Politik

Indien wird in „Bharat“ umbenannt

Premierminister Modi vertritt beim G20-Gipfel das Land „Bharat“ und nicht wie bisher „Indien“. So ist es in Dokumenten des Gipfels zu lesen. Die Umbenennung hat historische Gründe.
09.09.2023 09:58
Aktualisiert: 09.09.2023 09:58
Lesezeit: 2 min

Bei seiner Auftaktrede zum G20-Gipfel hat Indiens Premierminister Narendra Modi hinter einem Schild mit der Aufschrift «Bharat» gesessen. Das dürfte Spekulationen über eine Namensänderung des Landes weiter anheizen. «Bharat» ist ein altes Sanskrit-Wort für Indien, das beispielsweise in der Verfassung als Synonym verwendet und auch in der Bevölkerung häufig benutzt wird.

Manche radikale Hindus stören sich am amtlichen Landesnamen Indien. Sie argumentieren, dieser sei von den britischen Kolonialherren populär gemacht worden und deshalb ein Symbol der Sklaverei. «Bharat» hingegen war laut alten Hindu-Schriften der Name eines sagenhaften Königs, der auf dem Gebiet des heutigen Indiens gelebt haben soll.

Und Modis Regierung versucht derzeit, sich von der kolonialen Vergangenheit zu distanzieren und auf Nationalstolz zu setzen. Indisch zu sein, wird in dem mehrheitlich hinduistischen, aber multireligiösen Indien oft damit gleichgestellt, eben Hindu zu sein.

Vor dem Gipfel in der Hauptstadt Neu Delhi machte bereits eine Einladung für ein offizielles G20-Abendessen in dem Zusammenhang Schlagzeilen. Die Gastgeberin, Präsidentin Draupadi Murmu, wurde dort nicht als Präsidentin von Indien, sondern als «Präsidentin von Bharat» bezeichnet.

Auch in anderen G20-Dokumenten sei der Begriff «Bharat» verwendet worden - eine «bewusste Entscheidung», berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf Regierungskreise.

Deutsche Mittelständler zunehmend an Indien interessiert

Das Interesse deutscher Mittelständler am Wirtschaftsstandort Indien ist nach Verbandsangaben deutlich gestiegen. "Indien boomt. Seit einem Jahr verzeichnen wir 40 bis 50 Prozent mehr Anfragen aus Deutschland", sagte Daniel Raja, Auslandsvertreter beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Indien, der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Anfragen habe in den vergangenen 12 Monaten zwischen 60 und 100 gelegen, ergänzte ein Verbandssprecher.

Gründe für das gestiegene Interesse an Indien seien geopolitische Verwerfungen, Fachkräftemangel, Probleme mit Lieferketten und Unsicherheiten in China.

"Waren es früher eher die Konzerne und global aufgestellte Mittelständler, bekommen wir jetzt auch Anfragen von kleinen Unternehmen", sagte Raja. Auch hinsichtlich Volumen und Dringlichkeit der Anfragen gebe es einen Zuwachs.

Ein deutsches Unternehmen etwa suche aktuell über 5000 IT-Spezialisten auf einen Schlag. Die Unternehmen kämen aus allen Branchen - insbesondere IT, Maschinenbau und Elektrotechnik. Indien punkte mit gut ausgebildeten Fachkräften, niedrigen Kosten und stabilen politischen Verhältnissen.

BVMW-Chef Christoph Ahlhaus begrüßte die Entwicklung. "Klar ist aber auch, dass wir dringend Verbesserungen in Deutschland brauchen", sagte er. "Die Bundesregierung muss sich endlich zusammenraufen und den Deindustrialisierungs-Trend in Deutschland stoppen."

An diesem Samstag hat das Spitzentreffen der G20-Staaten in der indischen Hauptstadt Neu Delhi begonnen. Zur G20 gehören - neben der EU - 19 der stärksten Volkswirtschaften der Erde. (dpa/dpa-AFX)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
29.04.2025

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Jetzt in Gold investieren – warum Edelmetalle unbedingt ins Portfolio gehören
29.04.2025

Goldpreis aktuell? Weiterhin auf Rekordkurs! Während der US-Dollar und die Weltwirtschaft unter Druck geraten, ist das gelbe Edelmetall...

DWN
Politik
Politik Ehemaliger NATO-Generalsekretär Rasmussen warnt: Der Westen steht vor dem Kollaps – Europa muss sich von den USA emanzipieren
29.04.2025

Der frühere NATO-Generalsekretär und dänische Premierminister Anders Fogh Rasmussen warnt vor dem endgültigen Bruch der...

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Auto-Förderung: Wie geht es weiter und was plant die neue Bundesregierung?
28.04.2025

Das Ziel bleibt eindeutig – der genaue Weg aber offen. "Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern", steht im...

DWN
Politik
Politik Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister: Steuerzahlerbund kritisiert Selbstbedienung
28.04.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boeing unter Druck: Zölle verschärfen die Krise beim größten US-Exporteur
28.04.2025

Boeing, der größte US-Exporteur, steckt seit Jahren in einer Krise. Neue Zölle und Handelskonflikte verschärfen sie weiter. Die...

DWN
Panorama
Panorama Stromausfall Spanien und Portugal: Nichts geht mehr - schwierige Suche nach der Ursache
28.04.2025

Ein umfassender Stromausfall Spanien hat am Montagmittag die Iberische Halbinsel erschüttert. Weite Teile Spaniens und Portugals auf dem...