Getrieben werde die Erholung vor allem von Indien und China. Deutschland dagegen schneidet im Vergleich außerordentlich schlecht ab.
25.07.2023 15:27
Aktualisiert: 25.07.2023 15:27
Lesezeit: 2 min
IWF: Weltwirtschaft robust, nur Deutschland im Abschwung
Kristalina Georgieva (l), geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprechen bei einer Pressekonferenz im November 2022. (Foto: dpa) Foto: Britta Pedersen

Die Weltwirtschaft dürfte in diesem Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds etwas kräftiger zulegen als noch im April vermutet. Der IWF teilte am Dienstag in Washington mit, seine Prognose um 0,2 Punkte auf 3,0 Prozent anzuheben. Es gebe aber weiter viele Probleme, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas.

„Es ist zu früh, um zu feiern.“ Vor allem die hohe Inflation macht dem IWF Sorgen. Die Finanzorganisation empfiehlt daher weitere Zinsanhebungen. Getrieben wird das Wachstum vor allem von großen Schwellenländern wie China und Indien.

Deutschland ist internationales Schlusslicht

Deutschland schneidet im Vergleich mit anderen Industrienationen außerordentlich schlecht ab – als einziges großes Land mit einer dieses Jahr wohl schrumpfenden Wirtschaftsleistung.

Für nächstes Jahr rechnet der IWF dann global ebenfalls und unverändert mit einem Wachstum von 3,0 Prozent. Zum Vergleich: Der langjährige Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2019 liegt bei 3,8 Prozent.

2022 waren es 3,5 Prozent, 2021 als Erholung von der akuten Corona-Krise sogar 6,3 Prozent. Die Euro-Zone spürt die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch immer am deutlichsten. Ein stärkerer Konsum und deutliche Impulse durch den Tourismus haben den IWF aber bewogen, mehr Wachstum für Italien und Spanien zu erwarten.

Deutschland leide dagegen unter der gegenwärtigen Schwäche der Industrie, Folge der hohen Energiepreise, so der IWF. Außerdem dürfte die deutsche Exportindustrie den vergleichsweise schwachen Welthandel spüren, der 2023 und 2024 deutlich unter dem langjährigen Schnitt bleiben wird. Für Deutschland sagt der IWF dieses Jahr ein Minus von 0,3 Prozent voraus, 2024 dann wieder ein Plus von 1,3 Prozent.

Kampf gegen Inflation hat Priorität

Gourinchas warnte die Notenbanken davor, zu früh vom Kurs der Zinserhöhungen abzukommen. Die Kerninflation müsse deutlicher und nachhaltiger nach unten gebracht werden. „Da sind wir noch nicht.“ Die weltweite Inflation werde in diesem Jahr auf 6,8 (2022: 8,7) Prozent und 2024 dann auf 5,2 Prozent zurückgehen, damit aber noch hoch bleiben.

„Eindeutig ist der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen.“ Gerade die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel erweise sich als hartnäckiger als gedacht. Immerhin sollte die Teuerungsrate in drei von vier Ländern auf dem Rückzug sein.

Die Finanzpolitik dürfe die Inflation nicht anheizen, sondern müsse wieder Puffer aufbauen, die in den vergangenen Jahren genutzt worden seien, so der IWF. Potenzielle Risiken seien erneute Turbulenzen in der Finanzbranche, Überschuldungen ganzer Staaten sowie eine schwächere Entwicklung Chinas, etwa ausgelöst durch Probleme auf dem Immobilienmarkt. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Kartoffelsalat und Würstchen: So teuer wird der Weihnachtsklassiker 2025
23.12.2025

Kartoffelsalat mit Würstchen bleibt zum Fest günstiger als im Vorjahr. Vor allem die Essig-Öl-Variante spart Geld, während regionale...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...