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Einkaufsmanager-Indizes: Europa verliert weltweit den Anschluss

Ein internationaler Vergleich der Einkaufsmanager-Indizes wichtiger Länder zeigt: Europa rutscht in die Rezession.
12.09.2023 09:58
Aktualisiert: 12.09.2023 09:58
Lesezeit: 2 min

Der Vergleich wichtiger Einkaufsmanager-Indizes deutet eine Rezession in Europa an. Wie aus Daten hervorgeht, die im Hellmeyer Report zusammengestellt wurden, verzeichnen europäische Länder (und hier insbesondere Deutschland und Nachbarstaaten wie Österreich, Tschechien und Polen) die stärksten Kursrückgänge, während asiatische Staaten wie Indien oder Indonesien Zuwächse verzeichnen.

Bemerkenswert ist, dass der weltweite Schnitt der Einkaufsmanager-Indizes in den negativen Bereich gerutscht ist.

Im Report wird dazu kommentiert: "Diese Grafik spricht für sich selbst. Sie ist eine Mahnung an Berlin, Wien und Brüssel. Der „Globale Süden“ führt an. Nordamerika (USA, Kanada, keine Energieprobleme) liefern relative Stabilität. Der Westen ex Griechenland, Irland, Australien und Japan) zieht den Weltindex nach unten. Taiwan als „Opfer“ der Deindustrialisierung zu Gunsten der USA zeigt Schwäche. Europa ist der große Verlierer, Berlin und Wien vor allen Dingen. Kommentar: Hinter diesen Konjunkturdaten stehen strukturelle Fehlentwicklungen. Es ist auch ein Mangel an eigenständiger außenpolitischer Agenda. Es ist Zeit, zu handeln."

VDMA: Produktion im Maschinenbau geht zurück

Fehlende Neuaufträge lassen die Produktion der deutschen Maschinenbau-Industrie auch längerfristig schrumpfen. Der Branchenverband VDMA erwartet nun auch für das Jahr 2024 einen realen Produktionsrückgang von 2,0 Prozent, wie er am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Für das laufende Jahr hält der Verband an seiner Prognose fest, die einen Rückgang um ebenfalls 2,0 Prozent vorsieht.

Die Schwächephase der Weltwirtschaft sei in Dauer und Intensität nicht einschätzbar, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers laut einer Mitteilung. Im In- und Ausland fehlten die Impulse für eine kräftige Belebung des Geschäfts. Dazu kämen Inflation, straffe Geldpolitik, der Ukraine-Krieg und die anhaltenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China sowie die heftige Diskussion um wettbewerbsfähige Standortbedingungen. "All das ist ungeeignet, bei den Investoren Zuversicht zu stiften und eine Aufbruchstimmung zu schaffen", beschreibt Wiechers die Lage.

Mit der "heftigen Diskussion um wettbewerbsfähige Standortbedingungen" umschreibt der Verband elegant den Hauptgrund der Krise: infolge der überhastet von der Bundesregierung durchgezogenen Energiewende plus Atom-Ausstieg ist der Wirtschaftsstandort Deutschland international nicht mehr wettbewerbsfähig, weil die Energiepreise geradezu explodieren.

Die Unternehmen profitierten bislang noch von Auftragspolstern, die in den ersten sieben Monaten einen Produktionszuwachs von real 1,7 Prozent ermöglicht hätten. "Aber dieser Puffer schmilzt, und der Auftragseingang des laufenden Jahres liegt bis einschließlich Juli um 14 Prozent unter dem Vorjahr, was sich auf die Produktion negativ auswirken wird", sagte Wiechers.

Exporte nach China und in die USA steigen

Die Branche, zu der neben zahlreichen Mittelständler auch börsennotierte Konzerne wie Thyssenkrupp, Siemens oder Gea gehören, setzt rund drei Viertel ihrer Anlagen im Ausland ab. Größte Einzelmärkte sind die USA und China. Das Chinageschäft zieht derzeit deutlich geringer an als der Absatz in den USA. So seien die Exporte nach China im ersten Halbjahr nominal um 4,4 Prozent gewachsen, erklärte Wiechers. Insgesamt seien die Ausfuhren nominal um 11,5 Prozent gestiegen. "China ist ein Underperformer." Der Absatz in den USA habe um 21,6 Prozent zugelegt.

Zwei Minusjahre in Folge habe es bereits öfter gegeben, sagte Wiechers. Dies sei etwa 2019 und im Corona-Jahr 2020 der Fall gewesen. "Bei uns kommt jetzt keine Panik auf."

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