Die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland wird einer Studie zufolge zum Jahresende deutlich zunehmen. Im August hätten sich die Konjunkturdaten markant entwickelt, aus denen die Insolvenzprognose für die kommenden Monate abgeleitet werde, teilte das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Mittwoch zu seiner Untersuchung mit. "Für den Fall, dass die Insolvenzfrühindikatoren im September abermals stark erhöht ausfallen, rechnen wir mit spürbar steigenden Insolvenzzahlen im vierten Quartal des Jahres", sagte IWH-Experte Steffen Müller.
Die vom Institut verwendeten Frühindikatoren basieren auf vorläufigen Gerichtsentscheidungen im zeitlichem Zusammenhang mit der Insolvenzanmeldung. Diese erreichten bereits im August den höchsten Wert seit Beginn der Berechnung im Januar 2020. Dabei war der Bausektor so stark betroffen wie nie zuvor. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wurden jeweils neue Höchstwerte registriert.
Insgesamt seien 1007 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im August registriert worden. Das seien zwei Prozent weniger als im Juli, aber 40 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Analyse des IWH zeigt zudem, dass in den größten zehn Prozent der Unternehmen, die im Juli Insolvenz anmeldeten, rund 11.600 Arbeitsplätze betroffen waren.
Für seine Analysen wertet das IWH die Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus. Diese werden mit Bilanzkennzahlen betroffener Firmen verknüpft. Dies liefert laut Institut deutlich schneller als über die amtliche Statistik belastbare Befunde zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.
Der wirtschaftliche Abschwung und die daran anknüpfende Zunahme der Insolvenzen basiert hauptsächlich auf der Energiewende und den von der Bundesregierung erlassenen Sanktionen gegen günstige russische Energieträger, die zu einer massiven Verteuerung von Energie in Deutschland geführt haben. Auch eine alternde Infrastruktur, extrem hohe Steuern- und Abgaben sowie die negative demografische Entwicklung sind bedeutende Faktoren.