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Zerstörte Panzer und verlorene Aufträge: Wie steht es um Rheinmetall?

Rheinmetall ist ein traditionsreicher und bedeutender Rüstungskonzern. Doch die internationale Konkurrenz schließt auf und bringt den deutschen Panzerbauer um wichtige Aufträge. Gute Aussichten gibt es dennoch.
27.08.2023 10:04
Aktualisiert: 27.08.2023 10:04
Lesezeit: 3 min
Zerstörte Panzer und verlorene Aufträge: Wie steht es um Rheinmetall?
Armin Papperger (r.), Vorstand Rheinmetall, und ein „Infanterist der Zukunft“ stehen vor einem Kampfpanzer Panther KF51 (li.) des Rüstungskonzerns Rheinmetall bei einer Führung durch das Werk Unterlüß. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Rheinmetall steht für modernste Wehrtechnik aus Deutschland. Insbesondere der Leopard-Panzer ist seit den 70er-Jahren ein Argument der Firma für die Überlegenheit ihrer Technik. Mittlerweile wurde der Panther in Paris vorgestellt, der sogar der beste Kampfpanzer der Welt sein soll. Aber auch Schützenpanzer, Luftabwehrsysteme, Flugzeugteile und mehr gelten als besonders starke Produkte des Unternehmens. Mit dem Ausbruch des Ukrainekonflikts wurden etliche Fahrzeuge und Waffensysteme von Rheinmetall an die ukrainischen Streitkräfte übergeben. Doch mittlerweile stellt sich die Frage, ob die Produkte auch den veränderten Anforderungen des modernen Schlachtfelds genügen. Gehört Rheinmetall weiterhin auch die Zukunft, oder ist die AG nur eine Rüstungsfirma unter vielen gleichwertigen Konkurrenten?

Millionen Euro — vernichtet mit einer Billigrakete?

Die Lieferung hochmoderner Panzersysteme an die Ukraine sollte die Wende in dem Krieg bringen. So wurde primär der Leopard-Panzer der Firma Rheinmetall als wahre Wunderwaffe gegen die älteren Modelle der russischen Armee angepriesen. Doch der große Effekt blieb aus. Anders als die Javelin Raketen oder die Himars Mehrfachraketenwerfer aus den USA gilt der Leopard-Panzer aus Deutschland nicht als besonders durchsetzungsstark.

Vielmehr häuften sich die Meldungen der russischen Streitkräfte und der Wagner Gruppe von zerstörter westlicher Technik. In einem nicht verifizierten Bericht wurde sogar postuliert, ein russischer Soldat hätte einen Leopard 2 mit nur einer Panzerabwehrrakete aus der RPG 7 Panzerbüchse samt Besatzung vernichtet. Ein Leopard-Panzer beherbergt eine mehrköpfige Besatzung und kostet mehrere Millionen Dollar, eine RPG-Granate hingegen nur 500 Dollar. Und nicht nur diese günstige Kleinwaffe, auch alte Minen können die teuren Panzer untauglich machen. Zwar wird der Leopard immer noch als hervorragende Waffe eingestuft, doch trüben solche Meldungen den Gesamteindruck.

Zudem wird auch die Hoffnung einiger Kommentatoren damit zerstört, einzelne Kriegsgeräte könnten eine Wende im Ukrainekonflikt herbeiführen. Auch hochmoderne Panzer bedürfen der Luftunterstützung, da sie sonst von einer Mischung aus Minen, Infanterie und Kavallerie (Helikoptern) problemlos ausgeschaltet werden könnten, so Oberst a.D. Wolfgang Richter zur Berliner Zeitung.

Südkoreanische Schützenpanzer für Polen und Australien

Auch im internationalen Markt hat das Unternehmen zuletzt eine Niederlage melden müssen. So konnte sich Rheinmetall mit seinem Schützenpanzer KF-41 Lynx nicht gegen Hanwhas AS-21 Redback durchsetzen, der in Südkorea produziert und nun nach Australien und Polen geliefert wird. Die Modelle lieferten sich am Ende des Wettbewerbs ein Kopf-an-Kopf-Rennen, warum Südkorea letztendlich gewann, ist bisher nicht bekannt. Doch das Unternehmen Hanwha gilt als großer Rivale unter den Panzerbauern, der unter anderem auch Indien mit Großaufträgen beliefern könnte. Und auch Polens Regierung bevorzugt den südkoreanischen Lieferanten, der nicht nur hochwertige Wehrtechnik produziert, sondern auch zügig und in großer Dimension liefern will. Unvergessen dürften die Lieferkettenprobleme Rheinmetalls sein, die zu einer Verzögerung von Lieferungen an die Ukraine führten. So etwas soll sich in Polen wohl nicht wiederholen.

Die Rückkehr zur Materialschlacht

Jahrelang galt der Rüstungssektor als zweitrangig. Außer den USA bereitete sich kaum ein westliches Land im Westen auf größere Kriege vor. Wenn überhaupt, waren kleinere Waffensysteme gefragt, die in asymmetrischen Konflikten zu Tragen kommen sollten. Doch der Ukrainekonflikt verhalf Rüstungsunternehmen weltweit zu einem ungeahnten Auftrieb, auch der DAX profitierte von den steigenden Verkaufszahlen Rheinmetalls. Plötzlich sah sich Europa wieder mit einer Materialschlacht im Stil des 20. Jahrhunderts konfrontiert. Rheinmetall aus Düsseldorf erlebte einen rapiden Aufstieg an der Börse, die medienwirksame Lieferung neuster Panzer an die ukrainische Armee verhalfen dem Unternehmen zu weiterem Auftrieb.

Die Bilder zerstörter Panzer und verlorener Aufträge trüben zwar den Eindruck, doch können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rheinmetall auch Airbus bei der Lieferung von Flugzeugteilen ausgestochen hat und zudem auch Deals in der Elektroautoherstellung schließt, sich also ein neues Standbein aufbaut. Nichtsdestotrotz hat Rheinmetall große Ambitionen, etwa mit dem Bau einer zusätzlichen Fabrik in NRW und der Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems S.A.U.

Glänzende Aussichten oder schwierige Zeiten?

Seinen Status als Produzent von Wunderwaffen dürfte Rheinmetall teilweise verloren haben. Das Unternehmen hat gleichwohl große Pläne, von ungarischen Fabriken über seine westdeutsche Zentrale bis zur spanischen Munitionsherstellung wird der größte Waffenlieferant der Nato weiterhin relevant bleiben. Allerdings muss sich auch Rheinmetall auf die neuen Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts vorbereiten. Dazu gehören die Möglichkeit von Cyberangriffen, eine komplexe Bedrohungslage auch durch Kleinwaffen und das Entstehen hochmoderner Rivalen, die nicht nur eine hervorragende Technik, sondern auch logistische Perfektion liefern können.

 

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Virgil Zólyom

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Virgil Zólyom, Jahrgang 1992, lebt in Meißen und arbeitet dort als freier Autor. Sein besonderes Interesse gilt geopolitischen Entwicklungen in Europa und Russland. Aber auch alltagsnahe Themen wie Existenzgründung, Sport und Weinbau fließen in seine Arbeit ein.

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